Webhoster nimmt 70.000 Blogs vom Netz

Tausende Weblogs, die über den Dienstleister Blogetery.com betrieben wurden, sind seit einigen Tagen nicht mehr erreichbar. Der Webhoster Burst.net hat Blogetery abgeschaltet, weil dort terroristisches Material gefunden worden sei.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 117 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.

Der US-amerikanische Web-Dienst Blogetery.com, bei dem rund 70.000 Nutzer ihre Weblogs gepflegt haben, ist seit einigen Tagen nicht mehr erreichbar. Der Webhoster Burst.net habe ohne Ankündigung und Begründung den zuständigen Server vom Netz genommen, erläuterte der Blogetery-Betreiber in einem Forum. Später habe der Hoster die Begründung nachgeliefert, dass sich Strafverfolger über "Material" beschwert hätten, das innerhalb von Blogetery.com veröffentlicht worden sei. Der Blogetery-Betreiber hat nun das Problem, dass er auf den Server nicht mehr zugreifen kann und auch kein vollständiges Backup der dort vorgehaltenen Daten besitzt.

Das US-Newsmagazin CNet berichtete, die US-Polizeibehörde FBI habe am 9. Juli Burst.net darüber informiert, dass innerhalb von Blogetery.com Verlinkungen zu Inhalten des Terrornetzwerks al-Qaida gefunden worden seien. Darunter habe sich eine Liste von Namen von US-Bürgern befunden, die im Visier von al-Qaida stünden, Botschaften von Osama bin Laden und anderen Führern des Terrornetzwerks sowie Bombenbauanleitungen.

Joe Marr, Chief Technology Officer von Burst.net korrigierte laut dem Bericht die Darstellung seiner Kollegen, Blogetery.com sei auf Veranlassung des FBI geschlossen worden. Vielmehr habe Burst.net aus eigenem Antrieb gehandelt. Damit trat Marr auch Spekulationen entgegen, das FBI habe Bestimmungen der US-amerikanischen Antiterror-Gesetze genutzt, um Blogger zum Schweigen zu bringen. Das FBI müsse, um eine Website schließen lassen zu können, den legalen Weg gehen und benötige einen Gerichtsbeschluss.

Das FBI habe vielmehr zunächst im Rahmen einer Anfrage ("Voluntary Emergency Disclosure of Information") nähere Informationen angefordert, da offensichtlich Leben bedroht sei, heißt es in dem Bericht. Burst.net-Mitarbeiter seien irrtümlich davon ausgegangen, dass der Server beschlagnahmt werden solle und hätten ihn vom Netz genommen. Abgesehen davon habe Blogetery gegen die Nutzungsbedingungen von Burst.net verstoßen, erläuterte Marr. Die Bürgerrechter des US-amerikanischen Centre for Democracy & Technology beschweren sich nun laut einem BBC-Bericht darüber, dass tausende unschuldiger Blogs vom Netz genommen worden seien. Der Fall verdeutliche die Zerbrechlichkeit des Rechts auf freie Rede im Internet. (anw)