Das Kommen und Gehen im Planet Reseller

CeBIT ("Welt-Leitmesse") und Planet Reseller ("Teil der DNA") spiegeln den Markt wider. Davon sind die Messemacher in Hannover überzeugt. Trotzdem: Im Fachhandelszentrum ändert sich die Ausstellerstruktur – nicht unbedingt zum Nachteil.

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  • Matthias Parbel
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"Es läuft gut, der Planet ist in der Fläche gegenüber dem Vorjahr gewachsen", Frank Pörschmann, Vorstand CeBIT

(Bild: Wolfgang Kühn)

Wer in den kommenden Tagen das CeBIT-Fachhandelszentrum Planet Reseller besucht, wird sicherlich den einen oder anderen IT-Distributor vermissen. Dafür sind neue Grossisten und vor allem Hersteller vertreten. Der Planet ist – und das bleibt unbestritten – nach wie vor die erste Adresse für den Fachhandel während der CeBIT. Gleichwohl zeigt der Bereich (Halle 14/15) Veränderungen; das nicht erst seit diesem Jahr und nicht unbedingt zum Nachteil der Veranstaltung.

Präsentierten sich in der Vergangenheit (der Planet begeht 2013 seinen elften Geburtstag) unter den Distributoren die großen und bekannten Marktplayer, so hat sich deren Zahl im Laufe der Jahre deutlich reduziert. Klar, api dominiert nach wie vor im Fachhandelszentrum; in diesem Jahr größer denn je. Aber andere sehen ihre Prioritäten jetzt woanders, nicht mehr in Hannover. Das mag auf den ersten Blick nach einer Abkehr des ITK-Großhandels von der CeBIT aussehen. Tatsächlich aber lässt sich die Distribution nach wie vor in Hannover sehen. Entweder wie die Broadliner, die zwar nicht mit einem eigenen Stand vertreten sind, wohl aber als Partner auf anderen Messeständen während der CeBIT Flagge zeigen, oder zumindest als Besucher mit vollem Terminplan.

So gesehen, kann die Entwicklung im Planet keinesfalls die Begeisterung von Frank Pörschmann über die CeBIT 985703:trüben. Der überzeugte Messemacher und Vorstand der CeBIT ist felsenfest überzeugt von der "Weltleitmesse für den Hightech-Sektor". Natürlich, gibt er im Gespräch mit heise resale zu, müsse sie ständig angepasst werden, an neue Themen und an die wirtschaftlichen Veränderungen in den beteiligten Ländern. Wesentlich aber sei "die Ausrichtung der CeBIT als Mehrwertveranstaltung". Darum werde auch in Zukunft die CeBIT "eine Plattform für Geschäftsanbahnung bleiben". Zwar könnten sich die Instrumente ändern, aber das Ziel bleibe das Gleiche. Ebenso die Internationalität. Denn trotz wirtschaftlicher Probleme in vielen Ländern, wachse die Hightech-Branche nach wie vor. Und das gebe der CeBIT immer wieder neuen Schwung.

"Für uns ist die CeBIT, neben der comTeam-Systemhauskonferenz, die wichtigste Plattform", Sven Glatter, Geschäftsführer comTeam

(Bild: Wolfgang Kühn)

Für die diesjährige Veranstaltung sei die belegte Fläche in etwa so groß wie im Vorjahr. Zwar falle die Halle 26 weg, dafür werde die 18 wieder genutzt. "Für uns als Veranstalter ist es wichtig, dass wir eine positive Umsatzentwicklung fahren". Die sei gewährleistet, versichert Pörschmann und betont: "Die CeBIT ist wirtschaftlich eine kerngesunde Veranstaltung". Dies treffe auch für das Fachhandelszentrum Planet Reseller zu. "Es läuft gut, der Planet ist in der Fläche gegenüber dem Vorjahr gewachsen", versichert der CeBIT-Chef. Trotzdem: Der Anteil der Distributoren unter den Ausstellern im Planet nimmt ab. Das will Pörschmann zwar nicht in dieser Deutlichkeit bestätigen, wohl aber, dass die Anzahl der Hersteller im Fachhandelszentrum zumindest nicht weniger als im Vorjahr seien.

Nachdem sich in den vergangenen Jahren immer mehr Grossisten Schritt für Schritt aus dem Planet zurückgezogen oder ihre Präsenz reduziert haben, gibt es trotzdem Teilnehmer, die durch schiere Größe schon einmal hervorstechen. Beispielsweise der schon erwähnte Aachener Distributor api mit dem Stand D26. Auf mehr Ausstellungsfläche als 2012 bietet der Grossist auch dieses Jahr wieder Platz für verschiedene Hersteller, so unter anderem für Acer, Asus oder auch Cherry.

Ebenfalls auf Expansionskurs bewegt sich die CE-Verbundgruppe ElectronicPartner zusammen mit der eigenen Systemhausgruppe comTeam. Am Stand F79 präsentiert die Gruppe nicht nur sich selbst und die neu gegründeten Gesellschaften wie comTeam Portale GmbH oder comTeam ERP GmbH, sondern eine Vielzahl an Unterausstellern. So beispielsweise Also, womit der Broadliner im Planet sichtbar ist. Und nicht nur dort, sondern als Unteraussteller noch in den Hallen 4 und 13. Ähnlich bewegen sich die beiden Mitbewerber Ingram Micro und Tech Data auf der CeBIT. Sie meiden zwar als Unteraussteller den Planet, sind in Form von Tech Data Azlan in Halle 2, Stand B30, beziehungsweise als Ingram Micro in der Halle 4, Stand A26, aber vertreten.

Wiederholt im Planet dabei ist Wortmann. Ähnlich dem Vorjahr, veranstaltet der Hersteller und Distributor am Vortag der CeBIT am Stammsitz in Hüllhorst ein Kick-Off. "Etwa 250 Partner werden zur Veranstaltung kommen und sich bei Vorträgen über Produkte und Lösungen informieren", so Aufsichtsratsmitglied Robin Wittland gegenüber heise resale. Am nächsten Tag geht es dann zur CeBIT nach Hannover. Dort können sich die Fachhandelspartner nicht nur am Wortmann-Stand bei ElectronicPartner tummeln, sondern ausgiebig im Planet Reseller umsehen. "Für uns ist diese Präsenz zur CeBIT wichtig. Da haben wir jedes Jahr sehr viele Kontakte mit Bestandspartnern und potenziellen Fachhandelspartnern. Denn die CeBIT ist – und ich hoffe, dass sie es auch bleibt – die weltweit größte Messe".

"Nach dem Kick-Off bei uns im Unternehmen besuchen die Fachhandelspartner den Planet", Robin Wittland, Aufsichtsratsmitglied Wortmann AG

(Bild: Wolfgang Kühn)

Neben den Distributoren sind noch eine Reihe Hersteller bei EP/comTeam vertreten, so unter anderem Avaya, Oki, TANSS/Server Eye/mention, AVM oder auch Reiner SCT in Kooperation mit Lexware.

Ebenfalls wieder dabei – und in diesem Jahr mit einer um 200 Quadratmeter größeren Fläche – ist Jan Nintemann mit seinem Gemeinschaftsstand ICP@CeBIT (Reseller Park H74). Hier bündelt er auf mittlerweile 1.000 Quadratmetern eine Reihe Firmen wie Eno, Trekstor, Symantec/Norton oder auch Witter. Mitaussteller Eno Telecom feiert in diesem Jahr nicht nur das 20-jährige Firmenjubiläum, sondern zugleich auch 20 Jahre CeBIT-Beteiligung. "Sie ist seit 20 Jahren eine sehr gute Plattform um unsere Kunden zu treffen und um neue Kontakte zu knüpfen", unterstreicht Geschäftsführer Ron Bulla. Nintemann versteht seinen Gemeinschaftsstand nicht nur als wichtige Anlaufstelle für den ITK-Fachhandel, sondern als einen Platz mit guter Arbeitsatmosphäre. Außerdem sei dies "der der größte Stand im Planet", stellt Nintemann stolz fest.

Trotz solcher Erfolgsmeldungen, müssen sich die Messemacher in Hannover mit Abgängen im Planet befassen. Auch wenn die Gesamtfläche des Fachhandelszentrums etwas größer als 2012 ausfällt. Aber Grossisten wie beispielsweise ActionIT fehlen. Zumal der Komponentendistributor im vergangenen Jahr noch mit einem eigenen Messestand vertreten war. Doch dieses Mal, so Geschäftsführer Gernot Sonnek, wolle man sich auf andere Veranstaltungen konzentrieren. Gleichwohl sei dies keine endgültige Absage an Hannover. Im kommenden Jahr könne durchaus eine andere Entscheidung fallen.

Auch Unternehmen wie Verbatim probieren sich an anderen Veranstaltungsformen. Obwohl man mit dem CeBIT-Engagement 2012 "durchaus zufrieden" war, werde laut Marco Alisch der Hersteller die CeBIT als Aussteller schwänzen. Und nicht nur die, sondern auch die IFA Anfang September in Berlin. Etwas anders sieht es beispielsweise beim Distributor Comline aus. Auch da ist für dieses Jahr CeBIT-Abstinenz geboten. Aber dafür denkt man an andere Messen. "Wir werden erstmals in diesem Jahr zur IFA ausstellen", wurde gegenüber heise resale bekundet. Von dem Engagement in Berlin erhoffe man sich eine bessere Zielgruppenansprache. Und der ebenfalls schon angesprochene Grossist Wave, im vergangenen Jahr mit einem respektablen Stand im Planet vertreten, bleibt in diesem Jahr ebenfalls fern. Auch da achte man auf die Entwicklung im Fachhandelszentrum, sieht aber zumindest für 2013 die Prioritäten in anderen Aktivitäten.

"Kosatec ist wieder da", hieß es noch 2012. Für dieses Mal allerdings lautet die Devise: Kosatec bleibt weg. Nicht dabei auch Systeam. Der Spezialdistributor ist von dem, was sich im Planet tue, nicht unbedingt überzeugt. Obwohl, wie Geschäftsführer Volker Mitlacher sagt, die Messegesellschaft ihm ein durchaus attraktives Angebot gemacht hätte. "Aber wenn im Grunde immer weniger Händler nach Hannover fahren und von denen wiederum im Großen und Ganzen immer die gleichen Händler die Ausstellerstände besuchen, muss man bei dem finanziellen und personellen Aufwand auf wirkungsvollere Veranstaltungen setzen". Die habe Systeam unter anderem mit der eigenen Hausmesse und einer Reihe von Themenveranstaltungen gefunden.

"Wir setzen auf wirkungsvollere Veranstaltungen wie Hausmesse oder Themenveranstaltungen", Volker Mitlacher, Geschäftsführer Systeam

(Bild: Systeam)

Ähnlich sieht es bei dem TK-Verbund aetka aus. Obwohl 2012 "mit dem Planet nicht unzufrieden", konzentriere man sich jetzt auf das jährliche Geschäftsführer-Treffen, das im Juni stattfinden werde. Und für die Konzernmutter Komsa biete die IFA ohnehin die bessere Plattform, wie Pressesprecherin Katja Förster erklärt. Dafür aber tritt man mit Komsa Systems auf der CeBIT (Halle 13, Stand C16) auf: "Da finden wir in der Halle 13 das richtige Umfeld vor." Ebenfalls außerhalb des Planet – aber das ist schon fast Tradition – befindet sich einmal mehr der Saarbrückener Distributor Fröhlich + Walter. Man fühle sich da (Halle 11, Stand D07) einfach wohl und vor allem im richtigen Umfeld.

Hingegen drinnen im Planet ist und bleibt beispielsweise Herweck. Der TK-Distributor präsentierte sich im vergangenen Jahr erstmals im Fachhandelszentrum. Dieses Jahr stellt der Grossist auf dem Stand H35 nicht nur eigene Lösungen wie das neue "Premium Partner Shop"-Konzept vor, sondern auch in Verbindung mit Herstellerpartnern neue Produkte und Lösungen. "Wir möchten mit unserem diesjährigen Auftritt unser ganzheitliches Portfolio erlebbar machen", unterstreicht Vorstand Jörg Herweck. Erstmals mit einem eigenen Messestand (D12) präsentiert sich auch Intos Electronic im Planet. "Nach der erfolgreichen Teilnahme am comTeam-Gemeinschaftsstand 2012 war es für uns die logische Konsequenz, in diesem Jahr mit einem eigenen Stand den nächsten Level zu erreichen. Vom Planet erwarten wir interessante Gespräche und gute Kontakte in einer entspannten Atmosphäre", erklärt Vorstandsvorsitzender Wolfgang Isenberg.

Auf die neuen Produkte, vor allem bei Tintenstrahldruckern setzt in diesem Jahr Brother. Und das nicht nur außerhalb des Planet in der Halle 7, sondern auch mittendrin im Fachhandelszentrum (Stand F66). Firmensprecher Jörg-Stefan Schmitt begründet den Gang in den Planet damit, dass "wir dem Fachhandel Produktlösungen kommunizieren wollen". Zudem könne ein Unternehmen im Planet sehr effizient neue Kundenkontakte schließen. "Dort findet man ein sehr großes Kommunikationspotenzial vor." Etwas differenzierter hingegen urteilt Rainer Schmelzle über das Fachhandelszentrum der CeBIT. Als langjähriger Aussteller im Planet, hat der Verkaufsleiter von Electronic Sales "schon im vergangenen Jahr den Eindruck bekommen, dass aus dem ITK-Umfeld immer weniger Distributoren im Planet vertreten sind. Die aber fehlen den Fachhandelsbesuchern." Trotzdem steht Schmelzle hinter dem Planet, weshalb Electronic Sales auch in diesem Jahr wieder ausstellt (Stand F76). "Allerdings um ein Stück weit verkleinert." Grund: "Im vergangenen Jahr war der Zuspruch spürbar geringer als 2011". Diesen Abwärtstrend vermutet der Verkaufsleiter auch darin, dass "es immer mehr regionale Veranstaltungen wie Roadshows rund um unser Thema E-Commerce gibt. Das nutzen viele Kunden, um aufwändige Reisekosten zu sparen".

"Für einen mittelständischen Distributor ist das Kosten-Nutzen-Verhältnis für einen eigenen Messeauftritt schwierig", Patrick Köhler, Vorstand B.Com

(Bild: Wolfgang Kühn)

Mit diesem Argument begründet auch Patrick Köhler – nach wie vor – die Zurückhaltung als Aussteller. Der Vorstand des Distributors B.Com in Köln sagt dazu: "Für einen mittelständischen Distributor ist die CeBIT zwar eine wichtige Kontaktbörse, aber das Kosten-Nutzen-Verhältnis für einen eigenen Messeauftritt ist bei diesen Großveranstaltungen schwierig". Auch wenn der Planet ein gutes und erfolgreiches Konzept sowie für den IT-Fachhandel ein Top-Branchentreff sei, hätten sich bei dem "Personal- und Materialaufwand kleinere, fokussiertere Veranstaltungen wie beispielsweise Hausmessen unserer Partner als sinnvoller erwiesen". Unabhängig davon würden Geschäftsleitung, Marketing- und Produktmanagement die CeBIT und vor allem den Planet Reseller zu Gesprächen und Kontakten besuchen. "Schließlich ist doch jedes Jahr das Who-is-Who der ITK vor Ort – ob als Besucher oder als Aussteller."

Dass Aussteller und Besucher verstärkt auf den Kosten-Nutzen-Aspekt achten, bestätigen nicht nur Schmelzle oder Köhler. Auch die Messemacher können sich diesen Argumenten nicht verschließen. Trotzdem müssten die Unternehmen erkennen, wie attraktiv "das Erfolgskonzept Planet" sei. Denn die CeBIT sei Trendbarometer und beschleunige Trends, sagt Messechef Pörschmann und betont: "Wir bieten die Plattform für viele Trendsetter." Deshalb vertrete er auch den Standpunkt, dass Hausveranstaltungen in einem bestimmten Rahmen sinnvoll sein könnten, aber darüber könnten die Unternehmen nur bestehende Kunden ansprechen. Keinesfalls würden sich solche Events dazu eignen, "um in neue Geschäftsfelder reinzukommen und neue Geschäfte zu entwickeln". (map)
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