c't Fotografie 5/2018
S. 128
Der Himmel in der Schwarz-Weiß-Fotografie
Aufmacherbild

Die Bedeutung des Himmels in der Schwarz-Weiß-Fotografie

Himmelsblau auf Farbfotografien gerät sehr leicht zum Postkartenklischee. Ein schwarz-weißer Himmel kann dagegen sehr unterschiedliche Bildwirkungen erzeugen, eines ist er dabei gewiss nicht: seicht und kitschig. Der künstlerisch arbeitende Fotograf Torsten Andreas Hoffmann zeigt auf den folgenden Seiten, wie stark der Himmel in der Schwarz-Weiß-Fotografie die Wirkung eines Bildes beeinflusst: Es entstehen harmonische, disharmonische, surreale, mystische, bedrohliche, aber auch liebliche Stimmungen.

Der Himmel entscheidet über die Atmosphäre eines Bildes

Während sich die meisten Menschen über Hochdruckgebiete mit viel Sonnenschein und möglichst blauem Himmel freuen, gelten für den Schwarz-Weiß-Fotografen ganz andere Gesetze. Er interessiert sich eher für Tiefdruckgebiete, denn diese bieten meist das vielfältigere Wolkenspektrum am Himmel, und das verleiht den meisten Bildern ihre besondere Atmosphäre (siehe auch den Artikel über „Wetterfotografie“ ab Seite 44 in dieser Ausgabe).

Während dieses Bild aus dem Harz in Farbe schon etwas süßlich wäre, geht es in Schwarz-Weiß am Kitsch vorbei. Die Atmosphäre – die sichtbar gewordene Luft – überlagert fast das ganze Bild und erzeugt die starke Stimmung. 105 mm | ISO 200 | f/13 | 1/200 s

Wie das Wort Atmosphäre schon sagt, handelt es sich dabei um etwas nicht so leicht Greifbares. Einen guten Maler erkennt man unter anderem daran, wie er „Luft“ malt und auch für den Fotografen ist es von großer Bedeutung, die Luft des Himmels zu einem intensiven Bildeindruck zu verdichten. Hat man die Atmosphäre eines Bildes früher in der analogen Dunkelkammer verstärkt, so kommt es heute gerade bei der Nachbearbeitung des Himmels am PC darauf an, die Klaviatur der modernen Bildbearbeitungsprogramme von Photoshop über Lightroom bis zur Spezialanwendung Silver Efex mit Leichtigkeit spielen zu können. Noch wichtiger aber ist es, intensiv zu sehen und beim Betrachten auch etwas zu empfinden, denn nur das wirklich Empfundene kann zu einem Bild gestaltet werden, das beim Betrachter ebenfalls Emotionen auslöst.