c't 10/2022
S. 3
Standpunkt

Informationsflut: Ein wenig Distanz halten

Nachdem sich Robinson Crusoe so halbwegs auf seiner Insel eingerichtet hatte, hielt der Schiffbrüchige als "bösen" Aspekt seiner Situation fest: "Ich bin von der Menschheit getrennt, ein Einsiedler, verbannt vom Menschengeschlechte." Ob der Autor Daniel Defoe Crusoe das heute immer noch so negativ sehen lassen würde? Schließlich hat es gegenwärtig auch seine Vorzüge, mal vom Menschengeschlechte getrennt zu sein – zumindest von dem Teil, der einen mit einer digitalen Reizüberflutung überzieht.

Längst werben Urlaubsveranstalter mit Digital Detox, also dem Nichtvorhandensein von WLAN und sogar Strom. Wenigstens für ein paar Wochen im Jahr will man wirklich offline sein – abgeschnitten von der permanent und von überall her auf einen einströmenden Verfasstheit der Welt.

Per Facebook, WhatsApp & Co. mit seinen Freunden quatschen und sich auf Dutzenden Nachrichten-Sites über das Geschehen in Berlin und Kyiv informieren: Das mag nützlich und wünschenswert sein. Die Fülle an Austausch- und Nachrichtenkanälen wirkt sich aber spätestens dann negativ aus, wenn man wie ein Süchtiger nach dem nächsten Like-Klick giert oder der nächsten Schreckensnachricht hinterherdoomscrollt.

Auch mir passiert es immer wieder, dass ich zu viel Nachrichten konsumiere. Schleichend erhöhe ich meine Informationsdosis und lasse mich treiben.

Zum Schluss ist man top informiert über Covid-19, den Klimawandel, die angesagtesten Hashtags und TikToker. Aber was hat man eigentlich davon? Nicht selten schlechte Laune und das Gefühl, trotz aller Informiertheit dennoch etwas verpasst zu haben.

Geht es Ihnen auch so? Dann bringen Sie wieder mehr Distanz zwischen sich und das hektische Weltgeschehen. Ab Seite 64 haben wir ein paar Tipps dafür. Sie müssen sich nicht gleich auf eine einsame Insel zurückziehen.

Jo Bager
Jo Bager

Jo Bager

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