Make 06/2023
S. 3
Make
Editorial

Der Lohn der Reparatur

Wir Maker sind ja oft diejenigen, die sofort gerufen werden, wenn etwas nicht funktioniert (siehe die Report-Artikel in diesem Heft etwa auf den Seiten 19, 30, 94). Intern nennen wir diese Artikel „Heldenreisen“. Seien es Computerprobleme („Du arbeitest doch mit Computern“), Waschmaschinen, die nicht waschen („Bestimmt die Elektronik“) oder wenn der Blu-ray-Player streikt.

Mein Schwager wollte mit meiner Schwiegermutter einen Film anschauen und der Player funktionierte nicht. Gut, der Film wurde dann per Streaming-Abo geguckt, Luxusprobleme. Der Player stand ein paar Wochen bei mir, bevor ich ihn mir anschauen konnte. An sich war er schon abgeschrieben, mein Schwager wollte einen neuen kaufen. Die Fehlerbeschreibung lautete: „Der Player ist kaputt, die Schublade geht nicht zu!“

Hätte mich das stutzig machen sollen? Ich versorgte also den Player mit Strom und ja, die Schubladenmechanik gab keinen Mucks von sich. In meinem Kopf ging es schon um Elektronikprobleme, defekte Motoren, Staub auf den Sensoren und so weiter. Also erst mal aufschrauben. Dabei bot sich mir das Bild rechts. Ohne weitere Demontage konnte die Disk mit ein paar Tricks vorsichtig aus dem Mechanismus herausgezogen werden. Ob der kleine Kratzer auf der Unterseite dabei oder beim „Einlegen“ entstanden ist, bleibt ungeklärt. Player und Disk sind gerettet und noch intakt, wieder Elektroschrott vermieden und die „Kunden“ sind zufrieden.

Hier wird aber auch deutlich, wie wichtig die Kommunikation zwischen „Kunde“ und „Reparateur“ ist: Eine Fehlerbeschreibung wie „Hat meine Disk gefressen“ wäre so viel hilfreicher gewesen.

Das zeigt auch, wie wichtig Repair-Cafés (Seiten 54 und 60) sind. Viele Nutzer von Geräten wissen einfach zu wenig über das Innenleben der Dinge, haben nicht das richtige Werkzeug für die Reparatur oder bei netzbetriebenen Geräten zu Recht Respekt. Bei den Preisen für einfache Konsumgeräte lohnt sich die Reparatur in einer Fachwerkstatt oft einfach nicht, die Kosten für Ersatzteile und Arbeitslohn sind schnell höher als für ein neues Gerät. Dabei sind viele häufige Defekte eigentlich einfach zu beheben: Das zeigen auch die Statistiken der Repair-Cafés. Jeder, der ein wenig Bastelgeschick hat, kann dort mitmachen und zum echten Reparier-Profi-Maker werden.

Als Lohn winkt selten Geld, aber Anerkennung und Erfolgserlebnisse, vielleicht auch Kuchen und leuchtende Kinderaugen, wenn wieder ein Spielzeug repariert wurde. Egal ob im privaten Umfeld oder im Repair-Café: Man lernt eine Menge über den Aufbau und die Funktion der Geräte. Haben Sie Mut zur Reparatur!

Carsten Wartmann

Carsten Wartmann