Bier trinken und die Welt retten
Die Vorläufer des Reinheitsgebots beim Bierbrauen stammen aus dem 14. Jahrhundert. Zum Beispiel aus Nürnberg: Im Jahr 1303 ordnete der Stadtrat an, dass wegen der Hungersnot nur Gerste zum Brauen von Bier verwendet werden sollte, andere Getreidesorten sollten dem Brotbacken vorbehalten sein. Gut 700 Jahre später gibt es endlich eine Lösung für dieses Dilemma: Knärzje. Das Wort bezeichnet im Hessischen das harte Endstück des Brotlaibs. Denn daraus wird Deutschlands „erstes bio-zertifiziertes Zero-waste-Bier“ gebraut: aus altem Brot. Das gleichnamige Start-up in Frankfurt am Main sammelt Reste von Bäckereien aus der Gegend ein. „Für uns ist das Ende des Brots der Anfang eines besonderen Bieres“, wirbt Gründer Daniel Anthes.
Das aus altem Brot gebraute Bier Knärzje gibt es online unter
knaerzje.de sowie unter anderem in Läden von Alnatura und Rewe.
Foto: Knärzje
Böller aus Bits und Bytes
Lärm, Feinstaub, Müll: Für die einen ist das Feuerwerk das Beste an Silvester, für die anderen ist es eine einzige Umweltkatastrophe. Deshalb erwägen etliche Städte ein Verbot. Amsterdam hat den Plan bereits in die Tat umgesetzt, seit Silvester 2021 sind Böller und Raketen für Privatleute verboten. Trotzdem konnten die Einwohner der Stadt ein Feuerwerk erleben – mit Augmented Reality auf dem Smartphone. Feelgood Vuurwerk blendet den spektakulären Feuerzauber in das Realbild der Kamera ein, darunter auch leuchtende Drachen oder glitzernde Pokémons. Das private Feuerwerk auf dem Smartphone kostet zwischen 5 und 50 Euro. Aus den Einnahmen werden Schlafsäcke für Obdachlose hergestellt.
Der Feuerwerkshersteller Feelgood Vuurwerk stellt zwar nach wie vor konventionelle Raketen her, aber unter
feelgoodvuurwerk.nl kann man auch virtuelles Himmelsspektakel kaufen.
Bild: Feelgood Vuurwerk / Better Together Agency, The X and WINK in collaboration with the Municipality of Amsterdam, A'DAM Toren and Sheltersuit Foundation
Ein Klick, ein Baum
Alle Welt blickt derzeit auf Microsofts Bing, das jetzt mit der mächtigen KI GPT4 arbeitet. Damit dürfte der ohnehin horrende Energieverbrauch von Suchmaschinen weiter steigen. Dass Websuche auch zu ökologischen Ideen passt, beweist Ecosia. Die Einnahmen aus den Suchanzeigen werden hier dazu verwendet, um Bäume zu pflanzen. 170 Millionen sollen es bereits sein. Wo diese wachsen, beschreibt das Berliner Unternehmen auf seiner Webseite.
Wo die aus Suchanzeigen gewonnenen Ecosia-Erlöse das Pflanzen von Bäumen finanzieren, zeigt die Website der Suchmaschine
ecosia.org .
Foto: Shane Thomas McMillan
Aus Alt mach Neu
Eine Alternative zu kurzlebigen Top-Smartphones ist das Fairphone des gleichnamigen niederländischen Unternehmens. Mittlerweile technisch auf Augenhöhe mit anderen Mittelklasse-Mobiltelefonen punktet es mit dem Versprechen, dass jeder Besitzer die wichtigsten Teile wie Akku oder Bildschirm zu fairen Kosten selbst tauschen kann. Unterm Strich sollen die CO2 -Emissionen 30 Prozent niedriger liegen als bei herkömmlichen Geräten. Neuerdings bietet Fairphone auch aufbereitete Gebrauchtmodelle an. Und Wettbewerber Shift aus Wabern hat das nachhaltige Konzept auf ein Convertible Notebook mit abnehmbarer Tastatur und Noise-Cancelling-Kopfhörer übertragen.
Selbst schrauben für die Nachhaltigkeit: An Mobiltelefonen von
fairphone.com oder
shift.eco (hier im Bild) können Besitzer defekte Teile selbst tauschen.
Foto: Shift /Jonathan Linker
Arbeiten und Strampeln
Ein Trimmrad mit Generator, der Strom erzeugt für – ja, für was eigentlich? Wer nicht gerade die Beine eines Radprofis hat, der mit einer Leistung von bis zu 500 Watt in die Pedale tritt, wird bestenfalls eine Glühbirne zum Leuchten bringen. Doch das könnte reichen, um zumindest ein Smartphone aufzuladen. Das hat sich auch der PC-Hersteller Acer gedacht, der mit eKinekt im Sommer ein Trimmrad auf den Markt bringen wird, das am Lenker mit einem höhenverstellbaren Schreibtisch gekoppelt ist. Im Arbeitsmodus fährt man aufrecht und kann bequem tippen, im Sportmodus lehnt man sich nach vorne und kann im Zwischensprint etwas auf dem Bildschirm lesen. Ein integriertes Display und eine App informieren über die geleistete Strampelarbeit und die verbrannten Kalorien.
Strampeln für Strom bei der Arbeit möchte
acer.com seinen Kunden nahebringen.
Foto: Acer
Stilles Örtchen ohne Chemie
Wenn sich ein kleines oder großes Geschäft ankündigt, ist das Dixi-Klo oft die letzte Rettung. Die ikonischen blauen Plastikhäuschen gehören zu Open-Air-Veranstaltungen wie ohrenbetäubende Musik und Matsch und auf Baustellen sind sie sogar obligatorisch. Umweltfreundlich geht allerdings anders. Zum Beispiel mit Kompotoi. Damit verschafft die gleichnamige Schweizer Firma dem Toilettenhäuschen aus Holz ein Comeback – sogar mit dem ausgesägten Herz in der Tür. Es kommt ohne Chemie aus, die Fäkalien werden kompostiert und werden zu Dünger. Das ist ideal für Schrebergärten, der Hersteller vermietet die Häuschen aber auch für Veranstaltungen oder Baustellen. Kompotoi gibt es zum Sitzen, als Pissoir sowie in einer größeren Ausführung barrierefrei für Rollstühle. Die Hände wäscht man in einem separaten Waschbeckenmodul.
Herzhausen in modern von der Schweizer Firma
kompotoi.ch .
Foto: Désiree Laroche / Kompotoi
Käpt’n Iglo fängt jetzt Visch
Wer bei Überfischung, unerwünschtem Beifang und Umweltzerstörung nicht mehr mitmachen möchte, kann auf pflanzliche Alternativen umsteigen. Plant-based Fish, sogenannten Visch, gibt es mittlerweile in vielen Supermärkten, etwa vegane Fischstäbchen, Räucher-„Lax“, Shrimps, Tintenfischringe oder veganen Kaviar, auch von traditionellen Herstellern mit nicht-veganer Historie wie Iglo. Doch die pflanzenbasierten Produkte, die so tun, als seien sie Fisch, sind nur ein Zwischenschritt zu Produkten, die im Labor aus Fischzellen gezüchtet werden. Nah dran am Produkt ist Bluu Seafood, eine Fraunhofer-Ausgründung in Lübeck. Das Start-up hat im vergangenen Jahr Fischstäbchen vorgestellt, die aus kultivierten Fischzellen und pflanzlichen Proteinen produziert werden. Noch in diesem Jahr soll die Pilotproduktion starten, bis Ende des Jahres erhofft sich Bluu Seafood eine Zulassung in Singapur – das Land ist Vorreiter bei der Einführung biotechnologisch hergestellter Lebensmittel wie auch synthetischem Fleisch. Danach sind die USA und Europa dran.
Die gebackenen Stäbchen von
bluu.bio sehen aus wie Fischstäbchen – und sind es irgendwie auch.
Foto: Bluu GmbH / Wim Jansen