MIT Technology Review 7/2023
S. 42
Titel
Industrie
Das BMW-Elektromotorrad zeigt unter dem AR-Röntgenblick des Tablets sein Innenleben – virtuelle Bauteileüberlagerung heißt das im Fachjargon.
Das BMW-Elektromotorrad zeigt unter dem AR-Röntgenblick des Tablets sein Innenleben – virtuelle Bauteileüberlagerung heißt das im Fachjargon.
Foto: Karsten Lemm

Röntgenblick und Feenstaub

AR- und VR-Anwendungen in der Industrie schienen bislang die ewige Zukunft zu sein. Nun sickert die Technologie tatsächlich in die Fertigungshallen.

Karsten Lemm

Ein Blick aufs Tablet zeigt, was der CE 04 so alles unter der Haube hat: Steuergeräte, Kabelstränge, Steckverbindungen – das ganze Innenleben eines E-Scooters, das sich eigentlich hinter Abdeckungen und Verkleidungen verbirgt, liegt plötzlich offen. „Was wir hier sehen, ist eine virtuelle Bauteileüberlagerung“, erklärt Tom-Li Kämper, Innovationsmanager beim BMW-Werk in Berlin. „Der Kabelbaum, der physisch installiert ist, wird wie mit einem Röntgenblick sichtbar gemacht und in Echtzeit auf das Fahrzeug projiziert.“

Egal wie der 30-jährige Ingenieur sein iPad hält, ob er um den Scooter herumgeht, den Blickwinkel ändert, in das Bild hineinzoomt oder wieder heraus: Immer folgt die digitale Projektion den Bewegungen, legen sich Computergrafiken aller Bauteile passend über das Livebild, das die Kamera einfängt. Es ist ein klassisches Beispiel für Augmented Reality (AR), die Erweiterung der physischen Realität durch Echtzeitinformationen aus dem virtuellen Raum.