MIT Technology Review 3/2024
S. 65
Report
Jubiläum

Starker Abgang

Vor 40 Jahren wurde der Fusionsreaktor JET eingeweiht. Jetzt wird er abgebaut, doch kurz vor dem Ende lieferte er noch einmal Rekordergebnisse.

Wolfgang Stieler

Im April 2024 wäre das Zentrum für Fusionsforschung im britischen Culham 40 Jahre alt geworden. Wenn es nicht Ende 2023 in Folge des Brexits geschlossen worden wäre. Aber Physiker, die sich damit beschäftigen, die Energiequelle der Sonne auf der Erde nachzubilden, lassen sich bekanntlich nicht so schnell unterkriegen: Sie verlegten das Jubiläum einfach ein Jahr nach vorne und feierten es bereits 2023. Technisch betrachtet war das durchaus korrekt. Denn die erste Plasma-Fusion in dem Fusionsreaktor wurde tatsächlich bereits im Juni 1983 gezündet; nur die offizielle Einweihung des Joint European Torus (JET) durch die Queen musste bis zum April 1984 warten.

Die Idee, aus der Verschmelzung von Atomkernen Energie zu gewinnen und damit ein Kraftwerk zu betreiben, ist ein Kind der technikoptimistischen 1950er-Jahre. Auf der theoretischen Ebene war bereits damals klar, dass man dafür ein enorm heißes Plasma herstellen müsste, das unter einem gigantischen Druck steht, damit es nicht gleich wieder auseinanderfliegt. Aber wie sollte man das bewerkstelligen?