Elektroauto: Erste Fahreindrücke aus dem Fisker Ocean

Das Elektroauto-Start-up des ehemaligen BMW-Designers Henrik Fisker stellt den Fisker Ocean mit 116 kWh vor. Ein Vorserienauto ermöglichte erste Fahreindrücke.

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Elektroauto Fisker Ocean
Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Wolfgang Gomoll
Inhaltsverzeichnis

Henrik Fisker stellt sich mit seinem Start-up gerade einer Menge neuer Elektroautos. Sein erstes Auto: Der Fisker Ocean, ein 4,77 Meter langer E-Crossover vom Format eines Tesla Model Y, Zeekr 001 oder Polestar 2. "Wir haben einen Plan", erzählt der gebürtige Däne und gelernte Designer, aus dessen Feder Autos wie der BMW Z8 stammen. Die Finanzierung stehe und erste Fahrzeuge seien ausgeliefert, unlängst seien 45 Fahrzeuge in München an Kunden übergeben worden.

Über die genaue Strategie will Fisker noch nicht reden, doch Pläne gibt es bereits. So will er bis 2027 ein CO₂-neutral produziertes Auto auf den Markt bringen. Der Fisker Ocean soll immerhin bereits zu 50 Kilogramm aus wiedergewonnenen Stoffen bestehen und mehr als 70 Prozent der Zulieferer der Produktion bei Magna Steyr liegen weniger als 1000 Kilometer entfernt.

Fisker Ocean (5 Bilder)

Der Fisker Ocean ist ein 4,77 Meter langes E-Crossover vom Format eines Tesla Model Y oder Polestar 2.

Maximal 707 Kilometer beträgt die Reichweite des Fisker Ocean dank einer Kapazität der Akkus des chinesischen Herstellers CATL von 113, netto 106 kWh und einer guten Aerodynamik, sagt Fisker. Wir hatten nach einer Strecke von 334 Kilometern, auf der wir bisweilen ziemlich flott unterwegs waren, laut Bordrechner noch 30 Prozent Rest in der Batterie (gestartet waren wir mit 97 Prozent). Geladen mit maximal 200 kW waren die Akkus von zehn auf 80 Prozent in 34 Minuten wieder voll.

Mit 415 kW und Allradantrieb erreicht der Ocean nach 3,9 Sekunden aus dem Stand die 100-km/h-Marke und fährt bis zu 205 km/h schnell. Bei den Fahrmodi haben sich die Entwickler nicht verkünstelt, aber mit Earth (Eco), Fun (Normal) und Hyper (Sport) witzige Bezeichnungen gefunden. Da die FM29-Plattform updatefähig ist, soll nächstes Jahr ein Schnee-Programm folgen. Unsere Lieblingseinstellung wird aber über einen Knopf im Dachhimmel aktiviert: Der California-Mode. Dann öffnet der Fisker Ocean alle versenkbaren Scheiben und fährt das Dach zurück. Eine angenehme Brise kommt auf.

Der Fisker Ocean ist komfortabel, aber ohne die Nachteile einer schwammigen Sänfte. Dass sich die Karosserie des 2434 Kilogramm schweren SUV sich in schnellen Kurven neigt, wird nur bemängeln, wer einen Grund zum Meckern sucht. Nervig ist aber der bisweilen allzu herrische Lenkeingriff. Die Lenksäule ist etwas kurz geraten, der Seitenhalt der Sitze ziemlich schwach.

Intelligente Details machen Passagieren und Fahrer das Leben leichter. Im Stand kann der Fahrer ein sogenanntes "Taco Tray" wie im Flieger aus der Armlehne ausklappen und sein Essen beim Drive-Thru eines Fast-Food-Restaurants genießen. Das klassische Handschuhfach entfällt, stattdessen klappt ein Tisch für den Beifahrer auf. Der verloren gegangene Stauraum befindet sich unterhalb des Sitzes in einer Schublade. Clever sind auch die faltbaren Sonnenblenden, die so je nach Lichteinfall justierbar sind. Die Batterie des Ocean dient nicht nur als Kraftquelle für den elektrischen Picknick-Grill, man kann die Energie auch mit einem liegen gebliebenen Stromer teilen. Das geschieht per AC-Laden Typ 2. Diese altruistische Powerbank-Funktion soll spätestens 2024 zur Verfügung stehen.

Fisker Ocean (8 Bilder)

Die Öffnung des Schiebedachs ist lang, aber schmaler als gewohnt.

Aktuell kann das Infotainment noch kein Apple CarPlay, es kann aber OTA nachgereicht werden, "wenn die Kunden es wünschen". Die Software haben eigene Spezialisten bei Fisker geschrieben. Sicher keine schlechte Idee, sich nicht auf andere zu verlassen. Fast alle Programmierer stammen nicht aus der Automobilindustrie. Infotainment-Boss Joe Thompson hat zum Beispiel an Nachtsichtgeräten für die US-Army gearbeitet oder an Microsofts HoloLens, einer Augmented Reality Brille. Entsprechend realitätsnah sehen die Lösungen aus: So sind die Kurzbefehle auf dem zentralen und wendbaren 17,1-Zoll-Touchscreen auf Höhe der Lenkradspeichen vertikal angeordnet. "Wir hätten das schöner machen können, aber so ist es praktischer", erklärt Thompson. Die Tatsache, dass ein Ausschnitt der Navigationskarte immer sichtbar und aktivierbar ist, hilft das nicht vorhandene Head-up-Display zu kompensieren. Fahrzeuge, die sich im toten Winkel nähern, werden nicht nur per Blinksignal in den Außenspiegeln angezeigt, sondern auch mit einem gelben Balken auf der jeweiligen Seite des virtuellen Instrumenten-Displays.

Den Einstandspreis beziffert Fisker mit 41.560 Euro für die Basisversion Sport mit 202 kW, Vorderradantrieb und 440 km Kilometern angegebener Reichweite. Die von uns gefahrene Version Extreme mit mehr Ausstattung, mehr Leistung, Allradantrieb und der großen Batterie kostet 69.950 Euro.

(fpi)