Intel NUC 12 Extreme "Dragon Canyon": Mini-PC mit Potenzial und Problemen

Intels Mini-PC NUC 12 Extreme hat einen Core-i9-12900-Prozessor und Platz für eine Dual-Slot-Grafikkarte – aber auch ähnliche Schwächen wie der Vorgänger.

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(Bild: c't)

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Vom Biest zum Drachen: Schon der Vorgänger des aktuellen NUC 12 Extreme, Codename Dragon Canyon, zeigte im Test, wie viel Rechenleistung sich auf kleinen Raum quetschen ließ: viel. Mit dem NUC12DCMi9 hält auch die aktuelle Prozessorgeneration Alder Lake Einzug auf dem Compute-Element und in Mini-PCs.

Der Dragon Canyon ist äußerlich dabei nahezu identisch mit dem Vorgänger Beast Canyon. Sein modularer Aufbau beinhaltet das Compute-Element, auf dem Prozessor, Arbeitsspeicher- und M.2-Anschlüsse auf einer Einsteckkarte vereint sind. Der Dragon Canyon hat auf der Basisplatine zudem einen Steckplatz für Grafikkarten, der bereits PCI Express 5.0 versteht, aber abwärtskompatibel ist. Ab Werk ist ein 650-Watt-Netzteil mit drei Achtpol-Anschlüssen verbaut, einer davon abgeflacht.

Das Compute-Element unseres Testgeräts ist mit dem 16-Kern-Prozessor Core i9-12900 ausgestattet, der mit nominellen 65 Watt je acht Performance- und acht Efficiency-Cores befeuert. Anders als beim Vorgänger ist die CPU allerdings nicht mehr verlötet. Mit an Bord der Z690-Platine sind ein 10 Gbit/s schneller Ethernet-Anschluss (Marvell AQC 113) sowie im i9-Modell einer mit 2,5 Gbit/s (i225-LM), zwei Thunderbolt-4-Buchsen (USB Typ C, DisplayPort) und ein HDMI-2.0b- sowie sechs USB-A-Anschlüsse. Insgesamt lassen sich drei 4K-Bildschirme am NUC 12 betreiben. An der RGB-LED-beleuchteten Front sind je eine Typ-C- und eine Typ-A-Buchse, eine Miniklinke und ein SDCX-Reader. Im Inneren steckt ein WiFi-6E-AX211-Modul.

Das steckbare Compute Element enthält unter anderem Prozessor-, Speicher- und NVMe-Fassungen.

(Bild: Intel)

Auf das Barebone gibt Intel drei Jahre Garantie, einen voraussichtlichen Euro-Preis konnte der Hersteller bis zur Veröffentlichung nicht nennen. Für die USA gibt Intel Preise von 1150 bis 1450 US-Dollar an, je nach Ausstattung. Denn außer dem NUC11BTMi9 gibt es auch den NUC11BTMi7 mit Core i7-12700 sowie Optionen mit vPro-Funktionen für den Unternehmenseinsatz. Auf den Markt soll der NUC 12 Extreme im 2. Quartal 2022 kommen.

Für DDR4-Arbeitsspeicher im SODIMM-Format sowie eine (PCIe-)SSD und das Betriebssystem muss man selbst sorgen. Um das Barebone in Betrieb zu nehmen, gilt es zunächst, die Frontabdeckung und die Seitenwand zu entfernen. Danach den Lufttunnel und die Abdeckung des Compute-Elements – all das gelingt mit einem üblichen Kreuzschraubendreher. Erst jetzt gelangt man an die SODIMM-Fassungen sowie an zwei der drei M.2-Steckplätze für die NVMe-SSDs; den dritten M.2-Steckplatz erreicht man etwas bequemer über eine separate Klappe auf der Rückseite, wenn man eine SSD nachrüsten möchte.

Wer eine Grafikkarte einsetzen will, muss achtgeben: Breiter als zwei Slots darf sie nicht sein und sie sollte die Stromanschlüsse nach Möglichkeit nicht nach oben, sondern nach hinten gerichtet (rechts, in der Draufsicht) haben. Ansonsten kollidieren die PCIe-Kabel ungünstig mit den 90-Millimeter-Gehäuselüftern im klappbaren Deckel. Der abgeflachte Achtpol-Stecker passte bei einer OEM-RTX-3060-Grafikkarte mit Backplate nicht.

Für eine 2-Slot-Grafikkarte ist im NUC 12 Extreme Platz - aber nicht jede passt problemlos hinein.

(Bild: Intel)

Für den Test haben wir den 8,1-Liter-Drachen mit 16 GByte DDR4-3200 und einer 1 TByte großen Samsung SSD 980 Pro ausgestattet.

Die Windows-11-Installation gelang ohne Auffälligkeiten, ebenso die allfällige Treiberinstallation. Der Boot-Vorgang war mit 11 Sekunden im guten Bereich und wesentlich flotter als noch beim Vorgänger. Im Leerlauf schluckte der NUC 12 Extreme selbst ohne Grafikkarte viel zu hohe 32 Watt – bereits der NUC 11 Extreme fiel mit 22 Watt nicht gerade durch Sparsamkeit auf. Ein Teil davon geht auf die Kappe der RGB-LEDs, mit denen das Logo an der Frontplatte sowie der Unterboden illuminiert wird. Immerhin blieb das Kühlsystem mit Radiallüfter für das Compute-Element und drei Gehäuselüftern mit weniger als 0,1 sone sehr leise.

Die Untergrundbeleuchtung dürfte manch jemanden an ältere "Need for Speed"-Spiele erinnern.

(Bild: c't)

Der Core i9-12900 darf ab Werk 65 Watt bei Dauerlast schlucken und für eine 28-sekündige Turbophase laut BIOS bis zu 221 Watt – tatsächlich waren es aber nur 194 Watt Package Power, doch auch das genügte, um bereits nach wenigen Sekunden die Temperaturdrossel bei 100 °C auszulösen. Der ganze Rechner zog dabei 280 Watt. Die Lüfter werden dann auch kurzzeitig nervig laut.

Unter Dauerlast mit Prime 95 hält sich Intels heißer Drache an die 65 Watt für die CPU, die dann bei 73 °C aber nur noch mit rund 2,5 GHz taktet. Soll auch noch die integrierte UHD-770-Grafik ihren Teil abbekommen, bleiben nur noch rund 2,2 GHz übrig. Weniger anspruchsvolle Programme lassen etwas höhere Frequenzen zu, bei leichter Last sind es bis zu 4,7 GHz. Die 5,1 GHz des Datenblatts bekamen wir im Betrieb aber nicht zu sehen. Den gemäßigten Dauerlast-Verbrauch hatte das Kühlsystem mit 0,9 sone gut im Griff.

In Sachen Performance bekommt man ordentlich etwas geboten – speziell für einen so kleinen Rechner. Im Rendering-Benchmark Cinebench R23 stehen 1830 Punkte im Singlethreading- und 19802 Punkte im Multithreading im Log. Das sind 13 Prozent mehr (ST) beziehungsweise 21 Prozent weniger (MT) als unser Optimaler PC in der Luxusbestückung mit dem 16-Kerne Ryzen 9 5950X (noch unter Windows 10 gemessen).

Im eher Single-Thread-lastigen Office-Benchmark Bapco SYSmark 25 erreicht der NUC 12 Extreme 1827 Punkte – 27 Prozent über dem Wert unseres Ryzen 9 5950X.

Die USB-Transferraten knackten an allen Ports die 1-GByte/s-Marke; das schaffte auch der 10-GbE-Port. Die SSD erreichte am M.2-Anschluss eine Transferrate von 6,7 GByte/s.

Die Ergebnisse mit gesteckter Grafikkarte sowie die Linux-Kompatibilität beschreiben wir in einer der kommenden Ausgaben der c't.

Vorder- und Rückseite des NUC 12 Extreme: Insgesamt drei Thunderbolt-4-Anschlüsse

(Bild: Intel)

Schnell, bunt, aber ...? Wie schon der Vorgänger, beeindruckt der NUC 12 Extreme damit, was auf engem Raum möglich ist. Die Inbetriebnahme (ohne gesteckte Grafikkarte) ist durch die vielen Schrauben zwar etwas aufwendig, aber nicht kompliziert. Schwieriger wird es, wenn eine Grafikkarte dazukommt: Diese muss aufgrund des beengten Platzangebotes sorgfältig ausgewählt werden. An der Schnittstellenausstattung gibt es nur wenig zu mäkeln: USB 3.2 Gen 2, Thunderbolt 4, 10-Gbit/s-Ethernet und PCIe 5.0 sind rasend schnell und auf der Höhe der Zeit.

Intel sieht Gamer, Streamer und Kreativschaffende als Zielgruppe. Auf jeden Fall müssen potenzielle Käufer bereit sein, für den geringen Platzbedarf einige Einschränkungen auf sich zu nehmen: Das fängt bei der durch die 65-Watt-TDP begrenzten Dauerleistung an und hört bei der Größenbeschränkung der Grafikkarte noch nicht auf.

(csp)