"Stray" angespielt: Auf sanften Pfoten durch die Postapokalypse​

"Stray" verzückt mit einem gelungenen Mix aus Schleich- und Kletterabenteuer nicht nur Katzenliebhaber. Dabei ist das Spiel überraschend düster.

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(Bild: heise online)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Andreas Müller

Selten wurde ein Spiel so gehypt wie "Stray": Auf Steam zählte es zu den meistgewünschten Spielen überhaupt und Sony rührt in der Konsolenwelt mit dem Playstation-zeitexklusiven Katzenabenteuer seit Monaten die Werbetrommel. Das Abenteuer einer kleinen Katze in der fernen Postapokalypse scheint den Nerv der Spieler und Spielerinnen zu treffen. Im Test beweist der futuristische Genre-Mix, dass er seinen Vorschusslorbeeren gerecht wird.

Irgendwann in einer fernen Zukunft: Die Menschen sind ausgestorben, eine Plage hat sie dahingerafft und die Natur hat die einstigen Städte überwuchert. Spieler und Spielerinnen schlüpfen in die Rolle einer kleinen Katze, die durch menschenleere Ruinen schleicht. Als sie durch einen Unfall in einer unterirdischen Kanalisation landet, trifft sie plötzlich auf menschenähnliche Roboter, die verzweifelt nach einem Ausweg suchen. Mit Hilfe eines kleinen Roboters und eines High-Tech-Rucksacks begibt sich die Katze auf ein großes Abenteuer durch Slums, Baumhäuser und verlassene Städte, um am Ende einem großen Geheimnis auf die Spur zu kommen.

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In "Stray" steckt viel drin: eine spannende Dystopie, ein Kletterspiel und ein Schleichabenteuer. Die Geschichte erzählt von einer Postapokalypse, vom Hochmut der Menschen und grauenhaften Mutationen. Auch wenn am Ende ein paar Tränen verdrückt werden, bleibt trotz all der Schrecken der Handlung eine positive Botschaft vom Zusammenhalt einer unerschütterlichen Freundschaft. Fans von "The Last Guardian" oder "A Plague Tale" werden angenehm überrascht sein.

Die Katze springt per Knopfdruck elegant über die Dächer, redet mit Robotern und entdeckt in dunklen Ecken witzige wie berührende Geschichten aus einer vergangenen Zeit. Zeitweise wandelt sich der anfangs knuddelige Genre-Mix auch zu einem gruseligen Horrorabenteuer, wenn die Katze sich an "Alien"-ähnlichen Brut-Stätten und mutierten Bakterien vorbeischleichen muss. Besonders schwierig oder herausfordernd wird das Spiel aber selten. Nach knapp sechs Stunden ist das Abenteuer vorbei. Wer mehr Zeit in dieser Welt verbringen will, kann mit den Robotern kuscheln, durch Fernsehkanäle zappen oder Notenblätter für einen Gitarrenspieler besorgen.

Ständig fallen dem Entwicklungsstudio abwechslungsreiche Aufgaben ein, die unsere Katze lösen muss. Einmal muss sie dringend eine Flasche Reinigungsmittel stehlen, aber vorher den Ladenbesitzer ablenken. Später muss sie einen faulen Fabrikarbeiter aufwecken, um sich in einen verbotenen Bereich zu schmuggeln. Die Lösung für diese Probleme ist nicht immer sofort zu erkennen und erfordert ein wenig Grips und Aufmerksamkeit.

Dann wiederum muss sie sich durch eine Kanalisation schleichen und in einer Verfolgungsjagd vor gierigen Riesenbakterien fliehen. Oder die Katze klettert einfach über die Dächer, durchsucht Wohnungen nach sogenannten "Erinnerungen", die ein wenig das Mysterium um diese geheimnisvolle Welt auflösen. Zwar haben Spieler und Spielerinnen das alles schon mal auf ähnliche Weise in anderen Spielen gesehen, doch sorgt der abwechslungsreiche Mix für kurzweilige Stunden vor dem Bildschirm.

"Stray" angespielt (5 Bilder)

In "Stray erwartet die Fans ein spannender Genre-Mix vor einer originellen Kulisse. (Bild: heise online)

Neben dem Unterhaltungswert bietet "Stray" auch etwas für Auge und Ohren. Wunderschöne Naturlandschaften stehen gruseligen Kanalisationen gegenüber, in denen riesige Augen die Katze verfolgen. Im Hintergrund tropft das Wasser auf den Boden, während aus dem Dunkel merkwürdige Geräusche die Monster ankündigen. Trotz der vermeintlich harmlosen Hauptfigur bietet das Spiel in diesen Momenten deftige Schockmomente. In anderen Abschnitten streunt die Katze durch Neon-beleuchtete Stadtzentren, die an das Cyberpunkgenre erinnern. Zusammen mit den lebensnahen Katzenanimationen und den teilweise schrulligen Robotern bietet sich Spielern und Spielerinnen eine der originellsten Spielwelten der vergangenen Jahre.

Ein tolles Szenario, gekonnte Umsetzung bekannter Spielmechaniken und eine ungewöhnliche Hauptfigur – Blue Twelve macht in "Stray" fast alles richtig. Es gibt kaum Leerlauf, ständig überrascht das Entwicklungsstudio mit abwechslungsreichen und cleveren Missionen. Nur selten kommt Enttäuschung auf, wenn unsichtbare Wände die Entdeckungstour behindern oder die kurze Spielzeit das Vergnügen viel zu schnell beendet. Auch die Schleich- und Klettermechaniken sind im Vergleich zu Hauptfigur und Szenario etwas verbraucht. Davon sollten sich Spieler und Spielerinnen nicht abhalten lassen: "Stray" macht Lust auf mehr. Es entführt in ein spannendes Zukunftsszenario, rührt und verzückt mit einer ungewöhnlichen Hauptfigur und grandioser audiovisueller Kulisse.

"Stray" ist als Download für Windows und zeitexklusiv für PS4 / 5 erschienen. Es kostet ca. 30 €. Das Spiel ist kostenlos in PSN Plus Extra und Premium enthalten. Die Retail-Version erscheint am 20. September. USK ab 12. Wir haben für unseren Test die PS5-Version durchgespielt.

(dahe)