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Tamron 17-70mm f/2.8 im Test: Lichtstarkes Zoomobjektiv für Sony-Systemkameras 30 Kommentare

Sophia Zimmermann

Tamron 17-70mm f/2.8 an der Sony A6600

Immer drauf: Das neue Tamron-Zoom für spiegellose Systemkameras gehört zu den lichtstärksten Modellen seiner Art. Kann das Objektiv mehr als schöne Unschärfe?

Lichtstarke Zoomobjektive mit universeller Brennweite sind für spiegellose APS-C-Kameras eher Mangelware. Das trifft auch für Sonys E-Mount-System zu. Genau da setzt Tamron mit seinem 17-70mm F/2.8 Di III-A VC RXD an. Es handelt sich dabei um ein klassisches Immer-drauf-Objektiv, das mit seiner universellen Brennweite (KB-äquivalent 25-105 Millimeter) für verschiedene fotografische Disziplinen von Landschaft bis Porträt taugt. Fotografen und Fotografinnen können dabei über den gesamten Brennweitenbereich mit einer Offenblende von f/2.8 arbeiten.

Mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von 1100 Euro ist das Tamron 17-70mm F/2.8 sicher kein Schnäppchen. Doch bereits jetzt ist es auf etwa 870 Euro gefallen. Außerdem kommt es auf den Vergleich an. Sein eigenes, lichtschwächeres Vario-Tessar T* E 16 - 70 mm F4 ZA OSS schickte Sony beispielsweise ebenfalls mit einer Preisempfehlung von 1100 Euro in den Markt.

Mittlerweile liegt das seit 2013 gelistete Modell bei knapp unter 700 Euro. Und es ist zu erwarten, dass auch die Tamron-Preise künftig noch etwas fallen werden. Wer sein APS-C-System rund um den E-Mount also um ein lichtstarkes Universalobjektiv aufrüsten möchte, kommt um das neue Tamron-Modell kaum herum. In der f/2.8er Lichtstärke bietet Sony selbst lediglich das E 16–55 mm F2.8 G an. Es kostet noch über 1000 Euro und spielt in einer etwas anderen Klasse, da es am langen Ende weniger Telebrennweite bietet.

Ob neben der Lichtstärke auch Performance und Bildqualität des Tamron-Objektivs stimmen, konnten wir an der Sony A6600 [1] testen – dem derzeitigen Topmodell der Sony-APS-C-Kameras.

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An der A6600 trägt das Zoomobjektiv ziemlich auf. Die hohe Lichtstärke macht es schwerer und größer als das 16-70er Pendant von Sony. Die Verarbeitung ist ordentlich, wenn sich der Plastiktubus auch nicht besonders hochwertig anfühlt. Bei unserem Testmodell saß außerdem der Fokusring recht locker. Tamron gibt an, dass die Konstruktion spritzwassergeschützt ist. Bedienelemente für Fokusmodus oder den integrierten Bildstabilisator bringt der Hersteller nicht auf dem Tubus unter.

Das Tamron 17-70mm f/2.8 an der Sony A6600. Das innenfokussierte Objektiv misst in Weitwinkelstellung etwa 12 Zentimeter, ausgefahren...

... auf 70 Millimeter kommt es auf eine Länge von knapp 15 Zentimetern.

Im Zusammenspiel mit der A6600 reagierte das Objektiv hinreichend flott. Im Labor haben wir eine Auslöseverzögerung mit Autofokus von etwa 0,5 Sekunden über die verschiedenen Brennweitenbereiche gemessen. Das ist nicht rekordverdächtig, mit den eigenen Kit-Objektiven landen die spiegellosen Sony-Kameras in der Regel in Bereichen um die 0,2 Sekunden. Mit der Augenerkennung der A6600 für Mensch und Tier kooperierte das Tamron-Objektiv sehr gut und auch Verfolgungen von schnellen Motiven meisterte es mit nur wenigen Patzern. Dass man hier mit einem Fremdhersteller-Objektiv vor der Kamera arbeitet, merkt man in dieser Hinsicht nicht.

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Das Tamron 17-70mm f/2.8 will ein Immer-drauf-Objektiv sein und zwar eines von der guten Sorte – und das gelingt ihm; zumindest, wenn man nur auf die Messwerte schaut. Im Labor zeigt es eine über die Brennweitenstufen hinweg gleichmäßige Leistung. Schon bei Offenblende reizt es die mögliche Auflösung der A6600 von 2000 Linienpaaren pro Bildhöhe (Lp/Bh) zu etwas mehr als 90 Prozent aus – sowohl bei 17, als auch bei 35 und 70 Millimetern. Seine beste Leistung liefert das Tamron-Objektiv einmal abgeblendet bei f/4.0 ab und kommt dann noch näher an die 100 Prozent heran.

In den Randbereiche verhält es sich weniger gleichmäßig: Bei weitwinkeliger und mittlerer Brennweite liegen die Ränder etwa fünf bis zehn Prozent hinter der Bildmitte zurück. Im Telebereich ist das Objektiv deutlich schwächer und bleibt gar um etwa 20 Prozent dahinter.

Auflösungsleistung Bildmitte über die verschiedenen Brennweiten

Auflösungsleistung Bildrand über die verschiedenen Brennweiten

Das macht sich auch in der Praxis bemerkbar, denn am langen Ende fehlt es sichtbar an feinen Mikrokontrasten, sodass die Aufnahmen etwas weicher bleiben – vor allem bei Offenblende. Grundsätzlich ist die Abbildungsleistung lediglich auf Schärfeeindruck und Kontrast bezogen aber sehr ordentlich.

Tamron 17-70mm f/2.8 im Test: Blendenreihe (15 Bilder) [4]

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c't Testszene im Überblick

Dennoch leistet sich das Tamron-Objektiv ein paar Makel. Die Hintergrundunschärfe wirkt eher unruhig, vor allem, wenn man auf die zu Unschärfekreisen werdenden Spitzlichter blickt. Die Bokeh-Bubbles zeigen eine deutliche Zwiebelstruktur. In Gegenlichtsituationen zeigt sich das Objektiv grundsätzlich stabil und zeichnet auch hier feine Strukturen nach. Sonnensternchen zeigen den neun Blendenlamellen entsprechend 18 Strahlen. Allerdings tauchen dazu auch bunte Lens Flares auf. Ob und wie sehr man sich daran stört, ist sicher Geschmackssache. Viele Fotografen haben solche Effekte mittlerweile als Gestaltungsmittel für sich entdeckt.

Tamron 17-70mm f/2.8 im Test: Beispielbilder (18 Bilder) [6]

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Sony A6600 mit Tamron 17-70mm f/2.8 bei 17 mm I ISO 100 I f/2.8 I 1/320 s

Abzüge in der B-Note gibt es auch in den Disziplinen Verzeichnung. In ersterer leistet es sich am kurzen Ende eine Abweichung der Bildhöhe in der Mitte zu den Ecken von 1,4 Prozent – in den Praxisaufnahmen fällt diese etwas tonnenförmige Verzeichnung tatsächlich ein wenig auf. Am langen Ende geht es in eine leichte kissenförmige Verzeichnung über. Auch Farbsäume fallen bei Offenblende und 17 Millimetern auf. Farbsäume treten lediglich bei Offenblende und in Weitwinkelstellung zu Tage.

Tamron legt mit dem 17-70mm F/2.8 Di III-A VC RXD einen sehr guten Allrounder für Sonys spiegellose Systemkameras mit APS-C-Sensor vor. Dabei zeigt das Fremdhersteller-Objektiv über die verschiedenen Brennweiten- und Blendenstufen eine relativ gleichmäßige Leistung. Hinter dem etwas lichtschwächeren Originalteil Vario-Tessar T* E 16 - 70 mm F4 ZA braucht es sich mit seiner Bildqualität keinesfalls verstecken. Es begegnet ihm vielmehr auf Augenhöhe.

Fotografinnen und Fotografen gewinnen mit dem Tamron allerdings eine ganz Blendenstufe – und damit mehr kreativen Spielraum beispielsweise mit Hintergrundunschärfe oder bei ungünstigen Lichtbedingungen. (ssi [8])


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[6] https://www.heise.de/bilderstrecke/bilderstrecke_6018061.html?back=6018037
[7] https://www.heise.de/bilderstrecke/bilderstrecke_6018061.html?back=6018037
[8] mailto:ssi@heise.de