Darknet per Suchmaschine durchstöbern

Das Darknet ist nicht zwangsläufig nur illegal. Doch wie finden Sie dort Websites? Ganz einfach: Mit einer Darknet-Suchmaschine.

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(Bild: plantic\Shutterstock.com)

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Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Michael Mierke
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Vielleicht erinnert sich der ein oder andere noch an das Internet, wie es vor Google war: Wenn man die URL einer Website oder eines Inhalts nicht kannte, war es relativ schwer, diese zu finden. Zwar gab es Linklisten und erste Suchmaschinen wie Yahoo und Fireball, die waren jedoch in Sachen Leistungsfähigkeit kaum mit den heutigen Such-Assen Google, Bing und DuckDuckGo vergleichbar. Die durchwühlen das Internet vollautomatisch und mit hoher Geschwindigkeit, wodurch sich mit ihrer Hilfe alles finden lässt. Ganz im Gegenteil zu früher: Da war es schwer, Inhalte im Internet zu finden, wenn man nicht genau wusste, wonach man suchte.

Im Darknet gibt es eine ähnliche Situation wie im „alten“ Internet: Es gibt jede Menge Content, doch der muss erst einmal aufgestöbert werden. Ein Problem dabei: Das Darknet kann nur per Tor-Browser erreicht werden. Zudem gibt es anders als im „normalen“ Web im Tor-Browser Darknet mangels zentraler Verwaltungsstellen wie der DENIC oder der IANA keine „sprechenden“ Domainnamen. Inhalte verbergen sich unter kryptischen .onion-Adressen, die obendrein immer wieder wechseln. So gilt etwa das „Hidden Wiki“ als Standard-Einstiegsseite für das Darknet, seine .onion-URL ist aber nur für Gedächtniskünstler schnell abrufbar: http://zqktlwiuavvvqqt4ybvgvi7tyo4hjl5xgfuvpdf6otjiycgwqbym2qad.onion

Wer kryptische URLs dieser Art nicht kennt, wird im Darknet kaum einen Fuß auf den Boden bekommen. Zwar gibt es, neben dem Hidden-Wiki im Darknet selbst, viele Websites, die Ihnen über „normale“ Websites Darknet-Links anbieten, doch so richtig komfortabel ist das natürlich nicht. Was fehlt, ist eine Suchmaschine wie Google. Einzig: Google und Bing sind hier nicht aktiv und die im Tor-Browser als Startseite angebotene Suchmaschine DuckDuckGo zeigt ebenfalls nur Links aus dem offiziellen Web an. Allerdings gibt es das Darknet inzwischen schon so lange, dass sich einige findige Software-Entwickler mit Google vergleichbare Suchmaschinen für das Darknet ausgedacht haben.

Der Tor-Browser bietet zunächst DuckDuckGo an...

... allerdings durchsucht diese Maschine nur das „normale“ Internet.

Derzeit ist die Suchmaschine Ahmia die wohl leistungsstärkste Darknet-Suchmaschine: Im regulären Web unter www.ahmia.fi erreichbar, zeigt sie auch gleich ihre eigene .onion-Adresse auf der Startseite an (http://msydqstlz2kzerdg.onion/). Die wird allerdings, sofern Sie Ahmia direkt mit dem Tor-Browser aufrufen, gar nicht benötigt, denn Ahmia zeigt ausschließlich Darknet-Seiten als Suchergebnisse. Die können Sie wie von Google und Co. gewohnt anklicken und schon sind Sie, nach einer Weiterleitungs-Warnung, auf der passenden Darknet-Seite. Es ist allerdings sinnvoll, zuerst die Darknet-Version von Ahmia im Tor-Browser aufzurufen, ehe Sie Ihre Suche eingeben: Auf diese Weise sind Sie Ahmia gegenüber anonym!

Zwar loggt Ahmia nach eigenen Angaben keine IP-Adressen; da sich der Betreiber jedoch in Finnland befindet, unterliegt die reguläre Website ahmia.fi europäischer Gesetzgebung und die Server können theoretisch durch neue Gesetzgebung oder Strafverfolgungsmaßnahmen kompromittiert werden. Daher empfehlen wir dringend, vor der ersten Suche http://msydqstlz2kzerdg.onion/ statt ahmia.fi aufzurufen. Neben Ahmia gibt es noch einige weitere Darknet-Suchmaschinen, deren Trefferqualität aber deutlich geringer als die von Ahmia ist. Neben dem Klassiker Torch (http://xmh57jrzrnw6insl.onion/), der auch optisch stark an Google angelehnt ist, gibt es noch die OnionLand Search (http://3bbad7fauom4d6sgppalyqddsqbf5u5p56b5k5uk2zxsy3d6ey2jobad.onion/). Diese besitzt sogar wie Ahmia eine "normale" URL: https://onionlandsearchengine.com.

Deshalb empfiehlt es sich, auf Alternativen wie Ahmia umzusteigen.

Allerdings haben alle Suchmaschinen das Problem, dass viele Ergebnisse „tot“ sind und sich die Seiten hinter den Suchergebnissen oft nicht mehr aufrufen lässt. Das hat einen einfachen Grund: Suchmaschinen-Crawler haben es im Darknet schwer. Einerseits, weil die kryptischen .onion-Adressen nicht mehr als Hashwerte sind, die bei einer Neueinrichtung des Darknet-Servers neu vergeben werden. Andererseits, weil viele Seiten häufig absichtlich die .onion-Adresse wechseln, um potenziellen Verfolgern ein Schnippchen zu schlagen. Die neue URL kennt dann nur ein eingeweihter Zirkel.

Hinzu kommt: Aufgrund dieses Verhaltens vieler Seiten ist es natürlich auch müßig, Seiten untereinander zu verlinken, da die Links recht schnell „absterben“: Genau solche Links benutzen aber Internet-Suchmaschinen wie Google, um Inhalte zu finden, zu indexieren und zu gewichten. Das ist auch der Grund, warum sich selbst eine gut funktionierende Darknet-Suchmaschine wie Ahmia schwertut, die Ergebnisse sinnvoll aufzubereiten.

Wenn eine Darknet-Suchmaschine funktioniert – so wie derzeit Ahmia – dann spuckt diese ähnlich Google zu Suchanfragen passende Ergebnisse aus. Das kann alles sein, von Chats über versteckte Dienstleister bis hin zu höchstgradig illegalen Waren, die man im Darknet erwerben kann. Grundsätzlich sollten Sie sich bewusst sein, dass der Tor-Browser zwar vor Verfolgung der Internet-Aktivität schützt, genau deshalb aber nicht vor Abzocke, Datendiebstahl oder Betrug! Ganz im Gegenteil: Das Darknet entzieht sich jeder staatlichen Kontrolle, weshalb hier die gleichen Regeln wie auf jedem Schwarzmarkt gelten: Bezahlt wird in barer Münze – in diesem Fall Bitcoin – und es gibt keine Garantie darauf, dass erworbene Waren auch wie versprochen geliefert werden. Das gilt natürlich nicht nur für Offline-Käufe, sondern natürlich auch für Dienstleistungen, die im Darknet in Hülle und Fülle angeboten werden. Wer sich hier bewegt, sollte immer im Hinterkopf behalten, dass er sich in einem obskuren, rechtsfreien Raum bewegt – und sich entsprechend verhalten.

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(mimi)