Sonos Ace: 500 €-Bluetooth-Kopfhörer will Apple auf der Nase herumtanzen​

Sonos' erster Kopfhörer bietet außer Audio-Streaming eine enge Verzahnung mit Heimkino-Lautsprechern inklusive Head-Tracking. Der Ersteindruck ist positiv.​

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Die Sonos-Ace-Kopfhörer in weiß auf einer weißen Hülle

Sonos' erster Kopfhörer Sonos Ace lehnt sich nur beim schlichten Design an Apples AirPods Max an.

(Bild: Berti Kolbow-Lehradt)

Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Berti Kolbow-Lehradt
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Netzwerklautsprecher-Spezialist Sonos macht jetzt auch in Kopfhörern. Nachdem vorab vereinzelte Infos und Bilder zum Lauscher-Erstling namens Sonos Ace bekannt wurden, präsentierte der Hersteller vor ausgewählten Medien nun alle Details und eine Klangprobe.

Der Neuzugang spielt Bluetooth von Smartphones oder anderen Streaming-Zuspielern ab, per Wi-Fi lässt er sich mit TV-Lautsprechern von Sonos koppeln und gibt dann Heimkino-Sound mit Spatial Audio und Head-Tracking wieder. Angesichts der Verzahnung mit dem Hersteller-System soll der Ace eine offensichtliche Alternative zu den AirPods Max darstellen, die im Verbund mit Apple-Hardware Extra-Talente bieten. Der erste, während der Demo gewonnene Eindruck vom Tragegefühl, Klang, ANC und Zusammenspiel und einem TV-Klangriegel ist positiv.

Beim Sonos Ace handelt es sich um einen ohrumschließenden Bügelkopfhörer im schicken, reduziertem Design. Er wiegt 312 Gramm. Während der etwa 30-minütigen Klangprobe trug er sich angenehm und vertrug sich gut mit einer Brille. Den Ace gibt es in Schwarz oder Weiß. Die Außenseiten von Ohrmuscheln und Bügel bestehen aus mattem Kunststoff, die Innenseiten sind mit veganem Leder gepolstert. Ein innen liegender Metallbügel hält die Komponenten zusammen. Die Ohrmuscheln sind daran flexibel aufgehängt und lassen sich seitlich drehen, damit man sie flach in der Transporttasche verstauen kann.

Die rechte Ohrmuschel ist anstelle einer R-Beschriftung anhand des auf der Außenseite per Laser eingravierten, glänzenden Sonos-Schriftzugs erkennbar. Tastet man an ihm entlang, kommt man zu einem chromierten Wipp-Schalter, mit dem man Tracks pausiert und fortsetzt sowie lauter und leiser stellt. Mit der Taste darunter wechselt man bei kurzem Druck zwischen der elektronischen Geräuschunterdrückung (ANC) und einem Transparenzmodus ("Aware"). Längerer Druck aktiviert auf Apple-Geräten Siri. Ein Update soll das Zusammenspiel mit Sonos Voice Control nachliefern.

Die linke Ohrmuschel beherbergt einen Schalter für An und Aus, sowie das Bluetooth-Pairing. Daneben befindet sich eine USB-C-Buchse. Darüber tankt der Kopfhörer-Akku neue Energie oder empfängt kabelgebunden Audiosignale. Zwei Kabel, die am anderen Ende in USB-C und 3,5-mm-Klinke münden, gehören zum Lieferumfang.

Außer per Kabel streamt der Sonos Ace Audiosignale per Funk. Via Bluetooth 5.4 lässt er sich mit beliebigen Zuspielgeräten koppeln. Dabei unterstützt der aptX Lossless und Dolby Atmos. Das Koppeln geht jederzeit und überall, während Sonos-Lautsprecher innerhalb eines WLANs einzurichten sind. Während der Demo konnten wir die Kopfhörer problemlos mit drei Geräten koppeln. Für das Set-up braucht man die Sonos-S2-App nicht, sie bietet aber Zusatzfunktionen wie Klangeinstellungen. Mit der runderneuerten Software lässt sich der Kopfhörer ebenfalls außerhalb des Heimnetzwerks bedienen, mit Lautsprechern geht das nicht. Ab Werk automatisch aktiviert ist eine Tragerkennung, die Songs pausiert, wenn man den Kopfhörer um den Hals hängt oder weglegt.

Wi-Fi beherrscht der Kopfhörer auch, nutzt es aber nicht für das normale Audio-Streaming. Daher scheidet ein Zusammenspiel mit Apples AirPlay aus, die Sonos-Lautsprecher außerhalb der Sonos-App mit Apple-Hardware verbindet. Wegen der üblichen Bluetooth-Kopplung ist das auch nicht nötig.

Stattdessen ist eine WLAN-Verbindung für die Kommunikation mit einem TV-Lautsprecher von Sonos gedacht. Entweder per Sonos-App oder per Knopfdruck am Kopfhörer übernimmt der Sonos Ace die Ton-Ausgabe und schaltet den Lautsprecher stumm. Das kann praktisch sein, wenn man noch länger wach bleibt als der Rest des Haushalts und bereits Schlafende nicht mit dem Bombast-Sound eines Blockbusters wecken möchte. Zum Marktstart soll die Tonübernahme von Sonos' Vorzeigeklangriegel Arc klappen. Andere Soundbars will der Hersteller folgen lassen.

Der Sonos Ace übernimmt auf Knopfdruck den Ton eines TV-Lautsprechers des Herstellers. Zum Marktstart klappt das Zusammenspiel mit dem Modell Sonos Arc.

(Bild: Berti Kolbow-Lehradt)

Außer in Stereo, Mehrkanalklang bis 7.1 Kanäle und Dolby Atmos gibt der Sonos Ace den Heimkino-Ton mit zwei Extra-Klangtricks wieder. Optional schaltet man "Spatial Audio" hinzu. Dann soll der Kopfhörer ein Klangbild bieten, das die Reflexionen des Raumes berücksichtigt, und soll so klingen, als hätte man ihn gar nicht auf. Zusätzlich lässt sich Head-Tracking aktivieren. Dann simuliert die Technik eine Fixierung der Schallquelle im Raum, selbst wenn man den Kopf bewegt, um sich vom Beistelltisch Snacks zu greifen. Beide Features sollen zu einem natürlicheren Klangbild beitragen.

Für das Feature-Duo misst man die acht enthaltenen Mikrofone des Sonos Ace einmalig per App ein. "TrueCinema" heißt das Verfahren, das dem "TruePlay"-Pendant für Sonos-Lautsprecher ähnelt. Während der Demo konnten wir die Features nach Belieben an- und ausschalten. Wie bequem sie sich einrichten lassen, muss ein ausführlicher Test zeigen. Zum Marktstart stehen diese Funktionen aber nicht zur Verfügung, sondern sollen erst mit einem Update im Laufe des Jahres kommen.

Für die Tonwiedergabe enthält der Sonos Ace auf beiden Seiten je einen 40-Millimeter-Treiber. Die musikalische Klangprobe hinterließ den positiven Eindruck, den man von einem 500-Euro-Gerät erwarten darf. Der Ace überzeugt mit hoher Dynamik und einem sehr räumlichen Klang. Der Bass bietet schön viel Punch, im mittleren Frequenzbereich sind Instrumente, Gesang und Sprechstimmen sauber herausgearbeitet, die Höhen detailreich. Letztere klangen je nach Track allerdings etwas dumpf.

Für eine Kostprobe des Active Noise Cancelling simulierte Sonos während der Demo die Hintergrundgeräusche auf einem Linienflug. Der Lärmpegel wurde bei aktiviertem ANC nicht unhörbar, aber drastisch reduziert. Hat man dabei Musik an, sollte davon nichts mehr zu hören sein. Ein Eigenrauschen des ANC nahmen wir nicht wahr.

Bei der Heimkino-Klangprobe beeindruckten der natürliche Klang im Spatial-Audio-Modus und das ohne spürbare Verzögerung arbeitende Head-Tracking. Für einen vollständigen Eindruck ist ein ausführlicherer Test nötig.

Den Sonos Ace gibt es in Schwarz oder Weiß. Die Akkulaufzeit beträgt laut Hersteller bis zu 30 Stunden.

(Bild: Berti Kolbow-Lehradt)

Der im Sonos Ace enthaltene Energiespeicher (1.060 mAh) soll Musik 30 Stunden lang bei aktiviertem ANC oder Aware-Modus streamen können, bei der Kopplung mit dem TV-Ton inklusive Head Tracking reduziert sich die Laufzeit auf zehn Stunden. Eine dreiminütige Aufladung soll Energie für drei Stunden Spielzeit liefern. Voll aufgeladen ist der Sonos Ace laut Hersteller nach zwei Stunden. Das Netzteil für den Ladevorgang muss man selbst beisteuern.

Zum Marktstart am 5. Juni 2024 kostet der Sonos Ace 499 Euro, unabhängig von der Farboption Schwarz oder Weiß. Die Ohrmuscheln kann man eigenhändig wechseln. Ein Paar kostet 49 Euro. Das Bügelpolster ist nicht wechselbar. Ein verschlissener Akku lässt sich nur vom Service tauschen. Die Kosten dafür nannte Sonos noch nicht.

(are)