Im Test: Ford Fiesta EcoBoost 1.0 Titanium

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Der Motor startet auf Knopfdruck, weil Ford wie nahezu alle Wettbewerber im B-Segment seine Testwagen mit schlüssellosen Zugangssystemen ausstattet. Der Endkunde sollte sich, unserer Meinung nach, die dafür fälligen 460 Euro Aufpreis auf jeden Fall sparen. Der Dreizylinder erwacht mit heiserer Stimme, die die einen kernig, andere dröhnig nennen werden. Im unteren Drehzahlbereich ist das charakteristische Dreizylinderschnarren jedenfalls präsenter als im kürzlich gefahrenen Seat Ibiza.

Mit Hektikstufe

Der Ford-Ecoboost-Motor leistet üppige 125 PS. Beim Umstieg aus dem 30 PS schwächeren Seat Ibiza spürt man von der Mehrleistung aber nichts. Tatsächlich gar nichts. Beim Blick in das Datenblatt klärt sich auch, warum. Der Ford hat mit 170 Nm ab 1400/min sogar ein geringfügig geringeres Drehmoment als der katalanische Polo (175 Nm ab 1500/min). Auch die Leistungskurve ist nicht so harmonisch linear wie im Ibiza. Anders als dieser zündet der Fiesta kurz nach dem an sich nicht wirklich schwächlichen Anfahren eine spürbare Hektikstufe, wenn bei 1400/min das volle Drehmoment einsetzt. Das Sechsgang-Schaltgetriebe funktioniert, wie bei Ford üblich, wunderbar exakt und leichtgängig. Den Kollegen Florian störte der zu weit vorne angebrachte Schalthebel. Mir wäre das jetzt nicht so negativ aufgestoßen. Dafür hatte ich auch keine Zeit, da ich mich andauernd vergeblich und immer schnappatmiger mühte, mit dem linken Bedienfeld des Multifunktionslenkrades, das offensichtlich zur Geschwindigkeitseinstellung dient, den Tempomat zu aktivieren. So ging es uns übrigens allen in der Redaktion. Bis Martin auf die Idee kam, in der Bedienungsanleitung nachzusehen. Im Testwagen ist gar kein Tempomat verbaut, das ambitioniert wirkende Bedienfeld aktiviert nur einen Geschwindigkeitsbegrenzer. Die 190 Euro Aufpreis für einen Tempomat sollte man, meiner Meinung nach schon investieren, damit dieses Lenkradbedienfeld nicht so peinlich wirkt.

Dynamischer Kurvenkünstler

Die Fahrwerksabstimmung hat sich in den letzten Jahren zur Paradedisziplin der kompakten Ford-Modelle entwickelt. Im täglichen Pendler- und Stadtverkehr enttäuscht der Fiesta da zunächst ein bisschen die Erwartung. Gerade auch im Vergleich mit dem gelungenen Ibiza ist die Karosserie ständig in Bewegung, auch lange Wellen werden viel deutlicher an die Passagiere weitergegeben als im Sprössling des VW-Konzerns. Also wieder Daumen runter? Fast wäre ich so weit gewesen. Aber dann gab ich dem Fiesta auf meiner geliebten Serpentinen-Hausstrecke richtig die Sporen und war begeistert. Der unscheinbare, als Frauenauto verschriene Fiesta schreit nach jeder Kurve, die Lenkung ist für einen Frontantriebskleinwagen ohne Hot-Hatch-Bemalung einfach super exakt. Wenn Sie auf Korsika Urlaub machen, bestehen Sie unbedingt auf einen Fiesta als Mietwagen. Wie sympathisch ist das denn, da fährt man nach Außen hin einen blutleer wirkenden Kleinwagen und hat dann, wenn es darauf ankommt einen solchen Spaß damit.