Baumreste vergraben: Start-ups arbeiten an dieser Art der CO2-Speicherung

Über 6 Millionen Dollar von Bill Gates und anderen Investoren: Kodama und andere Start-ups wollen die Möglichkeiten dieser Art des Klimaschutzes untersuchen.

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Sterbende Bäume im Harz

(Bild: K I Photography/Shutterstock.com)

Lesezeit: 10 Min.
Von
  • James Temple
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Es klingt sehr simpel, könnte aber funktionieren: Ein kalifornisches Start-up will dafür sorgen, dass abgestorbene Bäume Tausende von Jahren lang Kohlendioxid aus der Atmosphäre fernhalten, indem ihre Überreste vergraben werden.

Kodama Systems wurde als Forst-Management-Firma gegründet und ist in Sonora am Fuße der Sierra Nevada ansässig. Seit der Gründung im letzten Sommer arbeitete das Unternehmen zunächst im Verborgenen. Wie MIT Technology Review recherchiert hat, gelang es Kodama, rund 6,6 Millionen US-Dollar an Investorenmitteln einzusammeln. Sie kommen unter anderem von Bill Gates' Klimafonds Breakthrough Energy Ventures und Congruent Ventures sowie weiteren Geldgebern.

Darüber hinaus wird das Zahlungsunternehmen Stripe dem Unternehmen und seinem Forschungspartner, dem Yale Carbon Containment Lab, im Rahmen einer breiteren Initiative einen Forschungszuschuss in Höhe von 250.000 Dollar gewähren. Mit diesen Mitteln wird ein Pilotprojekt unterstützt, bei dem Biomasseabfälle aus kalifornischen Wäldern in der Wüste von Nevada vergraben werden sollen. Anschließend wird erforscht, wie gut dies die Freisetzung von Treibhausgasen verhindert kann, die den Klimawandel vorantreiben.

Außerdem hat sich Kodama bereit erklärt, für weitere 250.000 Dollar rund 415 Tonnen Kohlendioxidverschmutzungsrechte anzukaufen, die abgeschieden werden sollen, sofern das Proof-of-Concept-Projekt die gewünschten Benchmarks erreichen. "Das Vergraben von Biomasse hat das Potenzial, sich zu einem kostengünstigen, großtechnischen Ansatz für die Kohlendioxidentfernung zu entwickeln, auch wenn die langfristige Nutzbarkeit noch weiter untersucht werden muss", sagt Joanna Klitzke, die bei Stripe den Bereich Beschaffung und Ökosystem-Strategie leitet.

In den vergangenen Jahren hat Stripe Rechte für tonnenweise Emissionen im Voraus aufgekauft, die Start-ups später aus der Luft ziehen und dauerhaft binden sollen, um den Aufbau einer Industrie zur Kohlendioxidsequestrierung zu fördern. Die Firma will dabei helfen, ein alternatives Modell für den Klimaschutz bei Unternehmen zu etablieren, das über die beliebten Kompensationsprojekte – beispielsweise das Pflanzen von Bäumen – hinausgeht. Diese stehen zunehmend in der Kritik, was ihre Wirksamkeit betrifft.

Eine Handvoll Forschungsgruppen und Start-ups haben begonnen, das Potenzial zu untersuchen, Kohlenstoff im Holz zu binden, indem sie Baumreste vergraben oder auf andere Weise so lagern, dass ihre Zersetzung verlangsamt wird. Bäume sind von Natur aus in der Lage, große Mengen an Kohlendioxid aus der Luft aufzunehmen, geben den Kohlenstoff jedoch wieder ab, wenn sie absterben und am Boden verrotten. Die unterirdische Lagerung von Bäumen könnte dies verhindern. Wenn die Vergrabung von Biomasse so gut funktioniert wie erhofft, könnte dies eine relativ billige und einfache Möglichkeit sein, einen Teil der Milliarden Tonnen Treibhausgase abzubauen, die Studien zufolge in den kommenden Jahrzehnten aus der Luft geholt werden müssen, um den globalen Temperaturanstieg zu begrenzen.

Solange das Verfahren jedoch nicht in großem Maßstab angewandt und eingehend untersucht wurde, bleibt abzuwarten, wie viel es kosten wird – und wie viel Kohlenstoff es speichern könnte und wie lange und zuverlässig es Treibhausgase aus der Atmosphäre fernhält. Forstexperten warnen seit langem davor, dass die jahrzehntelange, übermäßig aggressive Brandbekämpfungspolitik in den USA zu dichten, überwucherten Wäldern geführt hat, die das Risiko größerer Brände erheblich erhöhen, wenn es unweigerlich zu Waldbränden kommt. Der Klimawandel hat diese Gefahren durch heißere und trockenere Bedingungen noch verschlimmert.

Nach einer Reihe von verheerenden Bränden im Westen der USA finanzieren einige Bundesstaaten zunehmend Maßnahmen zur Rodung der Wälder, um diese Gefahren zu verringern. Dazu gehören das Entfernen von Unterholz, das Fällen von Bäumen oder kontrollierte Brände, um die Landschaft aufzulockern und zu verhindern, dass das Feuer die Baumkronen erreichen.

Es wird erwartet, dass die Vereinigten Staaten in den kommenden Jahren immer mehr Holzabfälle produzieren werden, da sich der Klimawandel beschleunigt, sagt Justin Freiberg, Geschäftsführer des Yale Carbon Containment Lab, das seit mehreren Jahren Feldversuche durchführt, um eine Reihe von Ansätzen zur Kohlenstoffbindung in Holz unter verschiedenen Bedingungen zu testen. Doch heute werden die entnommenen Pflanzen und Bäume in der Regel auf gerodeten Flächen aufgeschichtet und dann der Verrottung überlassen oder absichtlich verbrannt. Dadurch gelangt der in ihnen gespeicherte Kohlenstoff einfach wieder in die Atmosphäre und treibt die Erwärmung weiter voran.

Kodama hofft, sowohl der Gefahr von Waldbränden als auch dem Emissionsproblem begegnen zu können. Das Unternehmen gibt an, dass es automatisierte Methoden zur Durchforstung überfüllter Wälder entwickelt, die den Prozess billiger und schneller machen werden (obwohl es diesen Teil seines Geschäfts noch nicht im Detail erörtert). Nach dem Entfernen der Äste von Bäumen, die zu klein sind, um sie als Holzware zu verkaufen, werden sie in Lastwagen verladen und zu einer vorbereiteten Grube transportiert.