E-Mobilität: Sechs Elektroroller für Stadt und Umfeld im Vergleich

Motorroller mit Elektroantrieb bieten unkomplizierte urbane Mobilität: leise, ausreichend schnell, gute Reichweite. Wir stellen sechs populäre Modelle vor.

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Kumpan electric

Die E-Roller haben mit den knatternden und stinkenden Zweitaktern nur noch die Optik gemein. Das Fahrgefühl ist viel angenehmer.

(Bild: Kumpan electric)

Lesezeit: 15 Min.
Von
  • Ingo Gach
Inhaltsverzeichnis

Der Roller ist nicht tot. Elektroantrieb wertet das jahrzehntealte Konzept "Motorroller" kräftig auf, lässt es sogar eine Renaissance erleben. Statt der lauten und anrüchigen Benzin-Antriebe bieten sie ein elegant leises Gleiten, sehr gute Beschleunigung, einfache und unkomplizierte Bedienung und behalten dabei die typischen Roller-Vorteile wie den komfortablen Durchstieg, Wetterschutz (jedenfalls meistens) und einen geringen Parkraumbedarf. Wir stellen sechs davon vor.

Piaggio

Sie ist der Inbegriff des Rollers: die Vespa. Bei den immensen Verkaufszahlen von Elektro-Rollern auf den ostasiatischen Märkten war es nur eine Frage der Zeit, bis auch Vespa sein Erfolgsmodell elektrifizieren würde. Die Italiener bieten die Vespa Elettrica in der Variante "45 km/h" und in "70 km/h" an, die zweite Version, wenn es auch mal über Landstraßen gehen soll, wobei Vespa selbst die Höchstgeschwindigkeit mit 67 km/h angibt. Optisch lässt sich die Elettrica kaum von ihrem Schwestermodell mit Verbrennungsmotor unterscheiden und das ist bei einer Ikone auch gut so. Erfahrene Vespa-Besitzer werden sich auf der Elettrica also sofort wohlfühlen.

Im Cockpit erfreut ein farbiges Display mit Informationen, wobei Geschwindigkeit und Reichweitenanzeige den Fahrer am meisten interessieren dürfte. Neben dem großen Stauraum unter der bequemen Sitzbank, verfügt die Vespa über ein kleines Staufach im Beinschild mit einem Ladeanschluss für das Smartphone. Letzteres kann sich via Bluetooth und Vespa App mit der Bordelektronik koppeln, um Anrufe und Musik auf das Helm-Headset zu übertragen. Mittels eines kleinen Schalters am Lenker kann der Fahrer sich durch die logisch aufgebaute Menüführung klicken. Der Startvorgang fällt unnötig kompliziert aus, denn nach dem Drehen des Zündschlüssels muss zunächst einer der drei Fahrmodi Eco (max. 45 km/h), Power oder Reverse (ja, sie fährt auch ganz langsam rückwärts) ausgewählt und mit einem zwei Sekunden langen Tastendruck bestätigt werden, ehe die Elettrica losfahren darf.

Der Elektromotor leistet im Dauerbetrieb 3,6 kW und 4 kW kurzzeitig in der Spitze. Jedoch muss die Vespa Elettrica immerhin 130 Kilogramm Fahrzeuggewicht plus Ladung vorantreiben, wovon 25 Kilogramm auf die 4,2 kWh große Batterie entfallen. Zwar zieht die lautlose Vespa munter, wenn auch nicht wirklich spritzig von der roten Ampel los, fühlt sie sich aber ab Tempo 50 zäh an. Im Fahrverhalten gibt sich der italienische Roller wie gewohnt handlich und lässt sich spielerisch dirigieren. Der Federungskomfort ist sehr hoch, hier zeigt sich die jahrzehntelange Erfahrung der Marke. Es gibt, trotz des Premiumanspruchs von Vespa, kein ABS, stattdessen verzögert ein kombiniertes Bremssystem (CBS) eher mäßig. Zusätzlich bremst der E-Roller auch noch per zweifach einstellbarer Rekuperation, was im Fahrbetrieb aber kaum auffällt.

Die versprochene Reichweite von 70 Kilometer im Powermodus kann die Vespa Elettrica leider nicht erfüllen, meist warnt die Anzeige schon nach 40 Kilometern, bald Strom zu fassen. Das Ladekabel ist fest im ehemaligen Tankstutzen untergebracht, kann also nicht verloren gehen. An einer normalen Steckdose braucht der leere Akku rund vier Stunden, um wieder 100 Prozent zu erreichen. Leider ist die Batterie fest verbaut und kann nicht zum Aufladen mit in die Wohnung genommen werden. Die Vespa Elettrica 70 km/h gibt es für happige 6690 Euro, und selbst die 45 km/h kostet noch 6390 Euro. Dafür gibt es zwar das Original aus Italien, aber mit einigen verbesserungswürdigen Eigenschaften.

Niu NQi GTS

(Bild: Niu)

Die Elektroroller des chinesischen Herstellers Niu gehören auch in Deutschland mittlerweile zum Stadtbild. Die leisen Roller erfreuen sich wachsender Beliebtheit, der neue NQi GTS weiß sich durch ein schlichtes, aber ansprechendes Design in Szene zu setzen. Prägnant ist der LED-Scheinwerfer, der wie ein Bullauge wirkt und der Beinschild ist gerade breit genug, um anständigen Wind- und Wetterschutz zu bieten, die kleine Cockpitverkleidung schützt jedoch nicht zusätzlich. Der NQi GTS rollt auf 14-Zoll-Rädern und lässt sich locker durch den Stadtverkehr zirkeln. Angetrieben wird er von einem Bosch-Elektromotor mit 3,1 kW und beschleunigt den 114 Kilogramm schweren China-Roller auf 80 km/h.

Strom zieht der NQi GTS aus zwei Batterien mit insgesamt 3,1 kWh. Bislang gab es alternativ auch eine Version mit 4,2 kWh, doch diese ist zumindest aktuell nicht im Sortiment. Eine Batterie sitzt längs unter der dick gepolsterten Sitzbank, die andere zu Füßen des Fahrers im Trittbrett. Die je 12 Kilogramm schweren Batterien lassen sich dem Fahrzeug entnehmen und in der heimischen Stube an der Steckdose in sechs Stunden aufladen. Wenn der Roller direkt am Ladegerät hängt, werden beide Akkus gleichzeitig gefüllt. Der NQi GTS fährt auch mit nur einer Batterie, dann aber nicht schneller als 45 km/h. Niu gibt die Reichweite des 4299 Euro teuren Rollers im Schnitt mit 70 Kilometer an.

Ein breites TFT-Display erfreut im Cockpit mit jeder Mengen Informationen, die Tasten zur Menüsteuerung sitzen am linken Lenkerende. Mit der Niu-App auf dem Smartphone bietet NQi GT/S per Bluetooth umfassendes Wissen an: Die Niu Cloud ECU sammelt und analysiert permanent alle Daten des Fahrzeugs. Ein GPS-Diebstahlschutz alarmiert, sobald der Roller bewegt wird und kann ihn orten. Drahtlose Software-Upgrades machen Werkstattbesuche zur Aktualisierung überflüssig.

Auch sonst kann sich die Ausstattung des NQi GTS sehen lassen: LED-Licht rundum, automatisch abschaltende LED-Blinker, Tempomat und USB-Ladeanschluss. Leider verzichtet Niu auf ABS und bietet nur ein CBS-Bremssystem. Rekuperation nutzt den Motor als Generator und bringt so beim Bremsen ein bisschen Strom in die Batterie zurück. Bei einem 70 Kilogramm schweren Fahrer verspricht Niu bis zu 161 km Reichweite im Modus E-Save, im Modus Dynamic sind es angeblich noch 130 km und im Sport-Modus nur 76 km. Den NQi GTS gibt es in mehreren Lackierungen ohne Aufpreis.

Cake Ösa+

(Bild: Cake)

Einer der interessantesten Elektro-Roller kommt aus Schweden. Wer auf Minimalismus steht, wird den Cake Ösa+ lieben. Sein Design reduziert sich auf das Wesentliche, aber dadurch sinkt auch das Gewicht auf federleichte 89 Kilogramm inklusive Batterie. Doch der pfiffige Ösa+ bietet noch mehr: Durch seinen modularen Aufbau kann der Käufer ihn sich nach seinen Bedürfnissen zusammenstellen. So lässt sich im Handumdrehen ein zweiter Sitz einklicken und es gibt verschiedene Kisten für das Heck und die Front, um Gepäck oder Einkäufe zu transportieren. Der Scheinwerfer verfügt über ein Spiralkabel und lässt sich an verschiedenen Positionen befestigen.

Im Prinzip besteht der Cake Ösa+ aus einem Aluminium-Längsbalken und darunter zwei Schleifen, die die Batterie aufnehmen. Der Elektromotor sitzt auf der Schwingenachse, so bleibt die Spannung des Zahnriemens zum Hinterrad immer konstant. Das Zentralfederbein arbeitet auf üppigen 260 Millimeter Federweg, die vordere Upside-down-Gabel bietet immerhin noch 120 Millimeter, so viel wie bei mancher Reiseenduro. Die Reifen auf den 14-Zoll-Rädern sind eher grob profiliert, falls der Weg mal nicht asphaltiert sein sollte. Verzögert wird der Schweden-Roller mit einer CBS-Bremse, vorne und hinten über eine 220-Millimeter-Bremsscheibe. Es gibt zwei Brems-Modi, einer aktiviert die Motorbremse und versorgt die Batterie mittels Rekuperation zusätzlich mit Strom, der andere deaktiviert die Motorbremse.


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Ein E-Motor mit 10 kW treibt den Cake Ösa+ an. Drei Fahrmodi stehen zur Verfügung: Modus 1 begrenzt die Höchstgeschwindigkeit auf 45 km/h, maximiert dafür die Reichweite, im Modus 2 schafft die Ösa+ 70 km/h, Modus 3 lässt die Pferde ungezügelt galoppieren und erreicht 90 km/h, verkürzt jedoch die Reichweite der 2,5-kWh-Batterie. Cake gibt die durchschnittliche Reichweite mit 84 Kilometer an. Die 17 Kilogramm schwere Batterie lässt sich herausnehmen und lädt an einer Steckdose in Wohnung oder Garage von null auf 80 Prozent in zwei Stunden, 100 Prozent werden nach drei Stunden erreicht.