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Matter auf der IFA 2023: Viele Pläne, ein bisschen Praxis​

Neue Updates und Produkte fürs Smart Home zeigen auf und neben der IFA, dass der "Überstandard" Matter vorankommt. Aber zum Ziel ist es noch weit.​

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Mit Bosch verkündete eine große Smart-Home-Marke ihren Matter-Start für Anfang nächsten Jahres. Dann kommt ein Update für die Schaltzentrale.

(Bild: Berti Kolbow-Lehradt)

Lesezeit: 11 Min.
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  • Berti Kolbow-Lehradt
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Auf und am Rande der IFA konkretisierten bedeutsame Smart-Home-Anbieter ihre Ausbaupläne für den Matter-Standard. Das von Amazon, Apple, Google und Samsung vorangetriebene Kommunikationsprotokoll soll die abgeschotteten Herstellersysteme überbrücken und die Frage nach passenden Geräten und Funkstandards erübrigen. Ein Jahr nach der Premiere der Version 1.0 ist der Standard im Handel und in den Haushalten weiterhin noch sehr selten anzutreffen. Termine für Firmware-Updates, vorgestellte Komponenten und angekündigte Ergänzungen zu den Spezifikationen geben jedoch Ausblick darauf, in welchen Bereichen der Smart-Home-Welt sich Matter in nächster Zeit praxistauglich materialisiert.

Philips Hue und Bosch Smart Home gaben Zeitfenster für die Umstellung ihrer Schaltzentralen bekannt. Die Bridge von Philips Hue soll mit etwa halbjähriger Verspätung nun im September ein Firmware-Update erhalten, damit sich angeschlossene ZigBee-Komponenten via Matter an andere Steueranwendungen durchreichen lassen.

Bosch nannte gegenüber heise online "Anfang kommenden Jahres" als neues Zeitfenster für das Update, das zuvor noch 2023 hätte erscheinen sollen. Anders als bisher plant Bosch nun nicht nur den "Smart Home Controller II", sondern auch dessen vorheriges und weiter verfügbares Modell um das Kommunikationsprotokoll zu erweitern, hieß es am Messestand. Ein Schaubild listete auf, welche verknüpften Bosch-Komponenten dann zu Matter kompatibel seien. Es enthielt Heizthermostate, einen Bewegungssensor und Kontaktsensor, einen Smart Plug und Funkschalter sowie ein Unterputzrelais. Der Support für einen Dimmschalter soll später folgen.

Vorerst nicht mit Matter verstehen werden sich die von Hue und Bosch angekündigten Sicherheitskameras. Für diese Produktkategorie ist der Standard bislang nicht spezifiziert. Auch die ZigBee-Bewegungsmelder der Hue-Kameras sind laut Hue-Technikchef George Yianni der Stabilität wegen davon ausgeklammert, obwohl Matter solche Sensoren abdeckt.

Der in der Gebäudesystemsteuerung aktive Hersteller Busch-Jaeger will Matter ebenfalls per Software-Update nachrüsten. Es soll im vierten Quartal 2023 für den System Access Point 2.0 erscheinen. Welche der verknüpften Komponenten des BUS-Systems "Busch-free@home" dann neuen Fähigkeiten enthalten, nannte der Hersteller nicht.

Mit Spannung wird die zur IFA 2022 angekündigte Matter-Erweiterung von AVM erwartet. Bei dieser Messe-Auflage demonstrierte der FritzBox-Hersteller ein erstes Fallbeispiel. Von einer Smart Watch ließen sich via Googles Home-App Matter-Schaltsignale an eine Steckdose und eine LED-Birne schicken. In die Praxis soll diese Option zunächst mit einer Beta-Firmware Einzug halten. AVM peilt Ende 2023 an. Zunächst erscheint sie sicherheitshalber nur für das weniger kritische ZigBee-Gateway und nicht auch gleich für die im Heimnetz wichtigeren WLAN-Router von AVM. Eine stabile Fassung ist in jedem Fall erst im Laufe des kommenden Jahres zu erwarten.

Am AVM-Stand ließ sich mit Google Home auf einer Smart Watch FritzDECT-Geräte schalten. Die nötige Matter-Firmware soll zunächst als Beta-Version kommen.

(Bild: c't, Sven Hansen)

Etwas weiter ist der Anbieter Loxone, der zeitgleich zur IFA eine Beta-Firmware für seinen als Schaltzentrale dienenden Miniserver veröffentlichte. Darüber lassen sich Schalter, Licht, Fensterverdunklung, Raumklima und Zutrittslösungen mittels des neuen Kommunikationsprotokolls ansteuern. Die Matter-Integration der Software betrachtet der Hersteller ausdrücklich als experimentell. Deshalb schließt er aktuell jeglichen Kundendienst dafür aus.

TP-Link zeigte mit den Schaltzentralen Tapo H500 und H900 zwei der ersten kommerziellen Alternativen zu den Matter-Controllern von Amazon, Google, Apple und Samsung. In der Architektur des Standards hat ein Controller eine maßgebliche Rolle, weil er ein Netzwerk aufbaut und Komponenten steuert, anstatt diese dem Setup wie eine Bridge nur hinzuzufügen.

H500 und H900 sind keilförmige Geräte, auf denen sich Tablets abgewinkelt abstellen lassen. Beim H900 liefert TP-Link ein Android-Tablet mit. Die vorinstallierte Hersteller-App ist darauf exklusiv für das 10-Zoll-Display optimiert. Sie soll umfangreichere Steuerfunktionen als die Smartphone-Variante bieten. Beide Geräte dienen zudem als Bluetooth-Lautsprecher und bieten Musiktasten am Gehäuse. H500 steuert Matter-Zubehör über WiFi und LAN-Bridges, H900 zusätzlich über Thread. Der Preis beider Geräte steht nicht fest, der H500 soll im Dezember 2023 erscheinen.

Der TP-Link Tapo H500 steuert als Matter-Controller über die Markengrenzen hinweg die Geräte eines Matter-Netzwerks. Damit ist er eine Alternative zur Hardware von Amazon, Apple, Google und Samsung.

(Bild: Berti Kolbow-Lehradt)

Außerdem bringt TP-Link Matter-Varianten der WLAN-Steckdosen P100M (September), P110M (Oktober), P115M sowie der Dreifach-Steckerleiste P300M (letztere beide bis zum "Ende des Jahres"). Die P100M kostet 30 Euro, die anderen Preise stehen nicht fest. Als erstes Matter-Leuchtmittel des Herstellers erscheint die farbfähige WLAN-Birne L535E zum Preis von 20 Euro im Oktober. Ein Firmware-Update für die bereits erhältliche Bridge H200 soll noch im September Sensoren des Herstellers an ein Matter-Netzwerk durchreichen. Bei Steckdosen, Licht und Sensoren funktioniert Matter derzeit am besten.