Microsoft Adventure: Vor 40 Jahren erscheint das erste PC-Spiel​

Seite 2: "Adventure" für den IBM PC

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Und so ergibt es sich, dass zwei Jahre später "Adventure" auch einer der Starttitel für den IBM PC wird. Neben DOS, BASIC und weiteren Programmiersprachen und Anwendungsprogrammen. IBM ist nicht wählerisch. Da man die Arbeit am Rechner geheim hält, gibt es am Anfang kaum Software. Selbst Microsoft muss den Prototypen in einem kleinen fensterlosen Raum verstecken, weil er als einziges abschließbar ist. Und er muss immer verschlossen sein. Nur wenige Mitarbeiter haben Zutritt. Dort, auf 3 mal 4,5 Metern, entstehen DOS und BASIC.

Das Spiel findet gar seinen Weg in die Pressemeldung zur Ankündigung des IBM PC, neben Programmen wie VisiCalc und EasyWriter: "Microsoft Adventure brings players into a fantasy world of caves and treasures." Das Produktblatt, ins Deutsche übersetzt, lockt mit: "Microsoft Adventure versorgt den IBM Personal Computer mit einem Fantasy-Rollenspiel. Der Schauplatz des Spiels ist ein riesiges Netz von Höhlen unter der Erde und das Land außerhalb. Die Fantasiewelt enthält 130 Räume oder Knotenpunkte, 15 Schätze, 40 nützliche Gegenstände und 12 zu lösende Aufgaben. Das Programm ermöglicht es den Spielern, den Status von zwei Spielen auf einer Diskette zu speichern. Es liefert nützliche Hinweise, Anweisungen und Rückmeldungen über den Fortschritt des Spielers."

Wer steckenbleibt, kann eine Karte und drei Blätter mit Tipps für je einen Dollar anfordern. Die kommen dann per Briefpost. Das Spiel benötigt kein DOS, sondern kommt auf einer selbststartenden Diskette. Durch den Erfolg des PCs überflügelt die Version die Varianten für den Apple II und den TRS-80. Auch der "Typing Tutor" ist einer der Starttitel; und als eines von nur zwei bekannten PC-Programmen (neben einer Hardware-Testsoftware) erscheint er auch auf Magnetband-Kassette.

Streng genommen muss sich "Adventure" den Ruhm als erstes PC-Spiel mit einem anderen teilen: mit "DONKEY.BAS", einem einfachen Rennspiel. Ein Auto fährt auf einer zweispurigen Straße, und wenn ein Esel seinen Weg kreuzt, wechselt man mit der Leertaste schnell die Spur. Mehr gibt es nicht. Kein Lenken, Beschleunigen oder Bremsen.

Der 25 Jahre alte Bill Gates entwickelt es zusammen mit einer Reihe weiterer Programme an einem Wochenende zusammen mit dem noch jüngeren Neil Konzen, um die Leistungsfähigkeit des PCs und des BASIC zu demonstrieren. Dem gelang der Einstieg bei Microsoft, indem er als Oberschüler auf gut Glück zum Unternehmen radelt und mit seinem Fachwissen imponiert.

Bei Pixelgrafiken hapert es allerdings. Eigentlich will Konzen eine Kuh zeichnen, aber weil sie eher wie ein Esel aussieht, ist der Name des Spiels gefunden. Als eines der vielen BASIC-Beispiele findet es seinen Weg auf die DOS-Diskette und damit in Millionen Computer. Während solche Programme zunächst als Test für mögliche Fehler im BASIC-Interpreter entstehen und als Referenz für IBM, was der Interpreter leistet, dienen sie später als Vorlagen für Programmierer.

DONKEY.BAS bliebt Bill Gates einzige Mitarbeit an einem Computerspiel.

(Bild: heise online)

So viel Verständnis hat Apple nicht. Das Team kann es gar nicht fassen, als es das Spiel zu Gesicht bekommt und herausfindet, dass Bill Gates höchstselbst hinter der "Peinlichkeit" steckt. Es arbeitet seit geraumer Zeit am Macintosh mit seiner grafischen Oberfläche; und das an den Vorläufer CP/M erinnernde DOS wirkt wie ein Relikt aus früheren Tagen.

Für Bill Gates bleibt es die einzige Mitarbeit an einem Spiel. Auch Neil Konzen ist eher für seine anderen Arbeiten bekannt, etwa für Ports von Programmen wie Word zum Mac, für seine Arbeiten an der Softcard-Steckkarte, die CP/M auf den Apple II bringt (die erste Hardware von Microsoft) und an der Konzeption von Windows, auch basierend auf seinen Erfahrungen mit dem Mac. 10 Jahre später leistet sich Microsoft einen weiteren Schlager: Die "Snake"-Variante NIBBLES.BAS, die als Demo für QBASIC Teil von MS-DOS 5.0 wird.

(dahe)