Playstation gegen Xbox: Der Krieg der Konsolen geht in die nächste Runde

Microsoft und Sony duellieren sich bald mit Xbox Series und Playstation 5. Konsolen-Kriege haben aber schon seit den Achtzigerjahren Tradition. Ein Rückblick.

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Playstation und Xbox

(Bild: dpa, Michael Nelson)

Lesezeit: 11 Min.
Von
  • René Meyer
Inhaltsverzeichnis

Seitdem es Konsolen gibt, gibt es Konsolen-Kriege. Bereits das Urspiel "Pong" ist Gegenstand von Auseinandersetzungen: Atari schaut sich die Idee von der ersten Spielkonsole ab, der Magnavox Odyssey. Doch deren Erfinder Ralph Baer ist so weitsichtig, seine Erfindung des "Television gaming and training apparatus" patentieren zu lassen. Die Idee des Tennis am Bildschirm beschäftigt die Gerichte; und schließlich müssen Atari und andere Lizenzgebühren zahlen. Noch in den Achzigerjahren versucht Nintendo, gegen die Patente vorzugehen – ohne Erfolg. Bis sie Anfang der Neunzigerjahre auslaufen, hat Magnavox mehr als 100 Millionen Dollar eingenommen. Weit mehr als am Verkauf seiner eigenen Konsolen.

Ende der Achtzigerjahre ist der Konsolenmarkt fest in der Hand von Nintendo. Das NES (8 Bit) verkauft sich prächtig; daher lässt man sich mit einem Nachfolger Zeit. Sega nutzt die Chance und prescht mit dem Mega Drive (16 Bit) vor: "Welcome to the next Level". Schicke Grafik, niedriger Preis, ein beigelegtes Spiel, Lizenzen amerikanischer Filme und Serien. Der Mega Drive bot erwachsenere Spiele, wie das blutrünstige "Mortal Kombat", und ein Maskottchen: cooler und schneller als Mario, der blaue Igel Sonic, der wie ein Blitz durch die scrollenden Levels fegt. Das kommt an. Vor allem in den USA (wo das Gerät Genesis heißt) und in Europa zieht das Mega Drive zeitweise gleichauf mit Nintendo. Teil des Erfolgs ist die freche Werbung, die sich direkt auf den Mitbewerber bezieht: "Genesis Does What Nintendon't".

In den Neunzigerjahren wird der Konsolenmarkt unübersichtlich. Sicher, Nintendo und Sega dominieren. Doch vor allem in Japan gibt es noch NEC mit der PC Engine. SNK veröffentlicht das Neo Geo. Atari bringt den Jaguar heraus. Von den mobilen Systemen ganz zu schweigen: dem Game Boy folgen Game Gear von Sega, Lynx von Atari und WonderSwan von Bandai.

Zunehmend setzt man auf die Compact Disc. Philips mit dem CDi, Panasonic und Goldstar mit dem 3DO, Commodore mit dem CDTV (auf der Basis des Amiga). Apple entwickelt die glücklose Pippin-Konsole (auf der Basis des PowerPC). Die CD ist der Datenträger der Zukunft. Der Zugriff auf die Daten dauert im Vergleich zu den bisherigen Steckmodulen zwar länger, aber sie bietet sehr viel mehr Platz; für mehr Levels, für Videosequenzen, für Musik und für Sprachausgabe. Statt eines neuen Modells wählen manche Hersteller einen Zwischenschritt: die alte Konsole, aber mit einem CD-Laufwerk. So erscheint das Neo Geo CD. Für den Jaguar und das Mega Drive werden CD-Aufsätze angeboten.

Auch für Microsoft ist der neue Datenträger interessant. Eine Tochterfirma für Multimedia-Software gibt CD-ROMs wie die Enzyklopädie "Encarta" und die Bücher-Sammlung "Bookshelf" heraus.

Nintendo mag sich der Entwicklung ebenfalls nicht verschließen. Man vereinbart mit Sony eine Partnerschaft. Sony soll ein CD-Laufwerk für das SNES liefern und will parallel ein eigenes Gerät entwickeln, das Nintendo-Software abspielt: Play Station. Als Nintendo klar wird, was es alles damit aus der Hand gibt, lässt das Management die Vereinbarung platzen und verbündet sich stattdessen mit Philips. Ein CD-Laufwerk für das Super Nintendo erscheint zwar doch nicht; aber Sony ist sauer und will die Vorarbeiten nicht aufgeben.

Die PlayStation, nun als ein Wort geschrieben, erscheint 1994 in Japan. Sie ist viel preiswerter als die CD-Konkurrenz, und Sony konzentriert sich auf Spiele, statt (wie bei CD-i & Co) ein teures Multimedia-Gerät auch für Filme und Nachschlagewerke zu vermarkten. Der Zeitpunkt ist nicht schlecht gewählt. Nintendo ist mit seinem SNES-Nachfolger noch nicht soweit; das in Zusammenarbeit mit Silicon Graphics entstandene Nintendo 64 kommt erst zwei Jahre später heraus.

Konsolen-Kriege: Nicht nur Xbox gegen Playstation (8 Bilder)

Bereits die erste Spielkonsole, die Magnavox Odyssey von 1972, ist Gegenstand von Auseinandersetzungen. Atari stiehlt die Idee des Tennisspiels für sein "Pong"
(Bild: René Meyer)

Und mit einem einzigen Wort nimmt man Sega und seinem Saturn, dem zeitgleich veröffentlichten CD-basierten Nachfolger für das Mega Drive, den Wind aus den Segeln. Während der denkwürdigen Keynote-Rede zur Einführung der PlayStation in den USA, von Sony-Mann Steve Race auf der E3 1995. Er wird angekündigt, läuft unter Applaus zur Bühne, mit seinem Vortragstext in der Hand, beugt sich zum Mikrophon, sagt ein einziges Wort, und geht seelenruhig zurück zu seinem Platz. "299". 299 Dollar. Sega hat gerade 399 Dollar für den Saturn bekanntgegeben.

Der Rest ist Geschichte. Die PlayStation wird 100 Millionen Mal verkauft, deutlich mehr als jede andere Spielkonsole davor. Das entgeht auch Microsoft nicht.

In den Achtzigerjahren arbeiten Sony und Microsoft gar gemeinsam an einem Heimcomputer-Standard: MSX. Es ist die goldene Ära dieser Geräte; und auch dort gibt es "Krieg", vor allem Commodore gegen Atari: Dass Commodore-Gründer Jack Tramiel aus seinem eigenen Unternehmen gefeuert wird und mit dem Erlös aus seinen Aktien Atari kauft, ist Stoff für Legenden. Japanische Firmen schauen bisher zu. Das soll sich ändern. Unter der Führung von ASCII wird eine Idee entwickelt: Viele Hersteller bauen jeweils eigene Computer, die untereinander kompatibel sind. Ganz vorn dabei: Sony mit dem schicken, aber recht teuren Hit Bit.

Microsoft wiederum wünscht sich mehr Einfluss auf den Markt. Zwar läuft das beliebte Microsoft BASIC auf vielen Rechnern; aber der Stern beginnt zu verglühen. Für das BASIC im C64 erhält Microsoft nur eine einmalige Lizenzgebühr. Für die Atari-Heimcomputer ist Microsoft BASIC zunächst geplant; als sich aber herausstellt, dass die Portierung den Platz eines 8-KByte-Chips überschreitet, lässt Atari kurzerhand ein neues BASIC entwickeln. Auch der Schneider CPC hat ein eigenes BASIC.

Mit MSX BASIC gelangt Microsoft in die ROMs von Heimcomputern einer ganzen Reihe von Herstellern; vor allem im attraktiven Markt Japan. Dort verkaufen sich die MSX-Rechner gut, sind aber in den USA und in Europa kein großer Erfolg. Am ehesten verbreiten sie sich in den Niederlanden und Belgien, da Philips mit im Boot ist.

Sony nutzt die MSX-Plattform, um sich als Publisher zu etablieren. Eine ganze Reihe von Spielen, die für MSX-Rechner erscheinen, werden von Sony veröffentlicht, darunter der Klassiker "Loderunner"; bei drei Spielen listet die Datenbank MobyGames Sony auch als Entwickler auf.

1989 gründet Sony ein Tochterunternehmen für Videospiele, das vor allem Spiele für die Konsolen von Nintendo und Sega veröffentlicht; das Label "Sony Imagesoft" klebt auch auf den Packungen von Spielen für den Game Boy.