So pestizidbelastet sind Europas Ackerböden– Statistik der Woche

Umstrittene Pflanzenschutzmittel sind notwendig, damit der Output der Landwirtschaft nicht nachlässt. Unsere Infografik zeigt, was heute auf die Äcker kommt.

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Pestizide auf dem Acker

(Bild: Statista)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • René Bocksch

Auf jedem Hektar Acker sind in Deutschland im Jahr 2021 rund 4,1 Kilogramm Pestizide versprüht worden. Das zeigt die Infografik von Statista und Technology Review auf Basis von Schätzungen der Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO). Damit liegt Deutschland deutlich über dem europäischen Durchschnitt von 1,75 Kilogramm pro Hektar Anbaufläche. Einen besonders hohen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln registriert die FAO in Andorra (17 Kilogramm/Hektar) und den Niederlanden (10,9 Kilogramm/Hektar). Weniger häufig kommen Pestizide in Osteuropa und Skandinavien zum Einsatz.

(Bild: Statista)

Eines der am häufigsten genutzten Pestizide ist der Unkrautvernichter Glyphosat. Im Zeitraum von 2011 bis 2021 wurden hierzulande im Schnitt rund 4.500 Tonnen Glyphosat verkauft. 2019 erreichte der Absatz in Deutschland mit etwa 3.000 Tonnen seinen vorläufigen Tiefstwert, stieg in den Folgejahren jedoch wieder deutlich an. Das Mittel steht unter Verdacht, krebserregend zu sein und weitere Umweltrisiken mit sich zu bringen. Die EU-Zulassung von Glyphosat wäre Mitte Dezember 2023 ausgelaufen, die EU-Kommission erteilte jedoch kürzlich eine Freigabe für weitere zehn Jahre.

Auch das neue EU-Pestizidgesetz, das den Einsatz von Pestiziden bis 2030 deutlich verringern sollte, wurde vom Europaparlament gekippt. Vorgesehen war eine Reduzierung der Pestizidnutzung um rund die Hälfte im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 2013 bis 2017. In diesem Zeitraum wurden auf europäischen Anbauflächen im Jahresdurchschnitt etwa eine halbe Million Tonnen Pestizide versprüht.

Statistik der Woche

(Bild: 

shutterstock/3dmask

)

In unserer wöchentlichen Rubrik präsentieren wir Zahlen, Kurven und Diagramme aus Technologie und Wissenschaft.

Für Umweltschützer ist die Ablehnung des Vorstoßes erschütternd, Bauernverbände wie Copa-Cogeca begrüßen das Ergebnis hingegen. Der Entwurf sei nicht gut angepasst gewesen und wäre ohne Finanzierungsunterstützung nicht zu realisieren, erklärte die Vorsitzende des Verbandes, Christiane Lambert gegenüber der Tagesschau.

Hinter der Entscheidung steht auch ein wirtschaftliches Interesse seitens der Industrie. Laut Industrieverband Agrar werden allein in Deutschland mit Pflanzenschutzmitteln jährlich mehr als eine Milliarde Euro generiert. Mit rund 1,43 Milliarden Euro erreichte die Branche 2022 ein Fünfjahreshoch.

(jle)