Times are changing: Der Macintosh wird 40

Mit dem ersten Apple Macintosh begann im Januar 1984 ein neues Zeitalter in der Computer-Geschichte. In 40 Jahren veränderte er die Welt. Ein Blick zurück.

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(Bild: AA+W, stock.adobe.com; Montage: Mac & i)

Lesezeit: 31 Min.
Von
  • Christoph Dernbach
Inhaltsverzeichnis

Apple-Mitbegründer Steve Jobs hatte sich vor 40 Jahren eine außergewöhnliche Bühne für die Vorstellung des ersten Apple Macintosh ausgesucht. Das Flint Center in Cupertino war am 24. Januar 1984 bis auf den letzten seiner 2600 Plätze besetzt. In der Halle saßen vor allem Anteilseigner von Apple, schließlich handelte es sich formell um die Aktionärsversammlung des Unternehmens. Jobs trat ans Mikrofon, um als Chairman die Hauptversammlung offiziell zu starten, und zwar mit der zweiten Strophe von Bob Dylans "The Times They Are A-Changin’": "Legt euch nicht zu früh fest. Denn das Rad des Schicksals dreht sich noch. Und niemand kann sagen, wen es benennen wird. Denn wer jetzt noch Verlierer ist, wird später ein Gewinner sein."

Mit dem Vortrag der Dylan-Lyrik zur Mac-Premiere wollte der damals 28 Jahre alte Studienabbrecher nicht nur der US-Protestbewegung huldigen, sondern verklausuliert mitteilen, dass es noch nicht ausgemachte Sache ist, dass IBM im Kampf um die Vorherrschaft auf dem Markt der Personal Computer siegen wird. Zusammen mit seinem Kumpel Steve Wozniak hatte Steve Jobs bereits Jahre zuvor IBM das Fürchten gelehrt. Während die Anzugträger bei IBM der Meinung waren, dass Computer so teuer wie ein Luxusauto sein müssten, zeigten die beiden ab 1975 mit dem Apple I, dass im Prinzip jeder Mensch einen Computer besitzen und benutzen kann. Der erste Apple-Rechner hatte mit knapp 200 verkauften Bausätzen noch die Dimensionen eines Hobby-Projektes. Der Nachfolger Apple II räumte dagegen schon im großen Stil ab.

Aus der kleinen Firma in der Garage der Eltern von Steve Jobs entwickelte sich ein erfolgreiches Unternehmen. Die Verkaufszahlen stiegen rapide von 2500 Stück im Jahr 1977 auf 210.000 im Jahr 1981.

kurz & knapp
  • Apple hat mit dem Mac die grafische Benutzeroberfläche auf den Massenmarkt gebracht.
  • Der hohe Preis und technische Fehlentscheidungen haben verhindert, dass der Mac der Standard wurde.
  • Mit dem iMac konnte Steve Jobs Apple retten und die iPhone-Entwicklung ermöglichen.
  • Technisch baut die jüngste Mac-Generation auf der energieeffizienten Chip-Technik des iPhones auf.

Der erste Anlauf, einen erfolgreichen Nachfolger für den Apple II auf den Markt zu bringen, geriet 1980 zum Flop. Der hohe Preis von über 4000 US-Dollar schreckte die Käufer ab. Die Entwicklung des Lisa begann bereits 1978. Ursprünglich sollte Lisa rund 2000 Dollar kosten und eine Benutzeroberfläche mit Fenstern haben, mit Menüs und schöner Schrift.

1983: Lisa (Bild unten) war der erste Rechner von Apple mit einer Maus und einer grafischen Bedienoberfläche. Sein größtes Handicap war der hohe Preis.

1984:Der Werbespot für den ersten Apple Macintosh lief in der Halbzeitpause des Super Bowl und hat den Rechner (Bild rechts daneben) nicht einmal erwähnt.

(Bild: Apple)

Um von den Pionieren der grafischen Benutzeroberflächen-Entwicklung zu lernen, mussten Steve Jobs und seine Mitarbeiter nur 20 Minuten mit dem Auto zum legendären Forschungszentrum Xerox Palo Alto Research Center (PARC) fahren.

Die Technologien, die Jobs dort sah, waren revolutionär. Noch 17 Jahre später erinnerte sich Jobs genau daran: "Ich war total geblendet von dem ersten Ding, das sie mir zeigten: die grafische Benutzeroberfläche. Ich dachte, das ist das beste Ding, was ich je in meinem Leben gesehen habe. […] Und innerhalb von zehn Minuten war mir klar, dass eines Tages alle Computer so arbeiten würden."

Jobs versuchte nach den Besuchen im PARC, die neuen Ideen zunächst im Lisa-Projekt einzubringen. Doch mit seinem rauen Umgangston und seiner kompromisslosen Haltung machte sich der Apple-Mitbegründer dort viele Feinde unter den Mitarbeitern. Der Apple Lisa wurde dann ohne Steve Jobs zu Ende entwickelt und floppte. Unverkäufliche 2700 Exemplare wurden später auf einer Müllkippe in Utah entsorgt.

Nach seinem Rauswurf aus dem Lisa-Projekt wollte sich Jobs nicht dem Titel eines "Non-Executive Chairman of the Board" abspeisen lassen. Er sah sich nach einem Wirkungsbereich um und wurde im Macintosh-Projekt von Jef Raskin fündig.

Raskin schwebte ein einfacher Volkscomputer für nicht mehr als 1000 Dollar vor. Er empfand die Maus als überflüssig – wenn eine Hand ständig von der Tastatur wegwandere, koste das nur Zeit und Konzentration, argumentierte er. Um die Herstellungskosten niedrig zu halten, sollte der Mac nach seinen Vorstellungen einen winzigen 5-Zoll-Bildschirm und einen ziemlich billigen (und leistungsschwachen) Prozessor bekommen, den Motorola 6809.

Raskin wollte nicht die Tradition des Apple Lisa fortsetzen, Computer mit Frauennamen zu bezeichnen, weil er das für sexistisch hielt. Das Projekt bekam deshalb den Namen seiner Lieblings-Apfelsorte McIntosh. Um keine Konflikte mit dem Audiogerätehersteller McIntosh Laboratory zu riskieren, habe Raskin dann die Schreibweise in Macintosh verändert. So berichtet es zumindest der Steve-Jobs-Biograf Walter Isaacson.

Jobs kaperte das Projekt kurzerhand: "Steve fing an, das Projekt nach seinen Vorstellungen umzugestalten, Jef wurde mürrisch, und es war sofort klar, wie das ausgehen würde", erinnerte sich Joanna Hoffman, die im Mac-Team für das Marketing zuständig war.

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