Wie Südkorea vom KI-Sprung profitieren will

Mit einer konzertierten Aktion greift Korea im Bereich KI an. Seoul konzentriert Investitionen auf Chips, um die eigene Halbleiterindustrie fit zu machen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Samsung-Chips

Mikrochips des südkoreanischen Herstellers Samsung Electronics werden in seinem Geschäft ausgestellt.

(Bild: dpa, Ahn Young-Joon/AP/dpa)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Martin Kölling

Südkoreanische Regierungen sind bekannt für ehrgeizige industriepolitische Strategien in Zukunftstechnologien. Ein Paradebeispiel ist Künstliche Intelligenz (KI). Im Februar kündigte das Ministerium für Wissenschaft und Informations- und Kommunikationstechnologie an, an der Korea-Universität ein KI-Rechenzentrum von Weltrang aufzubauen.

Bis 2025 will das Ministerium 44,5 Milliarden Won (31,8 Millionen Euro) in das Zentrum investieren, das die KI-Kompetenzen von Universitäten, Unternehmen und Forschungszentren an einem Standort bündeln soll. Dazu soll es mit 35 Petaflops-Computern ausgestattet werden, damit 100 Wissenschaftler gleichzeitig an KI-Projekten arbeiten können. Flops ist eine Maßeinheit für die Leistung von Supercomputern und für Gleitkommaoperationen pro Sekunde. Ein Petaflops sind eine Billiarde Flops. Verglichen mit den weltweit schnellsten Supercomputern sind Dutzende Petaflops nicht gerade viel – für einzelne Wissenschaftler ist die Rechenleistung trotzdem hoch.

Was das bedeutet, erklärte das Ministerium gleich selbst: Das Datenzentrum werde dazu beitragen, dass Südkorea mit der rasanten Entwicklung im KI-Sektor Schritt halten könne. Jüngstes Beispiel ist der KI-Chatbot ChatGPT, den Microsoft gerade in seine Suchmaschine Bing integriert hat. Die Idee zur massiven staatlichen Förderung in Südkorea liegt allerdings schon Jahre zurück.

Bereits im vergangenen Jahrzehnt nahm die Regierung KI neben Autobatterien, Computerchips und anderen Technologien in den Kanon der Zukunftstechnologien auf, deren Entwicklung die Regierung zum Wohle der Exportwirtschaft mit Subventionen beschleunigen will. 2020 folgte eine nationale KI-Strategie mit der Vision "Von einer IT-Supermacht zu einer KI-Supermacht".

Mit der Konzentration von Ressourcen auf diesen Bereich will die Regierung der starken südkoreanischen Chipindustrie helfen, die Dominanz des amerikanischen GPU-Herstellers Nvidia und anderer Firmen bei KI-Anwendungen zu brechen. Bis 2030 will das Land nicht nur den dritten Platz in der globalen digitalen Wettbewerbsfähigkeit erreichen, heimische Chiphersteller sollen bis dahin auch 80 Prozent der KI-Chips für die heimischen Rechenzentren liefern.

Post aus Japan

Japan probiert mit Elektronik seit jeher alles Mögliche aus - und oft auch das Unmögliche. Jeden Donnerstag berichtet unser Autor Martin Kölling an dieser Stelle über die neuesten Trends aus Japan und den Nachbarstaaten.

Die Herausforderung ist groß. Die beiden südkoreanischen Chipgiganten Samsung Electronics und SK Hynix profitieren zwar von der Nachfrage nach Speicherchips, die auch von KI-Anwendungen getrieben wird. In anderen Bereichen der Chipindustrie wie der Auftragsfertigung von Chips ist Samsung jedoch nur ein Herausforderer des Platzhirsches TSMC aus Taiwan.

Dennoch gibt es bereits Lebenszeichen aus der Branche. Das Chipdesign-Start-up Rebellions hat gerade einen KI-Chip auf den Markt gebracht. Atom heißt das Produkt. Es soll der erste Chip aus Korea sein, der für Sprachmodelle wie ChatGPT oder Googles Bard geeignet ist. Der Halbleiter wurde nicht nur in Korea entwickelt, sondern jetzt auch produziert – und zwar von Samsung Electronics.

(jle)