Zahlen, bitte! – Schneider CPC 464: Homecomputer im Schatten des Commodore 64

Seite 2: Nach drei Tagen in Deutschland ausverkauft

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Die Sorgen waren unbegründet: Innerhalb von drei Tagen waren alle Geräte verkauft und Schneider hatte seine liebe Mühe, zeitnah Nachschub zu ordern. Sparfuchs-Eltern wie die des Redakteurs nahmen oftmals den CPC, wenn der C64 auf dem Wunschzettel stand. Der CPC war insbesondere durch den günstigen Preis für die Spiele ein idealer Einstiegscomputer: Die Spiele waren günstig und viele Firmen setzten aufgrund sehr ähnlicher Hardware Spectrum-Spiele für den CPC um, was man ihnen oftmals anhand der Grafikdarstellung anmerkte, wie im Spiel "Saboteur". Eigenentwicklungen wie "Super Robin Hood" mussten sich nicht vor dem ewigen Rivalen Commodore 64 verstecken, wenn man davon absieht, dass der CPC keinen Text-Modus oder Hardware-Sprites beherrschte. Mit dem CPC starteten im Kinderzimmer viele Programmiererkarrieren.

Super Robin Hood, 1986 für den Schneider CPC erschienen, musste sich nicht vor anderen 8-Bit-Klassikern verstecken: Sprachausgabe, eingängige Musik und stimmungsvolle Grafik zeichneten das von Codemasters veröffentlichte Spiel aus.

(Bild: Screenshot)

In Frankreich lief es noch besser als in Deutschland: Da wurde der CPC innerhalb kürzester Zeit zum Marktführer in den 1980ern, ähnlich in Spanien. Auf der iberischen Halbinsel wurde der CPC 472 verkauft. Der kuriose Grund, weshalb der einen (funktionslosen) Extrachip aufwies, war die spanische Eigenheit, dass Rechner mit 64 KByte mit einer spanischen Tastatur ausgeliefert werden musste. Amstrad wollte die Regelung umgehen, da die einheitliche englische Tastaturbelegung zur Kosteneinsparung verbreitet war. Das klappte nur so lange gut, bis die spanische Regierung die Regelung auf alle Speichergrößen ausweitete, sodass die letzten CPC 472 auch mit spanischer Tastatur ausgeliefert werden mussten.

KC Compact, ein DDR-Klon des Amstrad CPC 464, der trotz einiger kopiebedingten Kniffe wie etwa Logikgatter statt Spezialschaltkreisen zum CPC sehr kompatibel war. Als Hauptprozessor diente der MME 880, der ein unlizensierter Nachbau des Zilog Z80 war.
Spätestens mit der Wiedervereinigung verschwand auch die DDR-Version vom Markt.

(Bild: Enrico Grämer)

Nachfolger kamen einige: Noch 1984 kam der Amstrad CPC 664 auf den Markt – er unterschied sich zum 464 insofern, als er mit einem 3-Zoll-Diskettenlaufwerk statt Kassette ausgestattet war. Der 6128 kam 1985 auf den Markt und hatte ein kompakteres Gehäuse und Diskettenlaufwerk. Laut einem Bericht in der Happy Computer wurden Ende 1985 vom CPC bereits 100.000 Exemplare verkauft. etwa 35.000, vom CPC 6128 und rund 20.000 CPC 664. Es schaffte aber kein weiterer der Nachfolger den Erfolg des CPC 464. Kurz vor dem Mauerfall 1989 erschien mit dem KC Compact eine DDR-Nachbildung des Schneider CPC, der von VEB Microelektronik "Wilhelm Pieck" Mühlhausen gebaut wurde.

Dass trotz der unbestreitbaren Erfolge der CPC eher im Schatten des scheinbar übermächtigen C64 steht und das 40. Jubiläum medial etwas unterging, liegt wohl auch daran, dass der C64 so massiv erfolgreicher war. Es wird geschätzt, dass etwa 3 Millionen CPC verkauft wurden, davon allein eine Million in Frankreich, während der C64 auf 17 Millionen Verkäufe kommt. Auch setzte neben der 8-Bit-Konkurrenz die neue Generation 16/32-Bit-Rechner der CPC-Bilanz zu: 1985 erschienen mit Atari ST und Commodore Amiga zwei Rechner, die die Fähigkeiten der 8-Bit-Geräte bei Weitem überstiegen und den Gaming-Markt aufmischten.

Amstrad GX4000: Auf CPC-Basis entwickelte Spielekonsole, die 1990 erschien. Angesichts der Konkurrenz von Nintendo und Sega war die Konsole unterlegen und bereits beim Debüt veraltet.

(Bild: Evan-Amos)

Das hatte Folgen, da Schneider nun auch selbst als Computerhersteller und nicht nur als Lizenznehmer vom Computerboom profitieren wollte: 1988 stellte Schneider den Deutschland-Vertrieb der Amstrad-Rechner ein und brachte stattdessen mit dem (zum CPC inkompatiblen) Schneider Euro PC eigene Rechner auf den Markt. Amstrad reagierte zwar mit dem Versuch, im deutschsprachigen Raum einen eigenen Vertrieb aufzubauen, der aber nie richtig Fuß fassen konnte. Auch in anderen Ländern gingen die Verkäufe zurück. Letzte Versuche der CPC-Wiederbelebung von Amstrad im Jahr 1990 mit CPC464+ und CPC6128+ sowie der Konsole GX400 schlugen fehl, da die dahinterstehende Technologie mittlerweile massiv veraltet war.

Alan Sugar und Amstrad wandten sich Anfangs der 1990er von den 8-Bit-Rechnern ab und hatten mit Bildtelefonen und Satelliten-Technik noch weitere Erfolge, bis Alan Sugar seinen Konzern 2007 an den Pay-TV-Anbieter BSkyB verkaufte. Was bleibt? Bis heute ist eine treue Retro-Szene um den CPC aktiv, über ihre Schätzchen in Foren diskutieren und in Eigenregie Spiele sowie Erweiterungen für den Rechner entwickeln.

(mawi)