Datendrang: Mediendatenbanken für Foto und Grafik

Große Bildersammlungen sind auch mit einer noch so durchdachten Ordnerstruktur kaum zu bändigen. Wer ein bestimmtes Foto aus mehreren tausend sucht, benötigt eine leistungsfähige Bildverwaltungs-Software.

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Inhaltsverzeichnis

Die Kandidaten sind ACDSee 2.5 Pro, das ehemals als iView Media-Pro bekannte und nun von Microsoft weiterentwickelte Expression Media 2, Foto station Pro 6.0 von Fotoware, der IDImager 4.2 vom gleichnamigen Hersteller, Mario Westphals iMatch 3.6, das Extensis-Programm Portfolio 8.5 und StudioLine PhotoClassic 3 Plus aus dem Hause H+M. Außerdem sind Photoshop Lightroom 2.3 und Aperture 2.0 dabei.

Lightroom, Expression Media, Fotostation und Portfolio laufen außer unter Windows auch auf Mac OS X. Aperture gibts nur für den Mac. Die Programme mussten im Test mit 14.000 Bilddateien unterschiedlichster Formate umgehen. Zu bewältigen waren verschiedene Metadatenstandards wie das veraltete binäre IPTC-IIM-Format sowie der neuere XML-Dialekt XMP – sowohl eingebettet als auch als Begleiter. Neben dem Lesen stand auch das Schreiben der Daten in die Formate JPEG, TIFF und PSD sowie als Begleitdatei auf dem Prüfstand. Zu den Testkandidaten gibt es Alternativen.

Nutzern von Photoshop Elements oder Apple iPhoto dient sich eine integrierte Verwaltung an. Volle Metadatenunterstützung darf man hier nicht erwarten, wohl aber Kategorien und Bewertungen. Beide Programme erkennen Gesichter, wenn man sie vorher trainiert. Wer keine Schlagwörter vergeben mag, findet mit Picasa die Bildverwaltung für Faule. Sie scannt die Festplatte und listet Fotos nach EXIF- oder Dateidatum chronologisch auf. Metadaten bearbeitet sie nicht.

Profis erhalten zusammen mit Adobe Photoshop beziehungsweise der Creative Suite den Betrachter und Verwalter Bridge. Er bietet 5-Sterne-Bewertung, Farbetiketten und einen praktischen IPTC-Editor, über den man Daten manuell eingibt oder per XMP- Vorlage in verschiedene Bildformate überträgt. Da die Bridge als Ausgangspunkt für die Creative Suite dient, ist es wichtig, dass Profi-Bildverwaltung und Bridge miteinander kommunizieren. Die IPTC-Informationen aus JPEG, Raw und PSD ließen sich in allen getesteten Programmen weiterverarbeiten.

Bildverwaltung ist aufwendig. Am besten befüllt man seine Dateien bereits beim Import mit Standarddaten wie Name, Adresse und Copyright-Info. Zusätzlich vergibt man Schlagwörter zum Shooting, die einem auch Jahre später noch zu der Veranstaltung einfallen. Wichtig ist, dass die Anwendung beim Schreiben vorhandene Daten beibehält und sowohl das alte IIM-IPTC als auch XMP versteht.

ACDSee und StudioLine haben mit XMP immer noch Schwierigkeiten. Vor der weiteren Verarbeitung bietet es sich an, die Dateien umzubenennen – 2009-0325_Berlin.NEF verrät mehr über seinen Inhalt als DSC_7475.NEF. ACDSee, Fotostation IDImager und IMatch nutzen zum Umbenennen beliebige Metadaten wie Datum oder Schlagwort. Man sichtet am besten in einer Vollbildvorschau, in der man per Tastatur durch die Bilder blättert, sie bewertet oder löscht.

Fotostation zeigt nicht bewertete, abgelehnte und ausgewählte Bilder in einer dreispaltigen Tabelle an. Auch eine Vergleichsansicht (zwei oder mehr Bilder) wie bei Expression Media, IDImager und Lightroom hilft beim Beurteilen. Praktisch ist eine Ansicht, die ein Detail in 100-prozentiger Vergrößerung zeigt und Ausschnitt sowie Skalierung beim Springen zum nächsten Bild beibehält. XMP-Bewertungen aus Adobe Bridge oder Windows Vista lassen sich in die Bildverwaltung übernehmen. Expression Media, Fotostation, IDImager, IMatch und Lightroom geben sie wieder, ACDSee und Portfolio leider nicht. StudioLine versteht nur die von Vista zusätzlich in die Windows-Metadaten eingetragenen Sternchen. Aperture importiert Informationen aus iPhoto. Farbetiketten bieten sich zum Vorsortieren an. Da die XMPSpezifikation hier anfangs etwas ungenau war, existieren je nach Programm aber mal fünf, mal sieben und mal neun Etiketten.

Neben Schlagwörtern hilft ein hierarchisches Kategoriensystem beim Wiederfinden. Standardeinträge wie Personen und Ereignisse lassen sich je nach Anforderung weiter spezifizieren in Familie, Freunde, Kollegen oder in Politik, Wirtschaft, Sport. Sucht man Bilder von Angela Merkel, klickt man sich über Personen/ Politiker und je nach Kategorienbaum weiter über Parteizugehörigkeit oder Amt. Über das Kategoriensystem lässt sich gleichzeitig nach Dateiformat, Datum, Bewertung und Farbmarkierung differenzieren. Mit Hilfe logischer Verknüpfung (UND, ODER) klickt man sich komplexe Suchanfragen zusammen.

IMatch und StudioLine erstellen Kategorien automatisch aus den IPTC-Schlagwörtern. Bei IDImager entscheidet der Nutzer selbst, welche XMP-Felder die Software mit den Kategorien synchronisieren soll. Lightroom unterscheidet nicht zwischen Schlagwörtern und Kategorien. Die Hierarchie gibt es beim ITPC-Export wieder. Die Hersteller von Mediendatenbanken haben sich (informell) auf eine recht einheitliche Suchstrategie geeinigt. Man wählt das Datenbankfeld aus, beispielsweise die IPTC-Schlagwörter, definiert anschließend, ob der Wert genau übereinstimmen, das Suchwort enthalten oder gerade nicht enthalten sein soll, und trägt dieses im dritten Feld ein. Über UND und ODER lassen sich beliebig viele solcher Ausdrücke verketten. Die Auswahl der Felder ist mehr oder weniger einfach. Häufig erscheinen über 50 Datenbankfelder in einer unsortierten Liste.

IDImager und StudioLine sortieren immerhin thematisch, Portfolio stellt „EXIF“ und „IPTC“ voran. Der IPTC-Standard sieht mehrere Felder für inhaltliche Angaben vor, beispielsweise die Überschrift, Schlagwörter oder die Beschreibung. Wo was steht, hängt von persönlichen oder firmenspezifischen Gepflogenheiten ab. Über eine Schnellsuche in der Symbolleiste suchen mittlerweile fast alle Programme feldübergreifend. IMatch sucht in allen XMP-Feldern.

Fast alle Verwaltungsprogramme besitzen einfache Bildbearbeitungsfunktionen und geben Übersichten in Form von Web- Galerien, Kontaktabzügen und Diashow-Filmen aus. Lediglich ACDSee und Expression Media korrigieren rote Augen automatisch und mit gutem Ergebnis. Fotostation liefert kartoffeldruckähnliche Resultate ab. ACDSee besitzt außerdem fünf Reiter für einfache nichtdestruktive Anpassungen von Raw-Fotos. Auch StudioLine rückt den Pixeln nichtdestruktiv zuleibe. Wer eine integrierte Lösung aus Verwaltung und Bearbeitung sucht, sollte sich aber bei den Raw-Spezialisten Aperture und Lightroom umsehen. Ansonsten lassen sich allerorts Standardprogramme für die Bearbeitung definieren.

Der Web-Auftritt sollte möglichst frei von Werbung sein – IDImager zeigt einen deutlichen Herstellerhinweis. In der Regel erstellt die Software eine Galerie auf Grundlage fester Design-Vorlagen. Farbe und Form darf der Nutzer häufig anpassen – wenn nicht im Konfigurationsdialog, dann per Hand in einer CSS-Datei. Der erzeugte Code ist selten frei von Fehlern, wurde aber von Internet Explorer und Firefox in allen Fällen richtig interpretiert. IDImager beherrscht auch den Upload bei Flickr und Picasa Web Album, Aperture nutzt einen .mac-Zugang. Diashows erzeugen die Programme zumeist als QuickTime- Film oder EXE-Datei, wobei dem plattformunabhängigen Videoformat sicherlich der Vorzug zu geben ist. Ärgerlich, wenn man das Seitenverhältnis manuell eingeben muss. Findet man bei Fotostation und Portfolio nicht das exakte Verhältnis der Fotos, sieht man graue Balken. Alle getesteten Produkte drucken Kontaktabzüge mit ausgewählten Metadaten. Erstaunlicherweise findet sich kaum eines, das mehrere Fotos in Standardformaten wie 10 × 15 cm auf eine Seite druckt. Fotostation und StudioLine bilden hier Ausnahmen.