Dommermuth: 1&1-Netz "ab Dezember voll funktionsfähig"​

Im Interview mit dem Handelsblatt bekräftigt der CEO den Netzstart von 1&1 zum Jahresende – und zeigt sich zuversichtlich in der Frage der Flächenfrequenzen.​

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(Bild: Timofeev Vladimir/Shutterstock.com)

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Dem Start des Mobilfunknetzes von 1&1 im Dezember steht laut United-Internet-CEO Ralph Dommermuth nichts mehr im Weg. "Es war bisher schwieriger als geplant", sagte Dommermuth im Interview mit dem Handelsblatt. Aber nun nehme der Aufbau der eigenen Antennenstandorte Fahrt auf. "Ab Dezember wird das Netz voll funktionsfähig sein."

1&1 hatte bei der 5G-Frequenzauktion 2019 ein eigenes Spektrum ersteigert, um sich als vierter Mobilfunkanbieter mit eigenem Netz neben der Deutschen Telekom, Telefónica/O2 und Vodafone zu etablieren. Den Auflagen der Bundesnetzagentur folgend hätte 1&1 sein Netz eigentlich bereits Ende 2022 mit 1000 aktiven Antennenstandorten betreiben müssen. Es waren dann nur eine Handvoll.

Inzwischen sind es ein paar mehr, aber von einem leistungsfähigen Netz ist 1&1 immer noch weit entfernt. Auch den für September geplanten Netzstart hatte das Unternehmen verschieben müssen. Dommermuth ist dennoch optimistisch: "Wir bekommen Wind unter die Flügel." Das Unternehmen baut sein Netz mit dem japanischen Rakuten-Konzern auf Grundlage von Open RAN.

1&1 habe derzeit gut 500 Antennenstandorte zur Mitnutzung übernommen, bis zum Jahresende sollen es über 1000 und bis Ende nächsten Jahres mehr als 3000 sein, sagte Dommermuth dem Handelsblatt. Diese sind derzeit aber noch nicht alle auf Sendung. Aufbau und Anbindung der Antennen brauchten Zeit, erklärte der CEO: "Das dauert mal länger, mal geht es schneller – abhängig von Genehmigungsverfahren." Derzeit seien 60 Standorte aktiv, zum Jahreswechsel sollen es 200 sein.

Dass 1&1 trotzdem schon das eigene Netz vermarkten kann, ist dem Roaming zu verdanken. Zunächst können 1&1-Kunden überall dort, wo der Anbieter noch keine eigenen Antennen hat, im LTE-Netz von O2 surfen und telefonieren. Im Laufe des kommenden Jahres kann 1&1 dann auf das 5G-Netz von Vodafone zurückgreifen, mit dem es einen neuen Roaming-Vertrag geschlossen hat.

Dommermuths nächstes Problem ist der Zugang zu wichtigen Frequenzen im 800-MHz-Bereich. Diese sind vor allem für die Erschließung des ländlichen Raums wichtig, weil sie hohe Reichweiten ermöglichen. Die Frequenzen sind derzeit in der Hand der Konkurrenten. Die Bundesnetzagentur flirtet mit einer Verlängerung der laufenden Lizenzen, doch hat das Bundeskartellamt Bedenken hinsichtlich des Wettbewerbs angemeldet.

Der United-Internet-CEO geht davon aus, dass es in der Frequenzfrage eine Lösung geben wird. "Roaming ist kein Ersatz für eigene Frequenzen", sagte er dem Handelsblatt. "Ich bin zuversichtlich, dass wir die notwendigen Frequenzen bekommen werden. Ob im Rahmen einer Auktion oder einer Verlängerung, bei der auch unser Bedarf berücksichtigt wird."

(vbr)