Ehemaliger Xbox-Chef: Tötet die Gen Z die Spielkonsole?

Sie bevorzugt Snack-Inhalte und zockt lieber auf dem Handy: Die Gen Z könnte Spielkonsolen ein Ende setzen, sagt der frühere Xbox-Chef Peter Moore.

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Los,Angeles,,Usa,-,January,24,,2022.,Sony,Playstation,5

Werden Spielkonsolen zur Nischenhardware?

(Bild: Ksjundra07/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.
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Der frühere Xbox-Chef Peter Moore zweifelt daran, dass Spielkonsolen eine Zukunft haben: "Das ist eine ernste Frage, die man sich gerade sicher in Tokyo, Redmond, Washington und Kyoto stellt", sagte Moore im Interview mit IGN in Anlehnung an die Unternehmenssitze der großen Konsolenhersteller. "Wenn man eine neue Generation startet, muss man Milliarden an Verlusten absorbieren."

Moore, der von 2003 bis 2007 Microsofts Xbox-Sparte anführte, sieht die Bereitschaft dafür angesichts der aktuell schwierigen finanziellen Lage der Branche als gering. Spielkonsolen werden verlustbehaftet verkauft, was mit Einnahmen aus dem Verkauf von Videospielen über einen längeren Zeitraum kompensiert werden soll.

Doch dieses Geschäftsmodell wird wackeliger, sagte Moore im Interview mit IGN, das aktuell in der Branche Wellen schlägt. Das liege auch an der jungen Generation. "Wir sehen eine Generation nachkommen, die sich nicht mehr einen ganzen Abend vor den Fernseher setzt und das gerade beliebte Spiel zockt", erklärt Moore." Der Gen Z gehe es eher um "Inhalte in Snack-Größe". "Was kann ich in den nächsten 10 bis 12 Minuten machen?"

Klassische Konsolenspiele haben da schlechte Karten, führt Moore aus. Die Gen Z frage sich, warum sie 500 Dollar für maßgeschneiderte Spiele-Hardware ausgeben solle, wenn sie doch bereits ein Smartphone, einen PC oder Mac besitzt, auf dem man ebenfalls spielen kann. Allgemein verlagere sich unser Unterhaltungskonsum weg vom Wohnzimmer und hin zum Schlafzimmer, wo TikTok, Youtube und andere On-Demand-Inhalte warten.

Schon 2007 habe man sich bei Microsoft mit der Frage beschäftigt, ob Spielkonsolen überhaupt noch eine Zukunft haben, gesteht Moore ein. Bislang haben sich die Konsolen gehalten. Für die nächste Konsolengeneration plant Microsoft laut geleakten Dokumenten eine hybride Konsole. Zuletzt bekräftigte Microsoft, dass auch nach der Xbox Series X/S eine neue Xbox-Konsole geplant sei – mit dem "größten technischen Sprung, den ihr je gesehen habt."

Doch Moores Befürchtungen sind nicht ganz von der Hand zu weisen, gibt der Analyst Mat Piscatella von Circana zu bedenken. Die junge Generation kaufe tatsächlich weniger Konsolen: In den USA seien Anfang 2020 noch 15 Prozent der Spielehardware-Käufe auf Menschen von 18 bis 24 Jahren zurückgegangen. Ende 2023 seien es nur noch 7 Prozent gewesen. Derweil stieg der Anteil der älteren Käufer ab 55 Jahren von 17 auf 23 Prozent. Piscatella glaubt trotzdem an die Zukunft der Konsolen – allerdings eher als Nischenprodukt für Spiele-Enthusiasten.

Die Branche streicht aktuell nach dem Corona-Boom massenhaft Stellen. Im Januar hat Microsoft 1900 Angestellte bei Xbox und Activision Blizzard entlassen. Das entspricht 8 Prozent der Belegschaft. Ziel sei es, eine nachhaltige Kostenstruktur für zukünftiges Wachstum zu schaffen, schrieb Microsofts Gaming-Chef Phil Spencer in einem internen Memo. "Mit Blick auf die Zukunft werden wir weiterhin in Bereiche investieren, die unser Geschäft wachsen lassen und unsere Strategie unterstützen, mehr Spiele zu mehr Spielern auf der ganzen Welt zu bringen."

Auch bei Sony müssen zahlreiche Spieleentwickler gehen: 900 Angestellte verlieren ihren Job, teilte der Playstation-Hersteller Ende Februar mit. "Die Branche hat sich enorm verändert, und wir müssen uns auf die Zukunft vorbereiten," begründete Jim Ryan, der noch amtierende Präsident von Sony Interactive Entertainment, den Schritt. Zuvor musste Sony seine Prognose für sein Spielegeschäft senken: Wegen enttäuschender Verkaufszahlen der PS5 erwartet das japanische Unternehmen für das Fiskaljahr geringere Einnahmen in seinem Kerngeschäft.

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