Erdnaher Asteroid Kamoʻoalewa: Quasisatellit zu Mondkrater zurückverfolgt

Kamoʻoalewa ist der berühmteste unter den wenigen Quasisatelliten der Erde. Nun hat eine Forschungsgruppe ermittelt, von welchem Mondkrater er wohl stammt.

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Tiefer Mondkrater von der Seite fotografiert

Der Mondkrater Giordano Bruno

(Bild: NASA/Goddard/Arizona State University)

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Der berühmteste der sogenannten Quasisatelliten der Erde stammt nicht nur vom Mond, einem Forschungsteam ist es jetzt offenbar sogar gelungen, den Krater ausfindig zu machen, bei dessen Entstehung das Objekt namens (469219) Kamoʻoalewa entstanden ist. Wie die Gruppe um Yifei Jiao von der Tsinghua-Universität in Peking erläutert, liegen der Arbeit eine Reihe von Simulationen zugrunde. Die hätten ergeben, dass der Himmelskörper Überrest eines Einschlags sein muss, der vor wenigen Millionen Jahren einen Mondkrater mit einem Durchmesser von 10 bis 20 km produziert hat. Am Ende hätten all die Daten nur auf den Mondkrater Giordano Bruno gepasst, der knapp hinter dem sichtbaren Teil der Mondoberfläche auf der Rückseite des Erdtrabanten liegt.

Kamoʻoalewa ist einer von weniger als einem Dutzend bekannten Quasisatelliten der Erde. Der etwa 50 Meter durchmessende Asteroid umkreist die Sonne also auf einer Bahn, die der Erde stark gleicht. Deshalb ist der Himmelskörper äußerst schwer zu beobachten, lediglich für eine Woche im April ist er der Erde immer wieder so nahe, dass er mit den stärksten Teleskopen untersucht werden kann. Entdeckt wurde der Asteroid erst 2016 mit Technik am Observatorium Haleakalā auf Hawaii. Eine gewisse Berühmtheit hat das Objekt aber erst fünf Jahre später erlangt, als ein Forschungsteam der Universität Arizona herausgefunden hat, dass Kamoʻoalewa wohl vom Mond stammt.

Überprüft werden kann die Hypothese zur Herkunft von Kamoʻoalewa, wenn die chinesische Sonde Tianwen-2 Proben von dem Asteroiden zur Erde bringt. Starten soll die ursprünglich unter dem Namen ZhengHe vorbereitete Mission planmäßig im kommenden Jahr. Gleichzeitig könnten genauere Analysen des Mondkraters Gioardano Bruno deutlich machen, ob der Asteroid allein ist. So hat das Team um Yifei Jiao ermittelt, dass bis zu drei solcher Himmelskörper noch die Erde begleiten könnten, wenn der Krater nur wenige Millionen Jahre alt ist. Je länger der Einschlag her ist, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, dass noch weitere Überreste in der Größe von Kamoʻoalewa um die Sonne kreisen.

Sollte sich der jetzt im Wissenschaftsmagazin Nature vorgestellte Rekonstruktion zur Herkunft von Kamoʻoalewa bestätigen lassen, wäre es nicht das erste Mal, dass ein Himmelskörper zu einem ganz bestimmten Krater zurückverfolgt werden konnte. Erst vor wenigen Jahren wurde der älteste und berühmteste Marsmeteorit "Black Beauty" zu einem Krater auf dem Roten Planeten zurückverfolgt. Wenn Kamoʻoalewa tatsächlich bei der Entstehung des Kraters Gioardano Bruno ins All geschlagen wurde, wäre Probenentnahme von Tianwen-2 dann auch eine seltene Möglichkeit, an vergleichsweise junges Material von unter der Oberfläche des Mondes zu gelangen.

(mho)