Erfahrungswerte: Canon EOS 7D in der Praxis

Unter der Reihe "Erfahrungswerte" finden Sie ganz persönliche Ansichten von Foto-Profis zu aktuellen Kameras – mit dem Schwerpunkt auf die praktische Anwendung, weniger auf Messwerte und Testergebnisse. Diesmal an der Reihe: Die Spiegelreflexkamera Canon EOS 7D.

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Lesezeit: 23 Min.
Von
  • Johannes Leckebusch
Inhaltsverzeichnis

Dichtkunst: Die EOS 7D wurde aufwendig gegen Staub und Spritzwasser abgedichtet.

Nikon und Canon bringen im ständigen Wettlauf immer wieder Nachrüstungen vorhandener Modellreihen heraus. Canon war bislang mit vier bzw. fünf Kameraklassen schon gut aufgestellt: Vom Einsteigermodell (EOS 1000D für ca. 360 Euro) über die Amateurliga (450D für 490 Euro und die 500D für ca. 630 Euro) über die semiprofessionellen "Zweistelligen" (50D, 800 bis 900 Euro) bis hin zu den absoluten Profikameras (1D, 1Ds, um 4500 bis über 6000 Euro). Dazwischen spielte schon seit einigen Jahren die EOS 5D, inzwischen in Gestalt der Nachfolgerin 5D MKII, eine Sonderrolle: Mit vollem Kleinbildformat (Sensorgröße 36 x 24 mm) und einem für ambitionierte und betuchtere Amateure noch erschwinglichen Preis um 2050 Euro bildet sie quasi eine Klasse für sich.

Frontansichten der EOS 7D (links) und EOS 5D MKII rechts mit den jeweiligen (gehobeneren) Kit-Objektiven

Abgesehen von den Preisregionen gibt es ein auffälliges Unterscheidungsmerkmal zwischen den Gruppen: Die Gehäusegröße! Die Einsteiger- und Amateurmodelle sind betont klein (soweit es technisch möglich ist), und damit zwar leichter und kompakter, aber auch unangenehmer zu greifen (jedenfalls für gröbere Männerpfoten) und mit weniger Massenträgheits-"Bildstabilisierung". Die Mittel- und Oberklasse hat "normalgroße" Gehäuse, bringt aber mit dem Volumen auch ordentlich Gewicht (nahe der 1-Kilo-Klasse) mit sich, während die Kleinen mit den dreistelligen Nummern eher mit der Hälfte zufrieden sind (jeweils ohne Objektiv und Akku). Damit einher gehen auch gewisse innere Werte, namentlich die Sucherqualität (siehe weiter unten). In dieser Hinsicht rückt die 7D eng zur professionellen 5D MK II auf.

Jedenfalls war es einigermaßen überraschend, als Canon im Oktober letzten Jahres (2009) eine Kamera mit der Bezeichnung EOS 7D herausbrachte, die in keines der bisherigen fünf Schemata passt. Preis ca. 1400 Euro, Crop-Faktor 1,6, gewaltige 18 Megapixel Auflösung, ansonsten profimässige Ausstattung. Sie schiebt sich zwischen die 5D MKII und die 50D und kann nicht als klare Nachfolgerin einer dieser beiden angesehen werden. Dahinter steckt ein besonderer Ansatz, den Canon in einem PDF-Dokument beschreibt: Man wollte eine grundlegend neue Kamera nach den Wünschen von Fotografen gestalten.

Die Rückansichten der EOS 7D und 5D MKII unterscheiden sich in einigen bemerkenswerten Details

Abgesehen von den Beschriftungen gibt es von vorne gesehen wenige Unterscheidungsmerkmale zwischen der EOS 7D und der 5D MKII. Der 5D fehlt der Knopf mit dem Blitzsymbol – sie hat keinen eingebauten Blitz, sondern setzt auf professionelles Zubehör. Dass der Prismenhöcker dennoch wuchtiger erscheint, liegt am größeren Aufnahme- und Mattscheibenformat.

Im Griffteil der 7D (links) sieht man ein dunkles Oval, den Infrarotsensor für die Fernbedienung RC1 oder RC5. Bei der 5D MKII erkennt man den Sensor auf der geraden Fläche des Kameragehäuses weiter innen neben dem Griffwulst. Rötlich darunter die Signallampe des Selbstauslösers. Bei der 7D weiter oben in weiß eine Leuchte für denselben Zweck, die durch "Vorblendung" den Rote-Augen-Effekt verringern soll.

Aufgefallen ist mir das besonders dezente Spiegel- und Verschlussgeräusch. Die Bedienelemente (Knöpfe und Einstellräder) wurden vergrößert, ein Wunsch von Fotografen, die mit Handschuhen arbeiten müssen. Auch die besondere Abdichtung gegen Umwelteinflüsse wird betont. Im diesmal sehr strengen Winter kam ich mit baumwollenen Fingerhandschuhen jedenfalls gut zurecht.

Lesen Sie weiter auf Seite 2: Gehäuse und Sucher