Erfahrungswerte: Der Reiz der Kleinen – Panasonic Lumix GF1

Unter der Reihe "Erfahrungswerte" finden Sie ganz persönliche Ansichten von Foto-Profis zu aktuellen Kameras – mit dem Schwerpunkt auf die praktische Anwendung, weniger auf Messwerte und Testergebnisse. Diesmal an der Reihe: Die Micro-FourThirds-Kamera Panasonic GF1.

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Lesezeit: 13 Min.
Von
  • Axel Kossel
Inhaltsverzeichnis

Rund sieben Jahren lang habe ich auf die Panasonic Lumix GF1 gewartet, Mitte Oktober halte ich sie dann endlich in Händen. Die Freude ist groß, denn die Kamera ist klein. Nicht so klein wie einst die Rollei 35 S, von der ich mich vor sieben Jahren getrennt habe, um in die Welt des digitalen Bildes zu wechseln. Aber viel kleiner als die Nikon D300 samt Objektiven, die ich in letzter Zeit mit mir herumschleppe.

Sicher, die GF1 gehört nicht zu den kompaktesten unter den Digitalkameras. Die ersten wirklich kleinen habe ich schon vor sieben Jahren ausprobiert, doch die Ergebnisse trieben mich damals geradewegs ins DSLR-Lager. Daran hat sich nichts geändert, denn der Zusammenhang ist offenkundig: je kleiner der Sensor, desto schlechter das Bild. Und je größer der Sensor, desto klotziger die Kamera -- so schien es jedenfalls lange.

Neue Kameras haben es nicht leicht bei mir. Meist kommen sie mit der Post, während ich im Büro bin. Abends packe ich neugierig aus, lade den Akku und lese im Handbuch herum. Dann ist es dunkel geworden und ich sitze im Wohnzimmer, wo Energiesparlampen ihr trübes, gelbes Licht verbreiten. Die ersten Aufnahmen entstehen also unter ungünstigen Bedingungen, bei denen auch eine D300 nicht unbedingt glänzt.

Mit Adaptern kann man an der Lumix GF1 auch Fremdobjektive wie hier ein sehr teures Leica Summilux-M benutzen. Die vergrößerte LiveView-Ansicht erleichtert dabei das genaue Scharfstellen auch bei großen Blendenöffnungen.

Umso erstaunter war ich, als die GF1 mich dennoch schnell begeistern konnte. So nimmt das Rauschen bei hohen ISO-Einstellungen weniger stark zu, als ich erwartet hatte. Bis ISO 400 gibt es wenig auszusetzen, ISO 800 ist erträglich und bei ISO 1600 kann man mit Raw-Aufnahmen, neutraler Konvertierung und Nachschärfen mit dem Rauschunterdrücker Noise Ninja durchaus was anfangen. ISO 3200 ist allerdings eher eine Notlösung.

Was mir aber die GF1 in der Dämmerung schnell ans Herz wachsen ließ, war das Objektiv. Im Gedenken an die Rollei 35**S mit Sonnar 1:2.8/40 habe ich mich für die Festbrennweite G 1:1.7/20 Asph. entschieden. Sie liefert an der GF1 den gleichen Bildwinkel wie das Sonnar an der Rollei. Und wenn sie auch nicht versenkbar ist, macht die durch die flache Bauweise die GF1 doch schlank.

Wichtigstes Argument für dieses Objektiv ist aber seine hohe Lichtstärke, die sogar den Verzicht auf einen Bildstabilisator erträglich macht. Mit ISO 400, Blende 1.7 und einer Belichtungszeit von 1/15 s, die durch den fehlenden Spiegelschlag noch recht zuverlässig scharf wird, kommt man bei Available-Light-Aufnahmen gut zurecht, wie ein erster Konzertbesuch inzwischen belegt hat.

Zum Vergleich von Kontrast und Schärfe stand mir für die D300 leider keine Festbrennweite zur Verfügung, sondern nur das AF-S 16-85, ein eher lichtschwaches Zoom mit sehr guter Abbildungsleistung. Bei Offenblende (20er: 1:1,7, 16-85 bei 26 mm: 1:4) lagen die beiden Systeme eng beieinander, doch beim Abblenden gewann das 20er der Panasonic mehr Kontrast und vor allem an den Rändern auch mehr Schärfe. Die GF1 mit der Festbrennweite löste insbesondere Details mit geringem Kontrast besser auf.

Zur besseren Vergleichbarkeit habe ich RAW-Aufnahmen mit Adobe ACR konvertiert und verglichen. Bei den konvertierten RAW-Files der GF1 fielen bei kontrastreichen Übergängen schmale Farbsäume auf. Bei JPG-Dateien aus der Kamera wurden diese vollständig entfernt.

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