Erfahrungswerte: Kamerakonzepte im Vergleich (I) – NX5

Drei Kameratypen, dreimal derselbe Hersteller. Im Alltagstest soll sich zeigen, welches Konzept bei welcher Gelegenheit am besten aufgeht. Denn die Wahl zwischen Superzoom, Bridge und Systemkamera fällt keineswegs immer leicht.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Lesezeit: 10 Min.
Von
  • Robert Seetzen
Inhaltsverzeichnis

Mit dem 30mm f/2,0 (45mm vgl. KB) passt die NX5 zumindest in geräumige Jackentaschen

Der Weg zur universellen, für alle üblichen Fotozwecke geeigneten Kamera scheint noch weit – sogar für meine vergleichsweise bescheidenen, privaten Fotozwecke reicht eine Kamera nicht aus. Derzeit nutze ich vor allem eine kleine Kompaktkamera mit 3x-Weitwinkelzoom und eine Canon 40D mit stabilisiertem Sigma 18-200mm. Erstere kommt fast ausschließlich jenseits der Haustür zum Einsatz, Zweitere fast nur daheim. Die Gründe sind leicht erklärt: Die SLR liefert zwar bessere Bildresultate, unterwegs ist sie aber viel zu lästig. Obwohl es der Kompakten unter anderem an wirksamer Schärfegestaltung, langer Brennweite oder echter Lowlight-Tauglichkeit mangelt, gefallen mir ihre Bilder letztlich gut genug, um unterwegs doch auf die SLR zu verzichten. Wirklich zufrieden bin ich mit dem Kompromiss allerdings nicht.

Nun hinken meine beiden „Haupt“-Kameras dem Stand der Technik bereits ein Stück hinterher und es stellt sich die Frage, ob jüngste Kamera-Entwicklungen meine Entscheidungsnot womöglich lindern könnten. Ein vor allem an der Praxis orientierter Selbstversuch mit drei aktuellen Modellen von Samsung soll Klarheit bringen. Dabei steht die jüngst vorgestellte NX5 für die ebenfalls noch sehr junge Klasse spiegelloser Systemkameras. Die WB650 repräsentiert taschentaugliche Kameras mit Superzoom. Die WB5500 schließlich soll zeigen, ob die sogenannte Bridge-Klasse tatsächlich das Beste zweier Welten vereint und Kompakt- bzw. Systemkameras zumindest ein Stück weit überflüssig machen kann. Den Anfang im Testreigen macht die NX5, deren größere Schwester NX10 bereits in c‘t 14/2010 vorgestellt wurde.

Alle wichtigen Funktionen sind über eigene Tasten oder über ein Schnellmenü erreichbar

Mit der NX5 zu arbeiten, hat mir auf Anhieb Spaß gemacht. Sie fasst sich gut an, das Kunststoffgehäuse wirkt wertig und liegt dank rutschfester Armierungen auch sicher in der Hand. Sie wirkt wie eine SLR und lässt sich auch ebenso bedienen. Zwar fehlt, wie in dieser Preisklasse auch bei SLRs üblich, ein zweites Einstellrad, dennoch geht die Bedienung der NX5 gut von der Hand.

Für Weißabgleich, Belichtungs-Messmethode, ISO-Werte, Belichtungskorrektur und einige weitere Einstellungen stehen jeweils eigene Tasten zur Verfügung, andere oft benötigte Funktionen hält die NX5 in einem via „Fn"-Taste erreichbaren Schnellmenü bereit. Am Hauptmenü gefällt mir die sehr übersichtliche, auf mehrere Karteireiter verteilte und Rollbalken-freie Darstellung. Nennenswertes Blättern im teilweise erstaunlich fehlerhaft übersetzten, deutschen PDF-Handbuch war nur selten nötig.

Allerdings funktioniert bei der NX5 nicht alles ganz so, wie ich es mir für entspannte Freizeitfotografie wünschen würde. Ich bin ein überzeugter Fan großer Zoombereiche, jedoch bietet Samsung derzeit noch kein Universalzoom für seine NX-Serie. Das versprochene f/3,5-5,6 18-200mm OIS lässt vermutlich noch ein Weile auf sich warten. Zum Test stehen neben dem 18-55mm Kit-Objektiv das f/2,0 30mm Pancake und ein f/4,0-5,6 50-200mm Telezoom zur Verfügung, also sämtliche derzeit erhältlichen NX-Objektive. Für den Arbeitsalltag am sonnigen Sommernachmittag bietet das Tele allerdings oft zu wenig Überblick, während die Kit-Linse keine nah und dennoch belästigungsfrei herangezoomten Portaitstudien erlaubt.

Die kleinstmögliche Bilddiagonale für Makrofotos mit dem 18-55mm Kit-Objektiv beträgt 11,3 cm, nur minimal weniger als in diesem Beispielfoto mit 12,5 cm Bilddiagonale

Nicht ganz zufrieden bin ich mit den Makroleistungen des Kit-Objektivs. Eine minimale Diagonale von 11,3 Zentimetern ist für viele Makrofotos deutlich zu groß. Zum Vergleich: Eine auf Kleinbild-Vollformat bezogene 1:1-Darstellung bildet eine Diagonale von lediglich 4,3 Zentimetern ab. Die Makroversuche bringen zudem weitere Probleme ans Licht. Beim Herantasten an die größtmögliche Makrodarstellung gerät der AF immer wieder in hilfloses Pumpen, der Phasen-AF einer SLR meistert vergleichbare Situationen wesentlich schneller und zuverlässiger.

Bei manuellem Fokussieren wiederum vermisse ich den optischen Sucher einer SLR, da die eher schwach vergrößernde Fokushilfe der NX5 nur bedingt weiterhilft. Besonders störend: Der kleinen Sammlung von M42-Objektiven, die ich dank eines Novoflex-Adapters problemlos anschließen kann, bleibt die Fokushilfe mit Detailvergrößerung verwehrt. Hier verschenkt Samsung Kreativpotential, ein Firmware-Update wäre in diesem Fall sehr willkommen.

Viel besser als die Makroleistung der NX5 und ihrer aktuellen Objektive gefällt mir ihre Belichtungssteuerung. Von ausgeprägten Gegenlichtsituationen einmal abgesehen, hat sie praktisch alle Licht- und Kontrastverhältnisse exzellent gemeistert. Ähnlich treffsicher belichtete Bilder haben mir bislang nur wenige Belichtungsautomatiken geliefert. Auch am automatischen Weißabgleich kann ich kaum mäkeln. Erst das abendlich beleuchtete Wohnzimmer mit seiner Kombination verschiedener Kunstlichtquellen hat die NX5 etwas aus dem Tritt gebracht.

Zur Abendstunde war auch Gelegenheit, die höheren ISO-Stufen der Kamera und die Bildstabilisatoren der beiden Zooms auszuprobieren. Die NX5 belässt es bei einem Maximalwert von ISO 3200, hier wäre nach meiner Meinung mehr möglich gewesen. Zwar zeigen die mit ISO 3200 aufgenommenen Bilder bereits gut sichtbares Farbrauschen und erhebliche Glättungseffekte, dennoch halte ich sie zumindest im privaten Kontext für insgesamt brauchbar. Eine Steigerung auf ISO 6400 hätte vermutlich echte Praxisvorteile bedeutet und immer noch zumindest akzeptable Resultate geliefert. Der Gewinn einer weiteren Blendenstufe als Notreserve wäre auch mit Blick auf das Fehlen einer sensorbasierten Bildstabilisierung nützlich gewesen.

ISO-Reihe im Detail (4 Bilder)

Im Detail

Das Testmotiv nutzt einfache Mittel, lässt Glättungseffekte der kamerainternen Rauschunterdrückung und verbliebene Rauschanteile aber dennoch gut erkennen

Samsung setzt auf eine Stabilisierung im Objektiv, was unter anderem ältere, manuelle Objektiven von den Vorteilen eines Verwacklungsschutzes ausschließt. Die Leistungen der objektivinternen Stabilisatoren haben mir wiederum gut gefallen. Mit den beiden Zooms sind mir verwacklungsfreie Aufnahmen von bis zu vier Lichtwerten unter Standardwert gelungen, also zum Beispiel mit 1/4 Sekunde bei 50mm Brennweite (entspr. Kleinbild). Das 30mm Pancake bietet keine Stabilisierung.