Erfahrungswerte: Kamerakonzepte im Vergleich (II) – WB650

Mit kompaktem Gehäuse, großem Zoombereich und umfangreichen Belichtungsoptionen verspricht die Samsung WB650 unbeschwertes und dennoch anspruchsvolles Fotovergnügen. Sogar GPS ist mit an Bord. Doch wie nah kann sie im Vergleich der Kamerakonzepte an die Leistungen von SLRs und anderen Systemkameras heranreichen?

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Lesezeit: 9 Min.
Von
  • Robert Seetzen
Inhaltsverzeichnis

Eine Kamera wie die WB650 entspricht, zumindest in der Theorie, ziemlich genau meinen Vorstellungen einer universellen Freizeitkamera. Sie fällt unterwegs nicht zur Last, bietet dennoch einen riesigen Brennweitenbereich, verspricht tolle Makroaufnahmen und kann obendrein umfassend manuell gesteuert werden. Die Eckdaten der WB650 wecken Hoffnung, meine SLR in Zukunft ruhigeren Gewissens daheim lassen zu können als bisher.

(Bild: Samsung)

Dass bereits die ersten Schritte mit der WB650 teils erheblichen Abstand zu den Leistungen einer SLR oder Systemkamera offenbaren, kommt indes nicht ganz unerwartet. So zeigt der AMOLED-Farbmonitor zwar eine erfreulich detailreiche und leuchtstarke Wiedergabe des Motivs. Manchmal, etwa bei hellem Sonnenschein, vermisse ich den optischen Sucher meiner SLR aber doch. Auch die Bedienung einer SLR oder Systemkamera verläuft dank zahlreicher Spezialtasten und Drehräder meist spürbar flüssiger.

Dass ein SLR-Objektiv mit mechanischem Drehzoom prinzipbedingt schneller und präziser gesteuert werden kann als jedes Motorzoom, leuchtet ebenfalls auf Anhieb ein. Vom Autofokus der WB650 schließlich erwarte ich nach vielen Jahren der Erfahrung mit SLRs und Kompaktkameras von vornherein keine wirklich konkurrenzfähige Leistung. Erwartungsgemäß hat die WB650 im Vergleich zur SLR viel eher mit schwachem Umgebungslicht oder kontrastarmen Motiven zu kämpfen. Jedes der vier bis hierhin genannten Probleme war jedoch, wie erwähnt, tatsächlich abzusehen. Eine Kompaktkamera ist eben, teils sehr zu ihrem Vorteil, wirklich keine SLR.

In einem sehr wichtigen Punkt, der Belichtungssteuerung, liefert die WB650 zum Beispiel durchaus konkurrenzfähige Resultate ab. Sogar Motive untypischer Helligkeitsverteilung, also beispielsweise mit überwiegend hellen oder dunklen Flächen, bringt die Samsung fast immer stimmig ins Bild. Erst eine Reihe bewusst eingestreuter Gegenlichtaufnahmen hat die Grenzen der Automatik anhand deutlich unterbelichteter Vordergrundelemente aufgezeigt. Hier unterscheidet sich die WB650 aber nicht vom Gros aller übrigen Kameras, auch meine Ixus und die EOS 40D scheitern in solchen Situationen zuverlässig. In der Praxis greife ich deshalb schon reflexmäßig zur Belichtungskorrektur, an meiner Ixus nutze ich dazu die frei belegbare "Print"-Taste.

Die WB650 bietet keine konfigurierbaren Tasten, der Weg zur Belichtungskorrektur verläuft vergleichsweise umständlich über das via "Fn"-Taste erreichbare Schnellmenü. Die Blitzbelichtungskorrektur ist sogar ausschließlich über das Hauptmenü der WB650 erreichbar, erlaubt ist zudem nur eine Korrektur von +-1 LW in Schritten von einem halben LW. Beide Mängel könnten vermutlich leicht mit einem Firmware-Update korrigiert werden. Eine 2 LW umfassende, über das Schnellmenü erreichbare Blitzleistungskorrektur wäre zumindest mir sehr willkommen.

ISO-Reihe im Detail (4 Bilder)

Im Detail

Das Testmotiv nutzt einfache Mittel, lässt Glättungseffekte der kamerainternen Rauschunterdrückung und verbliebene Rauschanteile aber dennoch gut erkennen

Wie schon bei der NX5 sind mir auch bei der WB650 ein paar recht peinliche Übersetzungsfehler begegnet. Besonders auffällig fand ich die Verwechslung von "Blendenvorgabe" mit "Blendenautomatik" in den Bildschirmtexten der Kamera. Ein aus Sicht erfahrener Fotografen unbedeutender, für Einsteiger aber womöglich verwirrender Fehler. In Verbindung mit dem wie bei der NX5 teils miserabel übersetzten Handbuch bleibt nur die Empfehlung an Samsung, dringend bessere Übersetzungsdienste in Anspruch zu nehmen.

Die rechte untere Ecke der Rückseite eines 10-€-Scheins, fotografiert mit kleinstmöglichem Aufnahmeabstand und ein 1:1-Ausschnitt des Fotos. In der Bildmitte zeigen die Makroaufnahmen der WB650 eine sehr ordentliche Detailzeichnung

An den falsch beschrifteten Belichtungsfunktionen selbst gibt es nichts Wesentliches auszusetzen. Die Blende kann sogar, keineswegs typisch für Kompaktkameras, in Drittelstufen über insgesamt vier Lichtwerte gesteuert werden. Warum für Einstellungen der Verschlusszeit nur eine Schrittweite von einem halben LW zur Verfügung steht, bleibt wiederum ein Geheimnis der Produktentwickler. Die größte Blendenöffnung beträgt in Weitwinkelstellung f/3,2, die damit erzielbare Schärfetrennung von Vorder- und Hintergrund bleibt wegen des kleinen 1/2,3"-Sensors jedoch sehr begrenzt.

Auch bei Makroaufnahmen tritt Unschärfe nur schwach ins Bild, hier kann dieser Effekt im Gegensatz etwa zu Portraits aber durchaus willkommen sein. Mit einer Nahgrenze von lediglich drei Zentimetern erlaubt die WB650 beeindruckende Makrobilder, die kleinste Diagonale beträgt 3,1 Zentimeter. Wer die Nahgrenze komplett ausschöpft, muss allerdings nennenswerte Verzeichnungen in Kauf nehmen. Wo nicht die komplette Auflösung der WB650 benötigt wird, halte ich einen etwas größeren Aufnahmeabstand und anschließendes Zuschneiden auf den gewünschten Motivteil für sinnvoller.

Viele meiner privat aufgenommenen Bilder entstehen abends, also oft unter eher schwierigen Lichtbedingungen. Mit einer maximalen Empfindlichkeit von ISO 3200 und einer optischen, vermutlich mittels Sensor-Shift realisierten Bildstabilisierung könnte die WB650 solche Situationen theoretisch gut meistern. Die bereits erwähnten Schwächen des AF bei geringem Umgebungslicht und die erheblichen Rauschanteil bei Empfindlichkeiten über ISO 800 setzen der Lowlight-Fotografie jedoch enge Grenzen.

Für gelegentliche Schnappschüsse nutze ich die ISO-Maximalstufe der WB650 gern, zumindest daheim kommt abends aber viel eher meine SLR zum Einsatz. Auch die mit niedrigen ISO-Raten aufgenommenen Bilder der WB650 fallen im Vergleich zur SLR zurück, vor allem mit Blick auf den Kontrastumfang. Viele der bei hellem Sonnenlicht aufgenommenen Testfotos zeigen, bei grundsätzlich korrekter Belichtung des relevanten Bildinhalts, stark ausgefressene Lichter.