France Telecom auf dem Weg nach oben

Die Deutsche Telekom wird die neue Errungenschaft Orange ihres einstigen französischen Kooperationspartners wohl eher zähneknirschend zur Kenntnis nehmen.

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Von
  • Sabine Heimgärtner
  • dpa

Eine strategische Schlacht ist geschlagen: Mit dem Kauf der britischen Vodafone/Mannesmann-Tochter Orange ist dem französischen Fernmeldekonzern France Telecom im Bereich des europäischen Mobilfunkmarktes ein Coup gelungen, der sechs Millionen zusätzliche Handy-Abonnenten, die Präsenz auf dem britischen Markt und eine der so heiß begehrten neuen Mobilfunklizenzen UMTS im Nachbarland Großbritannien bringt. "Die Zukunft ist strahlend, die Zukunft ist Orange", hatte Mannesmann-Chef Klaus Esser im Oktober vergangenen Jahres bei der Übernahme des britischen Unternehmens geschwärmt, wenige Monate vor der Übernahme von Mannesmann durch Vodafone.

"Wir kaufen alles, was uns bei der Eroberung der Märkte im Wege steht." France Telecom-Chef Michel Bon ist diesem Motto trotz einiger Rückschläge im vergangenen Jahr treu geblieben und nun auf dem Sprung in die Reihen der ganz Großen der Branche. Die Allianz Orange/France Telecom wird gemeinsam mit der französischen Telecom-Tochter Itineris unter dem neuen Namen "New Orange" firmieren und mit 20 Millionen Abonnenten der zweitgrößte Mobilfunkanbieter Europas sein. Nach der Orange-Übernahme ist France Telecom als Mobilfunkanbieter in den vier großen EU-Ländern Frankreich, Großbritannien, Deutschland und Italien präsent sowie in Belgien, Dänemark, Portugal und in einigen ehemaligen osteuropäischen Ländern.

Für den Trumpf Orange muss France Telecom tief in die Tasche greifen. Mit einem Preis von 43,2 Milliarden Euro, davon 22,2 Milliarden Euro in bar, ist die Anschaffung bei weitem die teuerste in der Geschichte des Unternehmens. Dazu kommen noch 6,55 Milliarden DM für die UMTS-Lizenz. Die Finanzierung von Orange will France Telecom über den Verkauf von strategisch weniger wichtigen Anteilen an verschiedenen Telefonkonzernen abwickeln. Abgestoßen werden sollen die sieben Prozent Anteile am mexikanischen Anbieter Telmex, die 1,8 Prozent an der Deutschen Telekom und ihr Anteil von zehn Prozent beim US-Telefonkonzern Sprint. Außerdem wird spekuliert, dass der französische Staat seinem Telefonkonzern helfend unter die Arme greifen und einen Teil seiner Beteiligung von 63 Prozent abgeben will.

Auch für die hochverschuldete britische Vodafone kam das französische Angebot gerade zur rechten Zeit. Nicht aus einer plötzlichen Liebe zu Frankreich entschied sie sich für France Telecom, sondern weil die Franzosen im Vergleich zu den niederländischen und spanischen Mitbewerbern bereit waren, den höchsten Bargeldanteil zu bezahlen. So wird Vodafone Orange schnell los, eine kartellrechtliche Auflage nach dem Zusammenschluss mit Mannesmann, und kann die "Kriegskasse" auffüllen, um bei der Jagd nach den teuren UMTS-Lizenzen mithalten zu können.

Die Deutsche Telekom wird die neue Errungenschaft ihres einstigen französischen Kooperationspartners wohl eher zähneknirschend zur Kenntnis nehmen, weil sie nach mehreren Anläufen auf dem europäischen Mobilfunkmarkt immer noch mit fast leeren Händen dasteht. Angesichts der bevorstehenden Vergabe der UMTS-Lizenzen wiegt das besonders schwer. Die beiden früheren Partner werden sich künftig als Konkurrenten gegenüber stehen: France Telecom tritt in England mit Orange gegen die Deutsche Telekom an (One2One), in Deutschland wollen die Franzosen mit ihrem deutschen Partner MobilCom den Markt erobern.

Mit dem französischen Orange-Schachzug, der bislang teuersten Übernahme einer Mobilfunkgesellschaft, wird sich der heiß umkämpfte Handy-Markt neu ordnen. Die Unternehmen, die beim Wettrennen um die meisten Kunden und weit reichendsten Lizenzen noch nicht dabei sind, werden es angesichts der drei Marktführer Vodafone/Mannesmann, New Orange und der italienischen Telecom Italia Mobile schwer haben, einen Fuß in die Tür zu bekommen. Marktbeobachter gehen aber auch davon aus, dass sich mit dem Erfolg von France Telecom bei Orange der Fusionsdruck auf andere Anbieter in Europa erhöht. Schließlich winken noch andere Märkte: Mit GlobalOne ist France Telecom schon jetzt auf dem US-Markt vertreten. (Sabine Heimgärtner, dpa) (jk)