Freitag: Chrome ohne Drittanbieter-Cookies, Twitch lockert Kleidungsvorschrift

Vier Jahre nach Apple und Mozilla wird auch Google auf Drittanbieter-Cookies für User-Tracking verzichten. Es beginnt am 4.1.2024 bei einem Prozent der Nutzer, bei denen diese Cookies im Chrome-Browser automatisch unterbunden werden. Teilweise neu ist auch die überarbeitete "Sexual Content Policy" von Twitch. Der Streaming-Anbieter lockert damit seine Kleidungsvorschriften und will Frauen seltener bestrafen. Derweil kämpft Cruise mit den Folgen eines Unfalls eines seiner Robo-Taxis und den Vorwürfen mangelnder Kooperation mit Behörden. Nach zwei Chefs und neun Managern müssen hunderte Mitarbeiter gehen – die wichtigsten Meldungen im kurzen Überblick.

Google wird Anfang 2024 damit beginnen, Drittanbieter-Cookies im Chrome-Browser automatisch zu unterbinden. Ab 4. Januar wird zunächst ein Prozent aller Chrome-Nutzer eine entsprechende Benachrichtigung erhalten. In der zweiten Hälfte des nächsten Jahres wird das automatische Blockieren von Drittanbieter-Cookies dann für alle Chrome-Anwender voreingestellt sein. Apple und Mozilla lassen Drittanbieter-Cookies in ihren eigenen Browsern schon seit drei oder vier Jahren standardmäßig nicht mehr zu, jetzt also auch der Datenkonzern, nachdem dieser eine Alternative zu durch Cookies personalisierte Werbung mit seiner "Privacy Sandbox" auf den Weg gebracht hat: Google Chrome beginnt im Januar 2024 mit dem Verzicht auf Drittanbieter-Cookies.

Der Streamingdienst Twitch überarbeitet seine Bestimmungen für eingeschränkte sowie unzulässige Inhalte. Die Vorschriften für "sexuell anzügliche" und "sexuell explizite Inhalten" verschmelzen zu einer "Richtlinie zu sexuellen Inhalten". Gleichzeitig werden diese weniger prüde. Twitch gibt zu, dass die bisherige Herangehensweise zu unverständlicher, weil uneinheitlicher, Zensur und überproportionaler Bestrafung weiblicher Streamer geführt hat. Etliche sexuelle Inhalte, die bislang verboten waren, sind jetzt erlaubt, sofern die Übertragung mit dem Label "Sexuelle Themen" gekennzeichnet ist: Twitch weniger prüde.

Die GM-Tochter Cruise streicht 900 Stellen, was ungefähr ein Viertel der Belegschaft ist. Das Unternehmen entwickelt selbstfahrende Taxis. Das Unternehmen steckt in einer schweren Krise. Seit August durfte Cruise in San Francisco chauffeurlose Taxifahrten gegen Bezahlung anbieten. Nach einem Unfall mit einem Einsatzfahrzeug wurde die Lizenz noch im August halbiert, Ende Oktober zog die kalifornische Behörde die Betriebserlaubnis komplett ein. Anlass war ein Unfall in San Francisco, bei dem ein Cruise-Taxi eine Fußgängerin mitschleifte. Cruise übermittelte ein Video einer Onboard-Kamera an die untersuchende Behörde, aber offenbar nicht alle Aufnahmen: Cruise kündigt jedem vierten Mitarbeiter nach Verkehrssicherheits-Skandal.

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149.000 offene Stellen für IT-Experten, 12.000 mehr als im Vorjahr: Der Fachkräftemangel verschärft sich weiter, wie der Branchenverband Bitkom in seiner aktuellen Erhebung angibt. 70 Prozent der befragten Firmen meint, dass es einen solchen Mangel gäbe, nur 2 Prozent halten hingegen das Angebot auf dem Arbeitsmarkt für ausreichend. Und 77 Prozent befürchten, dass sich die Situation verschärfen wird, während bloß 3 Prozent von einer Besserung ausgehen. Im Schnitt bleiben Stellen für 7,7 Monate unbesetzt, bei 21 Prozent der Befragten sogar für 10 bis 12 Monate: Fachkräftemangel auch wegen zu hoher Gehaltsvorstellungen, unterqualifizierten Bewerber.

Der vierbeinige Roboterhund Hound einer südkoreanischen Universität hat einen Guinness-Weltrekord im 100-m-Sprint für Roboter aufgestellt. Der Roboterhund legte die Strecke in 19,87 Sekunden mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 11,26 mph, etwa 18,12 km/h zurück. Der 45 kg schwere Roboterhund Hound startete den Sprint aus dem Stand heraus und beschleunigte dann bis zum Überqueren der Ziellinie, hinter der er sicher zum Stillstand kam. Machbar war der Rekord durch eine spezielle Antriebstechnik von Aktuatoren mit Motor und einem Planetengetriebe mit hoher Kraft- und Energieeffizienz: Roboterhund Hound knackt Guinness-Rekord im 100-m-Sprint.

Geht es nach dem Willen der EU, wird bald jeder Bürger der 27 Mitgliedsstaaten eine europäische digitale Identität (EUid) auf Basis von digitalen Brieftaschen (E-Wallets) erhalten. Bereits 2030 sollen sich 80 Prozent aller EU-Bürger online im Web damit ausweisen können. Die gesetzliche Grundlage dazu nennt sich eIDAS-Verordnung 2.0 (electronic IDentification, Authentication and trust Services). Doch der Entwurf enthält einen Artikel, der von zivilgesellschaftlichen Organisationen, aber auch IT-Experten aus dem universitären Umfeld scharf kritisiert wird. Warum das so ist, diskutieren wir ausführlich in der neuen Episode des Datenschutz-Podcasts Auslegungssache 99: eIDAS und die Folgen.

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Auch noch wichtig:

• Der norwegische Telecom-Konzern Telenor verkauft seine Tochtergesellschaft in Pakistan an e& (ehemals Etisalat, mehrheitlich im Eigentum der Vereinigten Arabischen Emirate).
• Handys, die Hörgeräte nicht unterstützen, könnten in den USA vom Markt verschwinden. Die Regulierungsbehörde FCC plant ein entsprechendes Verbot.
• BMW versucht mit dem auf Cruiser umgestrickten Retro-Modell R 12 nineT erneut in diesem Segment Fuß zu fassen. Es gleitet auf einer 110-Nm-Drehmomentwelle: Ein weiterer Anlauf mit BMW R 12 Cruiser.
• Das neue Outlook steht für Windows und macOS zur Verfügung. Wir beantworten die wichtigsten Fragen, die die Kommunikation von Microsoft aufwarf, im FAQ: Das neue Outlook.
• Die mit Abstand am weitesten von der Erde entfernte Weltraumsonde hat wieder Probleme. Ein Neustart des fehlerhaften Computers hat erst einmal nicht geholfen beim Problem bei Voyager 1: Nur Datenmüll aus dem interstellaren Raum.
• Porsche will im Frühjahr 2024 die Produktion des Macan einstellen. Grund dafür sind neue Vorschriften für die Cybersicherheit, die das SUV nicht erfüllt: Porsche Macan erfüllt künftige Vorschriften für Cybersicherheit nicht.
• Seit Anfang Juli ist Threads weltweit verfügbar, die EU war bislang außen vor. Seit Donnerstag kann man den Kurznachrichtendienst nun auch hier benutzen: Twitter-Alternative Threads von Meta jetzt in der EU verfügbar.

(fds)