Führerschein teuer wie nie: Was die Politik ändern könnte​

Der Erwerb eines Führerscheins ist enorm teuer geworden. Woran liegt das und was könnte die Kosten senken? Ursachen gibt es einige, Ideen aus der Politik auch.​

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Fahrschülerin

Der Erwerb eines Führerscheins ist eine teure Angelegenheit geworden, was gerade jungen Menschen vor Probleme stellt. Derzeit lasse auch deshalb die Nachfrage nach, sagt Kurt Bartels von der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände.

(Bild: VW)

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Ein Führerschein bedeutet Freiheit, in dörflicher Umgebung vermutlich nochmals deutlich mehr als in städtischer. Der Erwerb ist in den vergangenen Jahren allerdings erheblich teurer geworden. Verbände und Politik argumentieren mit unterschiedlichen Ideen, wie sich dieser Trend wieder umkehren ließe. Was sich schon jetzt absehen lässt: Mit einer kurzfristigen Lösung ist eher nicht zu rechnen.

Kostentreiber seien vor allem allgemeine Preissteigerungen, die Verkehrsentwicklung und die Entwicklung von Autos, meint Kurt Bartels, stellvertretender Geschäftsführer der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände. Er argumentiert. Autofahren sei komplexer geworden. So nehme die Zahl der Verkehrsmittel durch E-Scooter oder Pedelecs zu und es gebe neue Verkehrswege wie geschützte Radstreifen. Darüber hinaus müssten Fahrschüler auch in technischen Assistenzsystemen geschult werden und das in der Prüfung nachweisen. Seit 2021 dauert eine Fahrschulprüfung daher 55 statt 45 Minuten. Es brauche schlicht mehr Zeit, um Fahranfänger auszubilden, meint Bartels. Statt 25 Fahrstunden seien mittlerweile durchaus 45 bis 50 Fahrstunden keine Seltenheit.

Eine gewöhnliche 45-Minuten-Einheit koste dabei 55 bis 75 Euro. Pflicht sind zwölf der etwas teureren Sonderfahrten, also beispielsweise über Autobahnen oder bei Nacht. Zu den eigentlichen Kosten für die Fahrschule kommen dann noch Gebühren für die theoretische und praktische Prüfung sowie den Führerscheinantrag, die zusammen etwa 200 Euro kosten. Ferner sind ein Erste-Hilfe-Kurs für etwa 50, ein Sehtest für knapp sechs und ein Passfoto für gut zehn Euro notwendig. Bedeutet unterm Strich: 2100 bis 4400 Euro. Fahrschullehrer Bartels rechnet mit 2800 bis 3500 Euro. Unterschiede gibt es zwischen den Regionen. Auf dem Land seien Führerscheine meist günstiger als in der Stadt. Das liege auch daran, dass das Autofahren dort wegen der weniger komplexen Infrastruktur schneller zu erlernen sei, meint Bartels. Denn wie zu allen Zeiten ist natürlich für den Gesamtpreis eines Führerscheins auch ausschlaggebend, wie schnell ein Fahrschüler fit für die Prüfung ist.

Derzeit lasse die Nachfrage nach Autoführerscheinen nach, sagt Bartels. Es sei durchaus denkbar, dass junge Menschen das wegen der hohen Kosten auf einen späteren Zeitpunkt verschieben. Doch gerade auf dem Land ist ein Führerschein etwa für den Berufsalltag oft unerlässlich. Um Kosten zu sparen, raten Bartels und der ADAC dazu, Theorie- und Praxisstunden möglichst kompakt zu absolvieren. "Für sechs bis acht Monate muss man sich das wie ein weiteres Schulfach vorstellen", sagt Bartels. Bei längeren Pausen zwischen den Einheiten bestehe die Gefahr, das Erlernte wieder zu vergessen, argumentiert der ADAC. Es schade auch nicht, ein paar Stunden mit den Eltern auf dem Verkehrsübungsplatz zu verbringen und die Preise der Fahrschulen zu vergleichen. Außerdem wird empfohlen, sich erst dann zur Prüfung anzumelden, wenn man sich sicher ist.

Ideen für günstigere Führerscheine kommen unter anderem aus den Reihen der Opposition. Nach Auffassung des verkehrspolitischen Sprechers der CDU, Florian Müller, könnten Führerscheine unter anderem durch Digitalisierung günstiger werden. Die Arbeitsgruppe Verkehr der Unionsfraktion schlägt in einem Papier vor, verstärkt Fahrsimulatoren bei der Ausbildung einzusetzen, um so die Zahl der praktischen Fahrstunden zu reduzieren. Außerdem solle der Theorieunterricht teilweise digital erfolgen. Bei Bedarf sollten Soldaten oder Polizisten Fahrprüfungen abnehmen, meint die CDU. Lange Wartezeiten auf einen Prüfungstermin sollen damit verhindert werden, in denen die Fahrschüler weiter Fahrstunden nehmen müssten, um das Gelernte nicht zu vergessen.

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Fahrlehrer Bartels meint, die CDU-Vorschläge, die Fahrausbildung an einen Simulator auszulagern, "entbehren jeglicher Realität". Fahrsimulatoren könnten lediglich erste Schritte ermöglichen, damit Fahrschüler in der ersten Fahrstunde besser vorbereitet sind. Auch Gefahrensituationen könnten so trainiert werden. Ein großflächiger Einsatz in der Ausbildung sei aber nicht denkbar, erst recht nicht für die Sonderfahrten. Die Geräte seien nicht mit Simulatoren wie in der Flugausbildung zu vergleichen. Auch digitale Unterrichtsstunden hält er für unsinnig, da beispielsweise nicht nachgefasst werden könne, ob die Schüler wirklich aufpassen. Das ginge letztlich zulasten der Verkehrssicherheit.

Die SPD will wissenschaftliche Untersuchung abwarten, die derzeit laufen. "Der Führerschein darf nicht zum Luxusgut werden", sagt der stellvertretende verkehrspolitische Sprecher der mitregierenden SPD-Fraktion, Mathias Stein, gegenüber der dpa. Das aus seiner Sicht drängendste Problem, zu denen er hohe Durchfallquoten bei theoretischen und praktischen Prüfungen zählt, werde von der Union nicht thematisiert. Vor allem aber gebe es aber gerade wissenschaftliche Untersuchungen der Bundesanstalt für Straßenwesen dazu, wie die Fahrschulausbildung modernisiert werden kann. Diese Ergebnisse sollten zuerst abgewartet werden, meint Stein. Um dem Mangel an Prüfern zu entgegnen, hält er es für besser, Anforderungen an sie zu senken. Bisher müssen Prüfer unter anderem ein Ingenieursstudium nachweisen. Die in der Grünen-Fraktion für Führerscheinwesen und Verkehrssicherheit zuständige Swantje Michaelsen spricht sich zudem dafür aus, dass neben dem TÜV und der Dekra weitere Unternehmen Prüfungen abnehmen dürfen.

(mfz)