​Bundesbank skizziert Szenarien zur Zukunft des Bargelds

An Deutschlands Ladenkassen wird weniger mit Bargeld und zunehmend mit Karte gezahlt. Eine Bundesbank-Studie untersucht, wie das im Jahr 2037 aussehen könnte.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 270 Kommentare lesen
Kupfergeld

(Bild: Maliflower73/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Inhaltsverzeichnis

Wie die Bezahlwelt der Zukunft aussieht und welche Rolle dabei Bargeld noch spielt, hat die Bundesbank in einer Studie untersucht. Die Studie spielt drei Zukunftsszenarien für das Jahr 2037 durch – von einer nahezu bargeldlosen Gesellschaft bis hin zur Rückbesinnung auf Münze und Schein. "Wir wollten eine Vorstellung davon erhalten, in welchem gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umfeld Bargeld zukünftig eingebettet ist, um daraus Handlungsoptionen ableiten zu können", sagte Bundesbankvorstand Burkhard Balz. Das solle einen Beitrag zu den richtigen Weichenstellungen leisten, "damit Bargeld auch künftig ein attraktives, allgemein verfügbares und akzeptiertes Zahlungs- und Wertaufbewahrungsmittel ist".

Die Studie umreißt dabei eine "hyperdigitale Bezahlwelt", eine "Bezahlwelt in der Bargeld-Renaissance" und die "verschwindende hybride Bezahlwelt". Das erste Szenario beschreibt eine größtenteils bargeldlose Gesellschaft, in der Künstliche Intelligenz und digitale Wertschöpfung den Wohlstand sicherten. Alle Lebensbereiche, auch das Bezahlen, seien stark digitalisiert. Bankfilialen oder Geldautomaten gebe es kaum noch und auch das Geldabheben an der Ladenkasse sei nicht mehr möglich, da die Menschen im Handel ohnehin kaum noch bar bezahlten. Bargeld diene allenfalls noch zur Wertaufbewahrung.

iX Newsletter: Monatlich spannende Hintergründe zur neuen Ausgabe

Kennen Sie schon den kostenlosen iX-Newsletter? Jetzt anmelden und monatlich zum Erscheinungsdatum nichts verpassen: heise.de/s/NY1E In der nächsten Ausgabe geht's ums Titelthema der Februar-iX: ESG-Reporting-Software.

Szenario zwei schildert eine Rückbesinnung auf die Vorzüge der Bargeldzahlungen. Globale Lieferkettenprobleme und Cyberangriffe regten die Menschen an, Produkte wieder zunehmend lokal und regional zu kaufen. Dazu komme steigendes Bewusstsein in der Bevölkerung, sich auf Katastrophen und Krisensituationen vorzubereiten. Abschaffung der 1- und 2-Cent-Münzen, Rundungsregeln und vermehrter Einsatz von Bezahlautomaten machten die Bargeldzahlung unkompliziert und schnell. Das Szenario geht von einer zunächst sinkenden Bargeldnutzung aus, die sich im Laufe der Jahre stabilisiere und durch gesetzliche Akzeptanzregeln gesichert sei.

In Szenario drei wiederum hänge Bargeldnutzung stark von Lebensumständen und Einstellungen der Menschen ab. Im Handel würden die Kundinnen und Kunden dazu ermuntert, bargeldlos zu zahlen. Der Zugang zu Bargeld verschlechtere sich stetig und die Bargeldnutzung schleiche sich aus.

Die Bundesbank merkt dazu an, dass in zwei der drei Bezahlwelten der Zugang zu Bargeld und auch dessen Akzeptanz nicht voll gewährleistet seien. Damit hätten die Menschen keine echte Wahlfreiheit und auch die Stabilisierungsfunktion von Bargeld in Krisenzeiten sei gefährdet. Eine repräsentative Umfrage, die Teil der Studie ist, habe jedoch ergeben, dass 93 Prozent der Befragten auch in Zukunft selbst entscheiden möchten, ob sie bar oder unbar bezahlen.

"Die Studie zeigt, dass der Erhalt und die breite Verwendung des Bargelds keine Selbstläufer sind", machte Balz deutlich. Politik und Finanzakteure seien nun gefordert, damit der Wunsch nach Wahlfreiheit im Zahlungsverkehr auch eingelöst werden könne. Studien und Umfrage zufolge sinkt die Bargeldverwendung in Deutschland stetig, während Kartenzahlungen und andere digitale Bezahlweisen zunehmen. Insbesondere die Coronapandemie war ein Treiber für unbare Zahlungsmittel.

Alle drei der Studienszenarien gehen übrigens auch von der Einführung des digitalen Euros aus. Ob der wirklich umgesetzt wird, ist immer noch nicht entschieden. Die Europäische Zentralbank hat vergangenen November eine zweijährige Vorbereitungsphase begonnen, an deren Ende sich dann der EZB-Rat festlegen will. Nach Einschätzung von Bundesbankvorstand Burkhard Balz könnte es noch mindestens vier bis fünf Jahre dauern, bis ein digitaler Euro marktreif sei. Die EU-Kommission will zudem per Gesetz sicherstellen, dass Bargeld in der Europäischen Union weiterhin breit akzeptiert wird und zugänglich ist.

(axk)