Hackerangriff auf iranisches Atomkraftwerk: 50 GByte Daten erbeutet

Die Hacker fordern die Freilassung jüngst inhaftierter Demonstranten der Hidschāb-Proteste. Der Iran bestätigt die Attacke und beschuldigt ausländische Kräfte.

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AKW Buschehr

AKW Buschehr

(Bild: AEOI)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Frank Schräer
  • mit Material der dpa

Die iranische Atomenergie-Organisation (AEOI) hat am Sonntag Medienberichte über einen Hackerangriff auf das Atomkraftwerk Buschehr bestätigt. Demnach ist es den Hackern gelungen, freien Zugang zum E-Mail-Verkehr zu erlangen. Die Atombehörde gab laut Nachrichtenagentur Isna an, dass die Hacker keine geheimen Dokumente erbeutet haben sollen.

Für den Angriff macht die Behörde ein "bestimmtes Land" verantwortlich, ohne weitere Einzelheiten zu nennen. Für frühere Hackerangriffe auf Einrichtungen im Land machte der Iran seine Erzfeinde Israel und USA verantwortlich.

Hinter dem Hackerangriff soll Berichten zufolge die iranische Gruppe "Black Reward" stecken. Diese fordert für die gehackten Informationen die Freilassung von Menschen, die bei den systemkritischen Protesten in den vergangenen vier Wochen inhaftiert worden sind. Bei den erbeuteten Daten handelt es sich laut Associated Press neben E-Mails um Verträge und Baupläne. Es ist allerdings noch unklar, ob geheimes Material enthalten ist.

Das AKW Buschehr in der gleichnamigen Hafenstadt am Persischen Golf ist ein gemeinsames Projekt des Irans und Russlands. Es soll zivilen Zwecken dienen und ist offiziellen Angaben zufolge hauptsächlich zur Energiegewinnung und -versorgung der beiden südlichen Provinzen Buschehr und Fars gedacht.

Der Hackerangriff ist offenbar Teil der landesweiten Proteste gegen den Hidschāb-Zwang und die Unterdrückung von Frauen im Iran. Auslöser war der Tod der 22 Jahre alten Mahsa Amini. Die Sittenpolizei hatte sie festgenommen, weil sie die Zwangsvorschriften für das Tragen eines Kopftuchs nicht eingehalten haben soll. Die Frau starb am 16. September in Polizeigewahrsam.

Seit ihrem Tod demonstrieren landesweit Tausende gegen den repressiven Kurs der Regierung sowie das islamische Herrschaftssystem, die auch per Gesichtserkennung Frauen in den Hidschāb zwingen will. Ferner wurde nach dem Tod der jungen Frau das Internet im Iran teilweise eingeschränkt, Instagram und WhatsApp gesperrt.

(fds)