Hersteller-Allianz: 6-GHz-Band auch für WLAN offen halten

Eine breite Allianz von Netzbetreibern und Hardwareherstellern fordert die EU auf, das 6-GHz-Band weiter für WLAN zu öffnen und nicht für 5G zu reservieren.

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(Bild: Blue Planet Studio/Shutterstock.com)

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Im Vorfeld der Weltfunkkonferenz Ende des Jahres fordert eine breite Allianz von Netzbetreibern, Hardwareherstellern und Verbänden die EU-Mitgliedsstaaten auf, das 6-GHz-Band nicht für die Mobilfunknutzung zu reservieren. Die ambitionierten Ziele der EU für ein Gigabit-Europa ließen sich nur mit einer Mischung aller Technologien erreichen, warnen rund 50 Branchenvertreter in einem offenen Brief vom Montag.

Der EU komme auf der Weltfunkkonferenz, die Mitte November in Dubai beginnt, eine Schlüsselrolle zu, betonen die Unterzeichner des Schreibens, zu denen der deutsche Bundesverband Breitbandkommunikation (Breko), der Fritzbox-Hersteller AVM, die Deutsche Glasfaser und das FFTH Council Europe sowie Vertreter des Elektronikfachhandels gehören. Sollte Europa das 6-GHz-Band dem Mobilfunk zuweisen, ließe sich das Spektrum künftig weniger flexibel nutzen.

So beraube sich die EU etwa der Möglichkeit, die Frequenzen künftig für weiterreichende Funkzugangsnetze (WAS/RLAN) einzusetzen, heißt es in dem offenen Briefs . Mit einer Festlegung würde die EU zudem die Harmonisierung mit Staaten wie den USA oder Südkorea erschweren, die das Spektrum nicht für den Mobilfunk reservieren wollen und dort einen Mischbetrieb zulassen. Darüber hinaus stelle sich die EU damit an die Seite von Russland und China, die ebenfalls 6-GHz-Band ebenfalls für 5G zuteilen wollen.

Es geht um den oberen Teil des 6-GHz-Bandes, das auch von der Mobilfunkbranche begehrt wird. Der untere Bereich zwischen 5945 und 6425 MHz kann in Europa bereits auch für WLAN genutzt werden. Doch auch zusammen mit den stark ausgelasteten, klassischen WLAN-Frequenzen bei 2,4 GHz und 5 GHz reicht das nach Ansicht der Branchenvertreter nicht, um den künftig zu erwartenden Konnektivitätsbedarf zu decken. Deshalb müsse auch der Bereich zwischen 6425 und 7125 MHz für WLAN-Nutzung offen bleiben.

Für die weltweite Regulierung der Frequenzen ist die Internationale Fernmeldeunion (International Telecommunication Union, ITU) unter dem Dach der Vereinten Nationen zuständig. Sie veranstaltet alle zwei bis vier Jahre die Weltfunkkonferenz (World Radiocommunication Conference, WRC), auf der unter anderem die Weichen für globale Frequenznutzungen gestellt werden. Die nächste WRC findet vom 20. November bis 15. Dezember 2023 in Dubai statt.

Für Dubai steht die Designation des oberen 6-GHz-Bandes als "International Mobile Telecommunications" (IMT) auf der Agenda. In der ITU-Region 1, zu der neben Europa auch Afrika und Russland gehören, betrifft das vor allem den oberen Bereich. In anderen Regionen ist das 6-GHz-Band teils schon für WLAN freigegeben. Die US-Regulierungsbehörde Federal Communications Commission (FCC) etwa hatte das Band 2020 zur unlizenzierten Nutzung auch durch WLAN freigegeben.

Auf der WRC sollten sich die Vertreter Europas gegen die Ausweisung des Bandes für den Mobilfunk aussprechen, fordern die Unterzeichner des offenen Briefs, um sich bei der Nutzung des Bandes alle Möglichkeiten offenzuhalten. Auch bleibe die Nutzung für 5G möglich, selbst wenn das Band nicht ausdrücklich für den Mobilfunk reserviert werde.

Frequenzen sind ein begrenztes Gut und werden mit technologischem Fortschritt und steigendem Bandbreitenbedarf immer mehr zur kritischen Ressource. Auch die Mobilfunkbranche erhebt Anspruch auf das 6-GHz-Band, weil es "für die Zukunft der globalen Vernetzung essenziell" ist, wie es der Branchenverband GSMA formuliert. Die ambitionierten Ziele der EU bis 2030 ließen sich am besten mit 5G erreichen.

Dafür benötigten die Netzbetreiber in jedem Land etwa 2 GHz zusätzliche Bandbreite im mittleren Frequenzbereich, betont die GSMA. Dem 6-GHz-Band komme dabei eine wesentliche Rolle zu. Deshalb fordert die GSMA, dass der obere Bereich des Bandes jetzt für den Mobilfunk designiert und der Branche spätestens 2030 zur Verfügung gestellt wird. Auch für den unteren Bereich solle eine Widmung für den Mobilfunk erwogen werden, zumindest aber eine technologieoffene unlizenzierte Nutzung.

(vbr)