IFA: Saugbots bekommen festen Wasseranschluss und weitere Zusatztalente​

Auf der IFA 2023 geben Hersteller Ausblicke, wie Putzroboter sich selbst Wechselwasser besorgen, besser die Ecken wischen sowie kleiner und günstiger werden.​

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 13 Kommentare lesen

Auf der IFA zeigte der Hersteller SwitchBot, wie sich ein Saug- und Wischroboter neues Wasser an einem Waschtisch tankt.

(Bild: heise online, Berti Kolbow-Lehradt)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Berti Kolbow-Lehradt
Inhaltsverzeichnis

Saug- und Wischroboter übernehmen bereits viele händische Arbeitsschritte. Mit Vorratsbehältern für Staub und Wischwasser reduzieren sie zudem den Bedarf für die Vor- und Nachbereitung. Bislang muss man aber irgendwann doch von Hand die Schmutzbrühe ausschütten und frisches Wasser nachfüllen. Auf der IFA 2023 zeigten Hersteller wie SwitchBot, Dreame, Narwal und Midea, wie durch feste Wasseranschlüsse selbst diese Handarbeit entbehrlich werden kann. Ecovacs setzt stattdessen auf flache, eckige Roboter. Yeedi und Roborock bringen ein günstiges Modell und Kärcher will den Boden sogar mit einem reinen Wischroboter ohne zusätzliche Wasserversorgung putzen lassen.

Rein technisch braucht es nicht viel, um den Putzrobotern Zugang zum Hausanschluss zu gewähren. Viele Oberklasse-Modelle haben Basisstationen mit je einem Tank für frisches und schmutziges Wasser. Von den großen Vorratsbehältern über einen rückwärtigen Zugang Schlauchverbindungen nach außen zu legen, ist ein logischer Schritt. So geht Dreame vor.

Bei der IFA-Demonstration seines Top-Modells L20 Ultra stellte der Hersteller ein nachrüstbares Zubehörset vor, das sich optional mit der Basisstation verbinden lässt. Es soll in Kürze für voraussichtlich 200 Euro im deutschen Hersteller-Shop erhältlich sein. Das Set besteht aus mindestens zwei Schläuchen und Verbindungsstücken, die sich auf der Rückseite der Station einstöpseln lassen. Von dort führen sie zum Hauswasseranschluss.

Beim Dreame L20 Ultra koppelt man Schlauchverbindungen von außen hin zu den Wassertanks innen.

(Bild: Berti Kolbow-Lehradt)

Einen ähnlichen Ansatz verfolgt der Hersteller Narwal. Er hatte auf der Messe ein optionales Wasseraustauschmodul für die Selbstreinigungsstation von dessen Saug- und Wischroboter Freo im Gepäck. Es wird anstelle der Wassertanks in das Stationsgehäuse eingesetzt und dann über nach außen führende Schläuche mit dem Hausnetz verbunden. In den USA bietet Narwal das Zubehör bereits für 300 US-Dollar an. In Deutschland soll der Preis ähnlich ausfallen. Der genaue Marktstart hierzulande steht noch nicht fest.

Für einen automatischen Wasserwechsel baut man in den Narwal Freo eine Box mit rückwärtigen Anschlüssen ein. Die Wassertanks weichen dafür.

(Bild: Narwal)

Auf Produktfotos von Dreame und Narwal ist zu sehen, dass die Hersteller von einem freien Wasserhahn und Bodenabfluss, also von idealtypischen Bedingungen, ausgehen. Inwiefern sie auch Anschlusszubehör mitliefern, das die Abzweigung etwa von einem Waschbecken ermöglicht, war auf der IFA nicht zu erfahren. Selbst wenn diese Option verfügbar ist, stellt sich immer noch die Platzfrage. Gibt es in der Küche oder im Bad genug Stellfläche für die Basisstation, die oft so groß wie ein Beistelltisch ist?

SwitchBot hat das Platzproblem im Anschlusskonzept für das Modell S10 berücksichtigt. Statt einer großen Basisstation liefert er zwei kleinere. Dabei handelt es sich um eine etwas höhere Absaugstation mit integriertem Staubbeutel, die dort stehen kann, wo sie es sonst auch tun würde. Die zweite, für den Wasserfluss zuständige Station ist ein kleiner Kasten, der unter oder neben einem Waschtisch sowie neben der Toilette Platz findet. Die Box ist sogar niedrig genug, dass sie sich unter die Schranktüren an die Sockelleiste einer Einbauküche rücken lässt und dann nicht weit in den Raum hineinragt. Auf der IFA war eine neben einem Waschtisch platzierte Station in Aktion zu sehen. So ein Setup dürfte für viele deutsche Bäder geeignet sein.

Die Wasserstation des SwitchBot S10 braucht wenig Platz, weil der Hersteller sie von der Absaugstation trennt. Zum Lieferumfang gehört Anschlusszubehör für Installationen in deutschen Haushalten.

(Bild: Berti Kolbow-Lehradt)

Midea löst das Platzproblem noch konsequenter. Der Hersteller zeigte auf seinem IFA-Stand eine Waschmaschine mit einer Mulde unter der Trommeltür. Diese dient als Tiefgarage für einen Saug- und Wischroboter. Das Bodenputzgerät nutzt den Wasserzugang der Waschmaschine einfach mit. Ein zusätzlicher Anschluss und die Fummelei mit Abzweigungen erübrigt sich. Platz für eine separate Selbstreinigungsstation braucht man nicht. Der Dual Wash Station Robot der Submarke Little Swan kostet in China umgerechnet 1.000 Euro. Inwiefern und zu welchem Preis der Hybrid nach Deutschland kommt, steht nicht fest.

Einen Starttermin hat dagegen der "klassisch" konstruierte Saug- und Wischroboter E10S der Midea-Submarke Eureka. Ab Ende September für 480 Euro erhältlich, hebt sich dessen Absaugstation durch einen beutellosen Schmutzbehälter von vielen Alternativen ab.

Midea zeigte eine bisher nur China erhältliche Waschmaschine mit angeflanschtem Dock für einen Saug- und Wischroboter. So reicht ein Wasseranschluss für zwei Geräte.

(Bild: Christoph Schumacher)

Von Ecovacs gibt es vorerst keinen Putzroboter mit festem Wasseranschluss in Europa. Für das neue Modell X2 bietet er in China entsprechende Ausstattung, hierzulande nicht. Das begründet der Hersteller auf Nachfrage von heise online mit den abweichenden Rahmenbedingungen. Weil die Installationen in hiesigen Haushalten nicht einfach zugänglich und Sanitärarbeiten nicht für handwerkliche Laien geeignet seien, sieht er derzeit von einer Festwasseroption für den deutschen Markt ab. Das Hauptmerkmal des X2 lässt sich dennoch nutzen: Das fast quadratische und flache Robotergehäuse soll besser in Ecken und leichter unter niedrigen Möbeln reinigen.

Eine Verbindung zu deutschen Wasseranschlüssen hat er nicht. Dafür soll der eckige Ecovacs Deebot X2 gut die Ecken wischen und wegen von oben an die Seite gewanderten Lasersensoren unter flachere Möbel als bisher kommen.

(Bild: Berti Kolbow-Lehradt)

Das Ecovacs-Unternehmen Yeedi bevorzugt weiterhin die runde Form. Dessen neuer Roboter namens Cube hat einen besonders großen Wassertank (1 Liter) eingebaut. Daher ist der Behälter in der Station kleiner und diese kompakter. Zum Preis von 700 Euro bietet das ab sofort erhältliche Modell alle Trend-Funktionen der Navigation und Selbstreinigung. Nettes Extra: An einer Lasche trägt man den Roboter bequem die Treppe hoch oder runter, damit er auf einer anderen Etage putzt.

Die Station des Yeedi Cube braucht weniger Platz als andere, weil der Roboter einen größeren Wassertank als sonst hat.

(Bild: Berti Kolbow-Lehradt)

Für viele Haushalte ist ein erschwinglicher Einstieg in den automatisierten Bodenputz mindestens ebenso wichtig wie Hightech-Funktionen. Roborock hatte auf der Messe neben einem Waschtrockner zwei neue günstige Roboter zu Preisen ab 350 Euro dabei. Die Modelle Q5 Pro und Q8 Max sollen durch gute Saugeigenschaften und bequeme App-Features punkten. Die Wischfunktionen sind einfach gestrickt. Die optionalen Reinigungsstationen entleeren den Staubbehälter, aber putzen nicht die Wischtücher.

Mit zwei im Vergleich günstigen Robotern, die beim Saugen und nicht so sehr beim Wischen punkten, bietet Roborock Optionen für kleinere Budgets.

(Bild: Berti Kolbow-Lehradt)

Kärcher setzt bei seiner noch jungen Flotte an Putzrobotern auch auf eher niedrige Preise. Auf der IFA zeigte der Hersteller den Wischroboter RCF 3, der den Boden feucht reinigt, aber nicht absaugt. Statt mit Mopps oder Tüchern wischt das Gerät mit einer rotierenden Walze, die sich an einer Gummilippe kontinuierlich selbst reinigt, ohne dafür eine separate Station mit Waschmulde zu benötigen. Das Wasser muss man aber selbst wechseln.

Der Kärcher RCF 3 ist ein reiner Wischroboter, der den Boden mit einer Walze statt mit Mopps oder einem Tuch putzt.

(Bild: Berti Kolbow-Lehradt)

Das Putzgerät ist für Haushalte gedacht, in denen ausschließlich Hartböden verlegt sind. Es startet für 560 Euro im Januar 2024 in den Handel. Für den bereits verfügbaren Saug- und Wischroboter RCV 5 stellte Kärcher eine Absaugstation namens RCV Base vor. Sie erscheint ebenfalls im Januar, zu welchem Preis, steht noch nicht fest. (dahe)