Internationale Raumstation: Drittes Kühlmittelleck innerhalb von 10 Monaten

Erneut ist an der ISS Kühlmittel ausgetreten und wieder ist Technik aus Russland betroffen. Das vertieft die Zweifel an der Zuverlässigkeit des Partners.

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Blick auf die Raumstation aus einem Fenster

(Bild: NASA)

Lesezeit: 3 Min.

Im russischen Teil der Internationalen Raumstation ISS hat es erneut ein Kühlmittelleck gegeben, es ist bereits das dritte innerhalb von nur einem Jahr. Laut einer Mitteilung der NASA wurden am Montag vom Kontrollzentrum in Houston auf Livestreams "Flocken" außerhalb der Station entdeckt, die ihren Ursprung am russischen Forschungsmodul Nauka gehabt hätten. Die Besatzung sei darüber informiert worden und Jasmin Moghbeli habe das Vorhandensein der Partikel mit einem Blick aus der Kuppel bestätigt. Als Vorsichtsmaßnahme seien daraufhin Sichtblenden geschlossen worden. Für die Crew habe zu keiner Zeit eine Gefahr bestanden, haben die NASA und die russische Raumfahrtagentur Roskosmos versichert. Gleichzeitig vertieft der Vorfall die Zweifel an der Zuverlässigkeit der russischen Technik.

Den Raumfahrtagenturen zufolge ist das Leck an einem Reservekühler aufgetreten, der an dem Forschungsmodul angebracht wurde, aber gleichzeitig deutlich älter ist. Denn während Nauka seit einem ziemlich missglückten Andockmanöver im Sommer 2021 Teil der ISS ist, sei der betroffene Kühler schon 2010 dorthin gebracht worden. Erst während eines Weltraumspaziergangs wurde er demnach an das Forschungsmodul angedockt, um dort notfalls den Hauptkühler zu ersetzen. Der funktioniere aber normal und sorge für eine vollständige Kühlung des Moduls. Das Leck habe damit keine Auswirkungen auf die Besatzung und den Betrieb der Raumstation.

Das jetzt bekannt gewordene Leck ist bereits das dritte an der ISS innerhalb von weniger als einem Jahr: Zuerst war im Dezember das an die ISS angedockte Raumschiff MS-22 irreparabel beschädigt worden, mit dem die drei Raumfahrer zur ISS geflogen waren. Das Kühlsystem des russischen Raumschiffs funktioniert nach einem "signifikanten Leck" nicht mehr richtig und bei einem Rückflug zur Erde würde es zu warm werden, hieß es danach. Zur Sicherheit der drei wurde entschieden, mit MS-23 ein Ersatzraumschiff unbemannt zur ISS zu schicken, um die Raumfahrer abzuholen. Dann war Mitte Februar auch noch ein Leck an dem Frachtraumschiff Progress MS-21 aufgetaucht. Russland hatte als Erklärung für beide Lecks Einschläge von Mikrometeoriten ins Spiel gebracht, das wäre aber extrem unwahrscheinlich.

Gegenüber der Nachrichtenagentur AFP meinte der Raumfahrtexperte Jonathan McDowell nun, wenn man drei solcher Lecks habe, habe man ein Problem: "Eins ist egal, zwei sind ein Zufall, bei dreien ist es etwas Systematisches." Er hält es demnach für möglich, dass ein Zulieferunternehmen Schuld an dem Problem trägt. Insgesamt unterstreiche das aber nur die sinkende Zuverlässigkeit der russischen Weltraumtechnik. Beziehe man in solche eine Analyse dann noch die abgestürzte Mondsonde ein, "dann sehen die nicht gut aus". Russlands Raumfahrtindustrie leidet seit Jahren unter Geldknappheit, nach Beginn des vollständigen Einmarschs russischer Truppen in die Ukraine kam eine weitgehende Isolierung vom Rest der Welt hinzu. Lediglich bei der ISS gibt es aktuell noch eine Kooperation mit westlichen Partnern.

(mho)