"Wie gebohrt": Viele kleine Löcher an beschädigtem Kühler der ISS entdeckt

Innerhalb nur eines Jahres sind an der ISS drei Lecks aufgetreten. Bei der Analyse des jüngsten haben zwei Kosmonauten kleine Löcher entdeckt.

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Gerät an der ISS mit kleinen schwarzen Punkten

In dem Livestream waren die kleinen Punkte eher zu erahnen.

(Bild: NASA TV)

Update
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Bei einem Weltraumspaziergang zur Untersuchung des jüngsten Kühlmittellecks an der Internationalen Raumstation ISS haben zwei Kosmonauten an dem betroffenen Kühler eine Vielzahl kleiner Löcher gefunden, die aussehen, als seien sie gebohrt worden. Das geht aus der Live-Übertragung des Außeneinsatzes von Oleg Kononenko und Nikolai Tschub hervor. Entdeckt haben die beiden dabei am Mittwoch außerdem Tropfen des ausgetretenen Kühlmittels, ein besonders großer konnte mit den mitgebrachten Hilfsmitteln nicht entfernt werden. Stattdessen wurde einer der beteiligten Kosmonauten aufgefordert, den Ort umgehend zu verlassen. Ein möglicherweise mit Kühlmittel kontaminiertes Halteseil habe er außerhalb der Raumstation zurücklassen müssen.

Worum es sich bei den Löchern an den Paneelen des beschädigten Reservekühlers handelt, ist unklar. Kononenko hat davon zahlreiche Fotos gemacht, die jetzt ausgewertet werden. Bei dem Einsatz sollten sich die Kosmonauten primär darum kümmern, die Zufuhr zu jenem Kühler zu kappen, bei dem das jüngste Leck entdeckt wurde. Als sie das erledigt hatten, haben sie die Gerätschaften untersucht und nicht nur die Löcher entdeckt. Mehrere Tropfen wurden ebenfalls gefunden, eigentlich hatte Kononenko mögliche Rückstände mit einem Handtuch entfernen wollen. Ein Tropfen an einer Verbindung war dafür aber wohl zu groß, zudem bekam ein Halteseil etwas ab. Um kein Risiko einzugehen, musste er das abtrennen und sicher verpacken.

In der kurzen Zusammenfassung der NASA zu dem Außeneinsatz wird nicht groß auf die Vorkommnisse eingegangen, deswegen bleibt unklar, wie schwerwiegend die Beobachtungen der beiden Kosmonauten sind. Im Rahmen des fast acht Stunden dauernden Weltraumspaziergangs haben Kononenko und Tschub noch eine neue Antenne installiert und einen kleinen Nanosatelliten ausgesetzt. Der habe eigentlich ein Sonnensegel testen sollen, aber es habe den Anschein, als habe sich das nicht entfaltet. Der nächste Außeneinsatz steht jetzt am kommenden Montag an, dann sollen Loral O’Hara und Jasmin Moghbeli von der NASA die ISS verlassen.

Das jetzt untersuche Kühlmittelleck war Anfang des Monats an einem Reservekühler entdeckt worden, der an dem russischen Forschungsmodul Nauka angebracht wurde, aber gleichzeitig deutlich älter ist. Denn während Nauka seit einem ziemlich missglückten Andockmanöver im Sommer 2021 Teil der ISS ist, wurde der betroffene Kühler schon 2010 dorthin gebracht und erst im Rahmen eines Weltraumspaziergangs an Nauka befestigt, um dort notfalls den Hauptkühler zu ersetzen. Weil der normal funktioniert, stelle das Leck keine Gefahr dar, hat die NASA versichert. Weil es aber innerhalb nur eines Jahres bereits das dritte an einem russischen Bauteil ist, hat es ernste Zweifel an der Zuverlässigkeit der russischen Weltraumtechnik hervorgerufen.

Update

Um welchen Stoff es sich bei dem Kühlmittel handelt, geht aus den Mitteilungen der NASA nicht hervor. Die Angabe wurde entfernt.

(mho)