KI-Update: Tagesschau verleumdet, finnisches LLM startet & Kampf um KI-Talente

Im Podcast KI-Update von heise online und The Decoder geht es diesmal um Fake-Audiodateien, die die Tagesschau verleumden und um eine Klage von Google.

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  • Redaktion heise online
Inhaltsverzeichnis

Das KI-Update von heise online und The Decoder versammelt am heutigen Dienstag fünf Nachrichten aus dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz. Deutlich wird auch hier wieder, wie die Branche wächst, aber auch welche Probleme die Technik mit sich bringen kann.

In sozialen Netzwerken und Messenger-Diensten kursieren gefälschte Audiodateien, die eine angebliche Entschuldigung der Tagesschau für jahrelange Falschinformationen enthalten. Die Dateien wurden unter anderem während einer Demonstration von Querdenkern in Kiel abgespielt. Die Stimmen der Tagesschau-Sprecher Susanne Daubner und Jens Riewa wurden darin durch KI synthetisiert und dadurch Falschaussagen in den Mund gelegt. Sie klingen allerdings etwas mechanisch und die Betonungen sind eher ungewöhnlich.

Podcast: KI-Update

Wie intelligent ist Künstliche Intelligenz eigentlich? Welche Folgen hat generative KI für unsere Arbeit, unsere Freizeit und die Gesellschaft? Im "KI-Update" von Heise bringen wir Euch gemeinsam mit The Decoder werktäglich Updates zu den wichtigsten KI-Entwicklungen. Freitags beleuchten wir mit Experten die unterschiedlichen Aspekte der KI-Revolution.

Die Entwickler von Software, die KI-Stimmen generiert, etwa Elevenlabs, arbeiten daran, Stimmen natürlicher klingen zu lassen. Immer bessere Deepfakes könnten also zunehmend zu einem gesellschaftlichen Problem werden. Abseits der Manipulation öffentlicher Meinungen werden sie auch eingesetzt, um Deepfake-Pornos zu erstellen, in denen Gesichter von Privatpersonen, Ex-Freundinnen oder bekannten Persönlichkeiten auf fremde Körper gesetzt werden.

Auch wenn solche Fälschungen erkannt werden, haben sie dennoch Auswirkungen, da sie nicht ungesehen oder ungehört gemacht werden können.

Google hat Klage gegen unbekannte Betrüger eingereicht, die gefälschte Anzeigen für den KI-Chatbot Bard verbreiten. Die Anzeigen locken Nutzer mit einer Downloadoption, die jedoch Malware auf den Geräten installiert. Die Malware stiehlt Social-Media-Anmeldedaten und ermöglicht den Betrügern, die Konten der Opfer zu übernehmen und weitere schädliche Werbung zu verbreiten.

Google hat die Klage beim Bundesbezirksgericht in Kalifornien eingereicht, um Verbraucher und Unternehmen zu schützen, wie das Unternehmen mitteilte. Ein möglicher Erfolg könnte als Präzedenzfall für andere Technologieunternehmen dienen, die ähnliche KI-Betrügereien bekämpfen.

Das KI-Start-Up Silo AI aus Helsinki hat sein erstes großes Sprachmodell Poro vorgestellt. Poro – finnisch für Rentier – ist ein Open-Source-Sprachmodell mit rund 34 Milliarden Parametern. Es konzentriert sich auf Finnisch und Englisch sowie die Programmiersprachen Python und Java und wird mit einem Datensatz von einer Billion Token trainiert. Das Training von Poro sei aktuell zu etwa 30 Prozent fertiggestellt, soll aber schon jetzt bestehende KI-Modelle in finnischen Sprachbenchmarks übertreffen.

Silo AI plant, weitere europäische Sprachen zu integrieren, insbesondere solche, die nur über wenige digitale Datensätze verfügen, was oft zu Schwächen in anderen Sprachmodellen führt.

Poro reiht sich damit in den wachsenden Trend europäischer, sprachspezifischer KI-Modelle ein, zu denen auch Mistral 7B aus Frankreich und LeoLM aus Deutschland gehören. Zukünftige Verbesserungen des Modells sollen erweiterte Kontextfenster, neue Fähigkeiten und Modalitäten sowie optimierte Modellarchitekturen umfassen.

Nvidia hat seinen neuen KI-Beschleuniger H200 vorgestellt, der als erster die Speichertechnik HBM3e nutzt. Mit einer Speicherbandbreite von 4,8 Terabyte pro Sekunde und 141 Gigabyte HBM3e-Speicher, kann die H200 beispielsweise Metas Llama 2 in der 70-Milliarden-Parameter-Version nahezu doppelt so schnell ausführen.

Ab 2024 soll eine 144-Gigabyte-Version des H200 in Nvidias Grace-Hopper-Superchip GH200 integriert werden. Dieser Chip verbindet Nvidias GPUs direkt mit den Grace CPUs und soll in über 40 Supercomputern weltweit zum Einsatz kommen. Einer davon ist der JUPITER Supercomputer, der im Jülich Supercomputing Centre in Deutschland entsteht und mit rund 24.000 GH200-Chips der erste europäische Exascale-Computer sein wird.

JUPITER soll in Bereichen wie Klima- und Wetterforschung, Materialwissenschaften, Arzneimittelforschung, Industrial Engineering oder Quantencomputing-Simulationen eingesetzt werden. H200 wird ab dem zweiten Quartal 2024 in Systemen und Cloud-Instanzen erhältlich sein.

OpenAI versucht, führende KI-Forscher von Google mit Jahresgehältern zwischen 5 Millionen und 10 Millionen Dollar abzuwerben, berichtet The Information. Die Vergütung erfolgt hauptsächlich in Form von Aktien. Das Start-up zielt hauptsächlich auf Google-Mitarbeiter ab, die an der KI-Modellfamilie Gemini beteiligt sind. Angesichts der Marktbedingungen hat OpenAI auch die Gehälter einiger jüngerer Mitarbeiter erhöht.

Der Bericht unterstreicht den intensiven Wettbewerb um KI-Talente zwischen den beiden Unternehmen. Auch Apple hat Google-Mitarbeiter abgeworben. Einige Ex-Mitarbeiter von Google und OpenAI haben hingegen ihre eigenen KI-Start-ups gegründet.

OpenAIs Unternehmensbewertung könnte sich derweil durch den Verkauf von Mitarbeiteraktien auf 80 Milliarden Dollar verdreifachen.

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