Opel-Mutter PSA und Fiat Chrysler wollen Spitzenreiter werden

Ein neuer Auto-Riese will die kriselnde Branche aufmischen. Mit der Fusion der Superlative sollen aber auch hausgemachte Probleme überwunden werden.

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Opel-Mutter PSA und Fiat Chrysler wollen Spitzenreiter werden

Einige Modelle der fusionierenden Autohersteller.

(Bild: Bilder der Hersteller / heise online)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Klaus Blume
  • Christian Böhmer
  • dpa
Inhaltsverzeichnis

Die Opel-Mutter PSA und Fiat Chrysler wollen den viertgrößten Autohersteller der Welt mit riesigen Produktions- und Absatzzentren in Europa und Amerika schmieden. Beide verständigten sich auf offizielle Fusionsgespräche, wie die Konzerne in einer gemeinsamen Erklärung am Donnerstag mitteilten.

Der neue Konzern könne 8,7 Millionen Fahrzeugen pro Jahr absetzen. Nur noch Volkswagen, Toyota und der französisch-japanische Renault-Nissan-Verbund wären größer als der neue Auto-Gigant. Er käme auf einen Jahresumsatz von 170 Milliarden Euro und einen jährlichen Betriebsgewinn von mehr als 11 Milliarden Euro – ohne die Marken der Zulieferer Magneti Marelli und Faurecia. Beschäftigt würden rund 400.000 Menschen, wie das französische Wirtschafts- und Finanzministerium ergänzte.

Die Konzerne versicherten, dass sich mit einer Fusion Spareffekte in Höhe von 3,7 Milliarden Euro erzielen ließen, ohne eine Fabrik zu schließen. Die Effizienzgewinne, die sich etwa aus Einsparungen beim gemeinsamen Einkauf ergäben, ließen sich nach vier Jahren zu 80 Prozent heben. Allerdings wird die angepeilte Fusion auch richtig Geld kosten: PSA und Fiat Chrysler rechnen mit einmaligen Kosten von 2,8 Milliarden Euro.

Der Zusammenschluss der Superlative ist kein Zufall, denn die Branche steht unter einem enormen Druck. Autohersteller müssen Milliarden in autonome Autos und Elektromobilität investieren. In der Branche wurde immer wieder auf die besonderen Probleme von Fiat Chrysler hingewiesen. Der Hersteller hatte unter der Führung des verstorbenen Sergio Marchionne auf große Investitionen in Elektroantriebe verzichtet. Derzeit ist der Konzern vor allem mit den großen Spritschluckern der Marken Jeep und Ram in den USA erfolgreich.

Nun ist FCA tief in die roten Zahlen gefahren. Im dritten Quartal lag der Verlust des Konzerns unter dem Strich bei 179 Millionen Euro. Im Vorjahreszeitraum hatte Fiat Chrysler noch einen Gewinn von 564 Millionen Euro verbucht. In der kriselnden Europasparte fielen Abschreibungen auf das Modellangebot bei Kleinwagen und bei Alfa Romeo ins Gewicht. Zudem gab es in Europa, beim Luxusautobauer Maserati und in Asien operative Verluste. Das starke Nordamerikageschäft konnte das nicht wettmachen.

Es ist vor allem das gut ausgebaute Vertriebsnetz in Nordamerika, das FCA in den gemeinsamen neuen Konzern mit einbringen kann. Es würde den Markteinstieg von Peugeot in den USA erheblich erleichtern. PSA ist dafür in Europa stärker. Auch bei der Entwicklung von Hybrid- und Batterie-Fahrzeugen sind die Franzosen weiter als die Italoamerikaner.