Piraten-Konferenz: Drohnenstreitkräfte wollen hoch hinaus

Beim russischen Angriffskrieg in der Ukraine und beim Gaza-Konflikt ist immer wieder von Drohnenangriffen die Rede. In München wurde darüber jetzt diskutiert.

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(Bild: Dmitry Kalinovsky/Shutterstock.com)

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Von
  • Monika Ermert
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Seitdem "Cyber" bei der Münchner Sicherheitskonferenz als eigene "Waffengattung" behandelt wird, laden die Piraten zu ihrer eigenen Version der "Siko" ein. Seit zehn Jahren machen sie auf die Risiken des Drohnenkrieges aufmerksam, besonders publikumswirksam im Jahr 2013 mit der "Drohnenattacke" auf Angela Merkel, als während eines Wahlkampfauftritts in Dresden eine Drohne Zuschauer und Kanzlerin verunsicherte. Doch spätestens seit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine ist das Thema Drohnen stärker in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt. Dieses Mal zählte die Veranstaltung rund 40 Teilnehmer.

Alexander Kohler, außenpolitischer Sprecher der Piraten in Deutschland, warnte davor, dass Deutschland zu wenig in Forschung und Entwicklung der Drohnentechnologie investiere. „Russland lernt. Die Ukraine stellt gerade Drohnenstreitkräfte neben Land-, See- und Luftstreitkräfte. Unsere Anpassungen an die neue Situation sind nicht adäquat“, sagte Kohler. Die ukrainische Seite verbrauche aktuell bis zu 10.000 Kleindrohnen pro Monat und habe nicht zuletzt dadurch eine einseitige Lufthoheit durch Russland abwehren können.

Drohnenschwärme, die als Meshnetz und KI-gesteuert fliegen, seien der nächste Schritt, so ein Teilnehmer. Durch KI-gesteuerte Zieleingabe vermeide man den Kommunikationsrückkanal zum Operator, und dadurch die Chance, die Drohne zu stören. Schon heute seien voll automatisierte Drohnen unterwegs.

Deutschlands habe mittlerweile auch das Problem, dass Know-how fehle und Teams in der Industrie abgebaut worden seien, warnte Florian Oehlschlägel in der Debatte. Mehr Geld für Ukraine und Bundeswehr und mehr "Kriegstüchtigkeit" in der Bevölkerung mahnte Gastredner Benjamin Tallis von der für mehr Rüstung werbenden Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) an.

Mikuláš Peksa, tschechischer Europaabgeordneter für die Piraten, forderte demgegenüber europäische Standards bei der Beschaffung von Waffensystemen.

Einen erbitterten Streit lieferten sich Teilnehmer mit dem Nürnberger Informatikprofessor Florian Gallwitz. Dieser bescheinigte Large-Languag-Modellen wie GPT-4 und Gemini 1.5 die Fähigkeit, fast alle Aufgaben zu lösen und auch zu argumentieren. Aufgaben von Studierenden im 6. Semester Informatik lösten die Modelle "besser, als ich es jemals von einem Studenten gesehen habe", meint Gallwitz.

Ein Teilnehmer entgegnete, dass es sehr wohl Aufgaben gebe, an denen die Modelle nach wie vor scheiterten. Beim Programmieren hätten LLMs überdies Probleme mit der Behebung erkannter Fehler.

KI werde auch in der nächsten Legislaturperiode den europäischen Gesetzgeber wieder beschäftigen, sagte Anja Hirschel, die als Nachfolgerin von Patrick Breyer zur Europawahl antritt. "Vor allem das Verhältnis von KI und Urheberrecht dürfte aufs Programm kommen", sagte sie heise online. Dabei gehe es sowohl um die Rechte an den eigenen Inhalten als auch die Frage, ab wann KI-unterstützte Schöpfungen urheberrechtsfähig werden.

Ronan Eidelmann, Gründer des Instituts für Positive Technology in Jerusalem, lieferte ein Beispiel dafür, wie sich diejenigen, die auf Drohnen und Überwachungstechnologie setzen, verrechnen können. Der Grenzzaun mit Sensoren und Militärtechnik habe Israel in Sicherheit gewiegt. Am Ende hätten etwa die automatischen Schussanlagen versagt, weil sie durch Drohnen von oben angegriffen worden seien. Die Sensoren der Schussanlagen "schauen" aber nur nach unten.

(mki)