Protest gegen Lang-Lkw: "Straßenabnutzung, Umweltverschmutzung, hohe Kosten"

Lang-Lkw sollen es in Europa durch eine neue Richtlinie einfacher haben. Allianz pro Schiene und der ACE sehen allerdings gravierende Probleme.

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(Bild: Allianz pro Schiene / Kaufmann & Kaufmann)

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Der Vorschlag der EU-Kommission, Lang-Lkw im grenzüberschreitenden Verkehr zuzulassen, stößt in Verbänden auf Widerstand. Da die dazu geplante Richtlinie am morgigen Dienstag im Europaparlament debattiert werden soll, erneuert die Allianz pro Schiene zusammen mit dem Autoclub Europa (ACE) ihre Kritik an den auch Megalinern genannten Fahrzeugen. Die Lang-Lkw seien umweltschädlich und die ohnehin schon marode Straßenverkehrsinfrastruktur würde weiter belastet, teilen die Verbände mit.

"Viele Straßen und Brücken sind heute schon einem Vielfachen der ursprünglich geplanten Belastungen ausgesetzt und bedürfen dringend einer Sanierung. Allein mehrere tausend Autobahnbrücken müssen in den kommenden Jahren erneuert werden", sagte ACE-Vorsitzender Stefan Heimlich. Hinzu kämen laut Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, hohe Kosten für die Steuerzahler in ganz Europa. Um das Straßennetz an die überlangen Fahrzeuge anzupassen, müssten Kreuzungen, Kreisverkehre, Tunnel und Rastplätze umgebaut werden. Lang-Lkw seien auch ein Risiko für die Verkehrssicherheit, etwa an Bahnübergängen, Überholmanöver würden deutlich gefährlicher.

Mit ihrem Richtlinienvorschlag vom 12. Juli vorigen Jahres will die EU-Kommission den Güterverkehr auf der Straße effizienter und nachhaltiger machen. Sie will beispielsweise zulässige Höchstgewichte von Lkw anheben, wenn diese emissionsfrei betrieben werden, oder aerodynamische Führerhäuser fördern. Mit der Zulassung des grenzüberschreitenden Verkehrs für Lang-Lkw soll die gleiche Frachtmenge mit weniger Touren befördert werden können.

Das ist auch ein Argument des Bundesverkehrsministers Volker Wissing (FDP). Er meinte voriges Jahr, mehr Güter mit weniger Fahrten zu transportieren, spare CO₂-Emissionen und entlaste die Straßen. Die Allianz pro Schiene hielt dem im Oktober vorigen Jahres entgegen, Lang-Lkw könnten mehr Ladung als herkömmliche Lastwagen bei nur geringfügig höheren Betriebskosten befördern. Dadurch werde der Transport auf der Straße verbilligt, was wiederum dazu führe, dass Unternehmen Transporte von der Schiene zurück auf die Straße verlagern. Flege formuliert das nun so: "Wer über zusätzliche Länge den Lkw-Transport verbilligt, fördert und erntet letzten Endes auch mehr Lkw-Verkehr. Und das widerspricht allem, was sich die EU beim Klimaschutz vorgenommen hat."

Schwere Nutzfahrzeuge wie Lkw und Busse sind laut EU-Kommission für 28 Prozent der Treibhausgasemissionen im Straßenverkehr verantwortlich, das sind wiederum 6 Prozent der Gesamtemissionen der EU. Die bisher geltende Richtlinie habe sich als mangelhaft erwiesen, weil der Markt für längere und schwerere Fahrzeuge fragmentiert sei. Es gebe einen Flickenteppich nationaler Vorschriften, unter anderem diesem Problem will die EU-Kommission mit ihrem Richtlinienvorschlag gerecht werden.

(anw)