zurück zum Artikel

Rambus unterliegt nach sieben Jahren Rechtsstreit

| Christof Windeck

Laut einer Gerichtsentscheidung haben die DRAM-Hersteller Micron und Hynix den Erfolg von Rambus-Speicher nicht mit illegalen Methoden verhindert.

Schwere juristische Niederlage für die kalifornische Chiptechnikfirma Rambus [1]: Der ehemalige Börsenliebling [2], der sein Geld vor allem mit der Lizenzvergabe [3] für patentrechtlich geschützte Verfahren verdienen will, unterlag nach mehr als sieben Jahren Rechtsstreit gegen die DRAM-Hersteller Micron und Hynix. Im Mai 2004 hatte Rambus mehrere Speicherchiphersteller, darunter die genannten, wegen wettbewerbsschädlichen Verhaltens und Verstoßes gegen die Antitrust-Gesetze der USA in Kalifornien verklagt [4]. Rambus beschuldigte die Firmen, sie hätten sich zusammengeschlossen, um den Erfolg des Direct-Rambus-Speichers zu behindern. Dieses nach damaligen Maßstäben besonders schnelle RDRAM hatte Intel ab dem Jahr 1999 für Pentium-III- und Pentium-4-Plattformen auserkoren. Doch die RDRAM-Einführung startete mit Pannen [5], die Technik brachte weniger Vorteile [6] als erhofft, und die Preise für RDRAM-Speicherriegel (RIMMs) blieben deutlich höher [7] als die von DIMMs mit PC133- und später DDR266-SDRAMs.

Am Superior Court of California, County of San Francisco, entschied laut Rambus am Mittwoch eine Jury mit neun gegen drei Stimmen gegen Rambus. Während Micron in einer Mitteilung [8] behauptet, die Jury sei dabei der eigenen Argumentation gefolgt, stellt Rambus [9] die Entscheidung eher als einen Freispruch aus Mangel an Beweisen dar: Diese hätten nicht die für eine Antitrust-Klage nötige Belegkraft gehabt. Rambus wiederholt den Vorwurf, dass sich mehrere Chiphersteller verschworen und zunächst die DDR-SDRAM-Preise künstlich gesenkt hätten, um sie nach der RDRAM-Niederlage "um bis zu 500 Prozent zu steigern". Laut Rambus-CEO Harold Hughes prüft sein Unternehmen die Möglichkeiten einer Berufung.

Micron stellt den Sachverhalt erwartungsgemäß anders da: Die Firma macht "technische Mängel, höhere Fertigungskosten und andere Nachteile von RDRAM sowie das Geschäftsgebahren der Firma Rambus" für das Scheitern des Direct-Rambus-Speichers verantwortlich. Wie auch später [10] etwa vor der Markteinführung von DDR2-Speicher hatte Intel 1998 eine halbe Milliarde US-Dollar in Micron investiert, um die Entwicklung von RDRAM zu beschleunigen [11]. Trotzdem lieferte Micron später keine Rambus-Speicherchips. Stattdessen verstrickten sich Rambus und Micron in jahrelange [12] juristische Auseinandersetzungen [13] vorwiegend um Patente. Während sich jedoch Firmen wie Samsung [14] oder Infineon mit Rambus einigten und zahlten, stehen einige Entscheidungen zwischen Micron und Rambus noch aus [15].

Die Rambus-Aktie verlor am Mittwoch rund 60 Prozent ihres Wertes. Die Micron-Aktie hingegen legte um mehr als 20 Prozent zu, obwohl DRAM-Hersteller angesichts niedriger Preise zurzeit in einer schwierigen Situation sind. (ciw [16])


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-1380494

Links in diesem Artikel:
[1] http://www.rambus.com/us/
[2] https://www.heise.de/news/Rambus-kommt-ins-Rollen-9224.html
[3] https://www.heise.de/news/Nvidia-geraet-ins-Visier-der-Rambus-Anwaelte-185970.html
[4] https://www.heise.de/news/Rambus-reicht-Antitrust-Klage-gegen-Speicherhersteller-ein-98135.html
[5] https://www.heise.de/news/Intels-Pannenchipsatz-jetzt-vorgestellt-24270.html
[6] https://www.heise.de/news/Speicherschmiede-Rambus-hat-aerger-mit-Intel-31387.html
[7] https://www.heise.de/news/Intels-neue-Prozessor-Roadmap-mit-Rambus-Praemien-30121.html
[8] http://investors.micron.com/releasedetail.cfm?ReleaseID=624613
[9] http://www.rambus.com/us/news/press_releases/2011/111116.html
[10] https://www.heise.de/news/Intel-pumpt-fast-eine-halbe-Milliarde-Dollar-in-Micron-85831.html
[11] https://www.heise.de/news/Intel-steckt-weiter-Geld-in-Rambus-Speicherchips-43171.html
[12] https://www.heise.de/news/Rambus-vs-Hyundai-und-Micron-Trickreicher-Einstieg-36280.html
[13] https://www.heise.de/news/Rambus-verklagt-Micron-165607.html
[14] https://www.heise.de/news/Samsung-zahlt-900-Millionen-US-Dollar-an-Rambus-Update-909083.html
[15] https://www.heise.de/news/Auch-kalifornisches-Gericht-setzt-Rambus-Patentrechtsverfahren-aus-205186.html
[16] mailto:ciw@ct.de