Mehr als 3 Millionen E-Rezepte eingelöst

Das E-Rezept ist mit 3 Millionen Einlösungen auf einem besseren Weg als noch vor zwei Jahren. Doch in der breiten Bevölkerung ist es noch nicht angekommen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 11 Kommentare lesen
Frau mit Verband zeigt Person am Computer ihre elektronishce Gesundheitskarte. Der Mann hat ein Kartenterminal vor sich und einen Computer hinter sich.

E-Rezept soll bald in ganz Deutschland über die elektronische Gesundheitskarte eingelöst werden können

(Bild: Gematik)

Lesezeit: 5 Min.

Das E-Rezept funktioniert zwar noch nicht perfekt, aber immerhin schon besser als in den Vorjahren. Seit Mitte 2021 wurden mehr als 3 Millionen E-Rezepte eingelöst – die meisten davon als Papierausdruck. Es gibt aber auch andere Möglichkeiten. Eigentlich war die E-Rezept-App als Königsweg gedacht, doch diese erfordert ein persönliches Identifikationsverfahren bei den Krankenkassen vor Ort. Auch wenn die E-Rezept-App immer wieder Updates erfährt – so gab es kürzlich ein Update im App Store, wonach auch iOS-Nutzer ein Profilbild in die App hochladen können – lässt sich aus den vielen schlechten Bewertungen in der App und im Play Store eine gewisse Unzufriedenheit ablesen.

Die Gesundheitsagentur Gematik rechnet damit, dass das E-Rezept mit dem im Juli gestarteten weiteren Einlöseweg "mittels Gesundheitskarte flächendeckend in den Apotheken in Deutschland verfügbar sein wird". Ärzte bei X/Twitter bezeichneten diese neue alte Möglichkeit mit der elektronischen Gesundheitskarte als "Gamechanger".

Dabei stellt der Arzt dem Versicherten ein Rezept aus, das dieser in der Apotheke über das Einstecken der elektronischen Gesundheitskarte in ein Kartenterminal in der Apotheke einlösen kann. Für das Einlösen des Rezepts ist vonseiten des Patienten lediglich seine Versichertenkarte notwendig. "Es ist in der Tat nochmal deutlich praktikabler geworden", sagt Kai Kleinholz, Arzt einer ehemaligen Testregion. Er stellt den Patienten Rezepte aus, signiert sie digital. Da das Rezept über die das Gesundheitsnetz, die Telematikinfrastruktur (TI), an den E-Rezept-Server übermittelt wird, ist es nicht mehr notwendig, dass die Versicherten nur wegen des Rezepts in die Arztpraxis kommen.

Vor allem bei Folgerezepten sei die digitale Möglichkeit praktisch. "Die Patienten können dann direkt in die Apotheke ohne vorher bei uns vorbeikommen zu müssen wegen des E-Rezeptes", sagt Kleinholz. Den Ärzten erspare das viel Zeit, "weil deutlich weniger Betrieb vorne an der Anmeldung ist, da die ganzen Rezeptabholer nicht kommen müssen. Außerdem ist das besser für die Umwelt, da die Wege zur Praxis gespart werden", sagt Kleinholz, für den das E-Rezept eine Win-win-Situation ist.

Problematisch ist es laut Kleinholz allerdings noch bei den Pflegeheimen, weil die Patienten einerseits weniger mobil sind und somit schlecht in die Apotheke kommen, andererseits, weil die Apotheken die Portionierung der Medikamente nicht abrechnen könnten. Die Apotheken zeigen sich generell weniger zufrieden mit dem E-Rezept, wie auch aus Berichten von Apotheke Adhoc hervorgeht. Nur ein geringer Teil der Rezepte werde als E-Rezept eingelöst – in den meisten befragten Apotheken weniger als eine Handvoll.

"Im Vergleich zu den mehr als 450 Millionen rosa Kassenrezepten pro Jahr ist das noch relativ wenig. Aber es geht in den vergangenen Wochen erheblich voran, da seit Anfang Juli ein dritter Weg zum Einlösen von E-Rezepten verfügbar ist [...]. Die Gesundheitskarte erhöht die Akzeptanz des E-Rezeptes bei den Menschen und auch in die Arztpraxen. Die Apotheken sind bundesweit schon seit Herbst 2022 in der Lage, E-Rezepte einzulösen, und erwarten, dass die E-Rezepte langfristig ihre eigenen Arbeitsprozesse optimieren werden, sodass ihnen mehr Zeit für die Beratung der Patientinnen und Patienten zur Verfügung steht", teilt Anke Rüdinger, Vorstandsmitglied beim Deutschen Apothekerverband (DAV) und Leiterin des "Digital Hub" der ABDA (Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände) heise online mit.

Während die Nutzung der E-Rezept-App ohne Anmeldung nach Angaben der Gematik weiterhin in Arbeit ist, gibt es immer mehr Möglichkeiten, das E-Rezept einzulösen. Vor kurzem haben etwa die E-Rezept-Enthusiasten mit der Firma eHealth Experts (eHex) zusammen eine weiteren Einlöseweg in einer Zahnarztpraxis in Düsseldorf etabliert. Nachdem der Arzt das E-Rezept über das Praxisverwaltungssystem an die TI übermittelt hat, kann der E-Rezept-Token beziehungsweise der QR-Code direkt auf dem angepassten Kartenterminal angezeigt werden. Dann scannt der Versicherte mit einer geeigneten App – der E-Rezept-App der Gematik oder einer App aus dem Apotheken-Umfeld – den QR-Code, der auf dem Kartenterminal angezeigt wird. Anschließend kann der Versicherte das E-Rezept an eine Apotheke der Wahl weiterleiten.

Die Lösung von eHex und den E-Rezept-Enthusiasten funktioniert sehr ähnlich wie die App Rezepte.lol. "Zunächst wird ein einzigartiges und zufälliges Token vom Server abgerufen und mit dem öffentlichen Schlüssel des Senders über eine Kommunikationsplattform, wie beispielsweise eine Messenger-App, geteilt", erklärt Felix Handschuh. Wenn der Link geteilt wird, werden die Daten für das Rezept noch nicht auf dem Telefon hochgeladen. Nachdem der Empfänger den Link in der App annimmt, erhält der Sender eine mit dem Public Key des Senders verschlüsselte Nachricht. Sender und Empfänger gleichen einen Einmalcode ab. Nach Bestätigung werden die Informationen mit dem Public Key des Empfängers verschlüsselt und geteilt. Das soll verhindern, dass Dritte, wie der Server, auf die E-Rezept-Daten zugreifen können, erklärt Schwerdtfeger auf Github.

(mack)