SpaceX baut Spionagenetz "Starshield" für US-Militär

Für einen US-Geheimdienst soll SpaceX ein neues Netz aus hunderten Satelliten aufbauen. US-Berichten zufolge geht es um Totalüberwachung der Erdoberfläche.

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Soldaten vor Überwachungsbildschirmen

Der militärische Nachrichtendienst NRO plane eine lückenlose und ständige Überwachung der Erdoberfläche.

(Bild: Gorodenkoff/shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Nico Ernst
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Der militärische Nachrichtendienst "National Reconnaissance Office" (NRO) der Vereinigten Staaten soll sich von SpaceX ein neues Netz an Spionagesatelliten aufbauen lassen. Dies berichtet Reuters unter Berufung auf fünf um Anonymität bemühte Quellen. Demnach soll das "Starshield" genannte Projekt ein Auftragsvolumen von 1,8 Milliarden US-Dollar haben. Für das NRO arbeiten Soldaten der US Space Force sowie der CIA, vorwiegend, indem sie Satellitenbilder für andere Teilstreitkräfte und Dienste bereitstellen.

Dass es ein Vorhaben namens Starshield gibt, ist bereits seit 2022 bekannt, bisher war aber nicht klar, was genau dahintersteckt, wer es betreiben soll, und wie weit der Aufbau fortgeschritten ist. Reuters zufolge geht es um die lückenlose und ständige Überwachung der Erdoberfläche. Das soll unter anderem für militärische Zielerfassung dienen. "Niemand kann sich verstecken", sagte einer der Hinweisgeber der Nachrichtenagentur.

Dafür soll es ein Netzwerk aus hunderten neuer Satelliten geben, die unabhängig von dem ebenfalls von SpaceX aufgebauten Starlink arbeiten sollen. 2022 wurde noch davon ausgegangen, dass der bei SpaceX neu gegründete Geschäftsbereich Starshield eine Unterabteilung von Starlink darstellen soll. Dass sich diese Sparte des Unternehmens um Kunden aus der US-Regierung kümmern soll, gab SpaceX damals bereits an.

Das Starshield-Netzwerk soll laut Reuters aus verschiedenen Satelliten bestehen. Größere Flugkörper sollen die für die Überwachung nötigen Sensoren beherbergen, kleinere für die Kommunikation untereinander dienen. Dies wird durch direkte Laserverbindungen bewerkstelligt. So sind auch die Starlink-Satelliten untereinander vernetzt. Das neue Starshield soll sich in niedrigen Umlaufbahnen aufhalten (low earth-orbit, LEO). Wie hoch dadurch die Auflösung etwa von Bildern und Videos ausfallen kann, geht aus dem Bericht nicht hervor.

Schon seit 2020 werden den Quellenangaben zufolge Prototypen der Satelliten an Bord von Falcon-9-Raketen ins All geschossen. Inzwischen sollen es rund ein Dutzend sein. Entsprechende, von SpaceX ausgesetzte, aber nicht klassifizierte Objekte fänden sich auch in einer US-Datenbank. Zwei der Hinweisgeber haben bestätigt, dass es sich dabei um Starshield-Satelliten handeln soll. Dafür soll es vor dem 1,8-Milliarden-Vertrag ein eigenes Programm mit einem Volumen von 200 Millionen US-Dollar gegeben haben.

Abgesehen von den Reuters-Berichten gewinnt die militärische Infrastruktur im Weltall zunehmend an Bedeutung. Erst im Februar 2024 gab es Hinweise darauf, dass Russland ein Programm für den Einsatz von Atomwaffen gegen Satelliten betreiben könnte. Auch die Cybersicherheit von Satelliten gerät zunehmend in die Diskussion. Vor diesem Hintergrund scheint ein neues, von bisheriger Infrastruktur getrenntes, Spionagenetz am Himmel für Geheimdienste durchaus interessant.

(nie)