T-Online will in England einkaufen

Die Berichte um eine Übernahme des britischen Internetproviders Freeserve durch T-Online verdichten sich. Die Deutsche Telekom soll etwa 20 Milliarden Mark geboten haben.

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Von
  • Holger Bleich

Die Gerüchte über eine Übernahme des britischen Internetproviders Freeserve durch T-Online verdichten sich. Am Sonntag hatte die Londoner Sunday Times berichtet, T-Online wolle Freeserve-Besitzer Dixons PLC pro Aktie 650 Pence bieten. Der Aktienwert lag am Freitag zu Börsenschluss bei 392 Pence. Angespornt durch die Gerüchte stand sie am heutigen Dienstag um 13.00 Uhr bereits bei 481 Pence.

Sowohl die T-Online-Mutter Deutsche Telekom als auch Freeserve bezeichneten die Berichte als bloße "Spekulation". Laut der BBC soll das T-Online-Angebot aber ein Volumen von etwa 20 Milliarden Mark haben. Damit könnte der deutsche Provider den kompletten zum Verkauf anstehenden Freeserve-Anteil von Dixon PLC erwerben. Allerdings steht die Telekom vor einem Problem: Am morgigen Mittwoch beginnt die Zeichnungsfrist für den zweiten Börsengang, und am 19. Juni wird diese Tranche erstmalig platziert. Weil die Telekom-Aktien auch in New York gehandelt werden, unterliegt der Konzern auch der US-amerikanischen Börsenaufsicht. Dort gibt es strenge Restriktionen für die Aktivitäten einer Firma kurz vor und nach ihrem Börsengang. Die Telekom müßte, falls der Freeserve-Deal stattfindet, mit einer Untersuchung durch die amerikanische Securities an Exchange Commission (SEC) rechnen. Deshalb gehen Analysten davon aus, dass eine eventuelle Übernahme erst nach dem Börsengang über die Bühne gehen wird.

Generell bewerten die Börsianer eine Übernahme von Freeserve positiv. Der größte britische Internetprovider hat 1,9 Millionen Nutzer und verfügt über ein gut besuchtes englischsprachiges Portal mit eigenem Content. Eine gute Gelegenheit für T-Online, sich in den so wichtigen englischsprachigen Internet-Markt einzukaufen. Auch für Freeserve hätte der Deal Vorteile: Die Firma möchte unbedingt mobile Internetdienste anbieten. Durch die britische UMTS-Lizenz, die die Deutsche Telekom mit One2One erworben hat, könnte dies doch noch gelingen. Außerdem braucht Freeserve einen finanzstarken und kompetenten Partner. Als die Konkurrenz Anfang dieses Jahres die ersten Flatrateangebote lanciert hatte begannen die Aktien der Firma, an Wert zu verlieren. Noch im März kosteten sie 920 Pence pro Stück.

Neben der Deutschen Telekom ist als potenzielle Käufer auch die Londoner Kabelfernsehgesellschaft NTL im Gespräch. Allerdings hält hier die France Telecom einen 20-prozentigen Anteil. Die Franzosen wiederum haben gerade Vodafone AirTouch die Mobilfunk-Firma Orange abgekauft. Ein solcher Deal wäre also kartellrechtlich zumindest bedenklich. Außerdem ging NTL bei der britischen UMTS-Lizenzversteigerung leer aus, ist also für Freeserve weniger interessant. (hob)