Taiwan: Erdbebenschutz sichert Lieferketten von AMD, Apple, Nvidia, Intel & Co.

Der weltweit größte Chip-Auftragsfertiger TSMC gibt Entwarnung. Die Sicherheitsmaßnahmen gegen Erdbeben haben gut funktioniert.

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Reinraum eines Halbleiterwerks von TSMC

In einem Reinraum von TSMC. Die Produktion ist nach dem Erdbeben schon wieder angelaufen.

(Bild: Taiwan Semiconductor Manufacturing Co., Ltd.)

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Taiwan hat das stärkste Erdbeben seit 25 Jahren erlitten. Weitreichende Vorsichtsmaßnahmen verhindern nun größere Schäden und damit Auswirkungen auf die weltweiten Lieferketten – obwohl Taiwan eine der wichtigsten Regionen bei der Chipfertigung ist. Der weltweit führende Chip-Auftragsfertiger Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC) etwa unterhält auf der Insel die meisten seiner Halbleiterwerke, darunter die fortschrittlichsten Produktionsstätten der Welt mit 3-Nanometer-Technik. Andere Chip-Auftragsfertiger wie UMC produzieren auch mit älterer Fertigungstechnik essenzielle Halbleiterbauteile, etwa Mikrocontroller für Autos.

Es ist den weitreichenden Präventionsmaßnahmen zu verdanken, dass sich die Schäden in Grenzen halten. TSMC hat bei internationalen Börsen eine Statusnachricht eingereicht, dass die der Betrieb nur für einige Stunden angehalten wurde.

An TSMC-Standorten lagen die Erdbebenstärken noch bei 4 bis 5. Es soll überschaubare Schäden gegeben haben, nicht jedoch an der kritischen Ausrüstung. Alle Lithografie-Systeme mit extrem-ultravioletter (EUV-)Belichtungstechnik etwa sind unbeschadet. Diese Systeme benötigt TSMC für alle Prozesse ab der 7-Nanometer-Generation, also unter anderem für die aktuellen Prozessoren und Beschleuniger von AMD, Apple, Intel und Nvidia. Ein einzelner EUV-Belichter kostet rund 175 Millionen Euro.

Bereits 10 Stunden nach dem Erdbeben hat TSMC die Chipproduktion wieder weitgehend hochgefahren. Die Fab 18, in der die Firma mit 3-nm-Technik produziert, sogar wieder zu 80 Prozent. Nvidia hat gemäß Reuters bereits verlauten lassen, dass keine spürbaren Einflüsse auf die Lieferkette zu erwarten sind.

TSMC teilte unter anderem der Taiwaner Börse TWSE und der US-amerikanischen NASDAQ mit:

"Die Sicherheitssysteme von TSMC arbeiten normal. Vorbeugende Maßnahmen zur Gewährleistung der Sicherheit und des Wohlergehens der Mitarbeiter wurden zu diesem Zeitpunkt gemäß den geltenden Verfahren eingeleitet, und einige Produktionsstätten wurden evakuiert. Alle Mitarbeiter sind wohlauf und kehrten kurz nach dem Vorfall an ihren Arbeitsplatz zurück. Das Unternehmen wertet derzeit die Auswirkungen aus.

Erste Inspektionen zeigen, dass unsere Baustellen normal sind. Dennoch hat das Unternehmen die Arbeit auf den Baustellen für den 3. April ausgesetzt und wird sie nach weiteren Inspektionen wieder aufnehmen.

Aufgrund der umfangreichen Erfahrungen und Fähigkeiten von TSMC im Bereich der Erdbebenbekämpfung und Schadensverhütung sowie regelmäßiger Katastrophenübungen zur Sicherstellung der vollen Einsatzbereitschaft erreichte die Gesamtwiederherstellung der Werkzeuge in unseren Fabriken innerhalb von 10 Stunden nach dem Erdbeben mehr als 70 %, wobei neue Werke wie die Fab 18 mehr als 80 % erreichten. Eine kleine Anzahl von Werkzeugen wurde in bestimmten Anlagen beschädigt, was deren Betrieb teilweise beeinträchtigte. Es gibt jedoch keine Schäden an unseren kritischen Werkzeugen, einschließlich aller unserer EUV-Lithografie-Systeme.

TSMC setzt alle verfügbaren Ressourcen zur vollständigen Wiederherstellung ein, und es wird erwartet, dass die betroffenen Anlagen im Laufe der Nacht die Produktion wieder aufnehmen. Wir stehen in engem Kontakt mit unseren Kunden und werden die Situation weiterhin genau beobachten und gegebenenfalls direkt mit unseren Kunden kommunizieren."

Taiwan hat aufgrund seiner geografischen Lage strenge Vorschriften zur Erdbebenbekämpfung. TSMC brüstet sich, diese Vorschriften seit dem starken Erdbeben im Jahr 1999 nochmals deutlich zu übertreffen.

Andere Firmen wie der Speicherhersteller Micron evaluieren die Schäden derweil noch. Der taiwanische und auf Speicher spezialisierte Marktbeobachter Trendforce berichtet jedoch, dass es kaum bis keine Auswirkungen auf die Produktion von Arbeitsspeicher (DRAM) geben soll. Die meisten Silizium-Wafer haben das Erdbeben demnach überstanden.

Die Leitung des Hsinchu Science Parks, wo sich unter anderem Halbleiterwerke von TSMC und UMC befinden, pflichtet bei, dass man keine größeren Auswirkungen erwartet.

(mma)